Dienstag, 2. März 2010

So zockt Sanaphone alte Menschen ab

Die Sanaphone GmbH, eine Unternehmung der versandgroup.ch tolleriert offenbar eigenartige Vertriebsmethoden, um alten Menschen ein Medikament anzudrehen, dessen Wirksamkeit bezweifelt werden muss. Nach einem Gespräch mit Herrn B.* kommen bei mir zudem Zweifel an der Legalität auf.

Schon fast 80-jährig schätze ich mich glücklich, noch beide Elternteile zu haben, auch wenn es beide nicht leicht hatten und haben. Meine Mutter bekämpfte schon zweimal den Krebs, musste sich Operationen und Bestrahlungen aussetzen und nimmt seit vielen Jahren präzis dosiete und kontrollierte Medikamente ein. In letzter Zeit erhält meine Mutter auffällig viele Anrufe von Firmen, die mit Magnetbändern und Wasserbädern, Nahrungszusätzen und Wunderheilmitteln alle möglichen Altersbeschwerden zunichte machen wollen.

Meine Mutter ist wie gesagt fast 80. Sie hat Mühe der schnelllebigen Zeit zu folgen. Sie bittet ihr Gegenüber oft, sich bitte etwas langsamer auszudrücken. So trug es sich zu, dass an einem Tag Ende Februar sich eine Frau bei meiner Mutter telefonisch meldete. IhrName sei so schnell dahergesprochen gewesen, genau so der Firmenname, dass beides kaum zu verstehen war und auch der Name des Herrn Doktor, mit dem sie verbunden werden könne, blieb von meiner Mutter vorerst unverstanden. Die Rentnerin versuchte dem Gesagten zu folgen und notierte sich den Namen des "Doktors", dem Herrn B. und dessen Telefonnummer. Weiter konnte sich meine Mutter nur Wortfetzen merken, die Rede sei von 57 Franken gewesen für "etwas gegen Krebs". Morgens und abens soll sie das Mittel nehmen und dann gehe der Krebs weg. Meine Mutter beschäftigte sich viel mehr mit der Frage, woher diese Anruferin von ihrem Leiden wusste und suchte jeweils einen Weg, die "ständig redenden Leute" irgendwie abzuwimmeln.

Offenbar kam es bei diesem Gespräch zu einer Art "Zusage", die man beim Callcenter der Firma als Bestellung interpretierte. Wenige Tage später folgte auch promt eine Lieferung "Vitafit Algen" der Firma SanaPhone GmbH in St. Gallen für sage und schreibe 238 Franken, abzüglich einer "Rabatt Bestellung" von 9 Franken.

Meine erste Reaktion war: Das ist eine Firma, die alte Menschen über's Ohr haut. Also rufe ich dem Herrn B. an und erzähle ihm von meiner Mutter, den Operationen und der komplizierten Behandlung und ich erwähne auch, dass sie mit seiner Firma telefoniert habe. Herr B. ist freundlich, er sei hier nur im Call-Center, setzt aber gleich zu einem Verkaufsgespräch an. Die Produkte von Sanaphone seien sehr gut, reinigen den Körper und verhelfen zu neuer Vitalität. Auf die Frage, ob er ein Arzt sei sagt er "Nicht so ganz" und er habe eben Abgebrochen, wisse aber gut Bescheid. Wieder folgen Vorteile der Vitalalgen und die vielfältige Wirksamkeit auf den Körper. Nach mehreren Versuchen Herrn B. von seinem Verkaufsstress zu befreien, gelingt es mir einzuwerfen, dass meine Mutter überrumpelt worden sei und er mir bitte einen Vorschlag machen möchte, wie die "Medikamente" zurückzugeben seien. Herr B. lässt nicht locker. Das seien Top-Heilmittel in denen 10 Monate Forschung steckten und er müsste jetzt schon Abklärungen machen, wer die Bestellung aufgenommen habe, schliesslich nehme man alle Telefonate auf und zurücknehmen gehe nicht, wenn es Bestellt wurde.

Etwas ungeduldiger gebe ich Herrn B. zu verstehen, dass das Aufzeichnen von Telefonaten nur mit Einwilligung des Gesprächspartners gestattet sei und ich noch nie einen Fast-Doktor kennengelernt habe und ich mich frage ob es legal sei, seine Produkte als Heilmittel zu bezeichnen. Ich Herrn B. ein weiteres Mal höflich, er möchte mir einen Vorschlag machen, wie diese Packung nicht gewollter "Medikamente" wieder zurückzugeben seien. Ich hätte, so fügte ich weiter an, durchaus die Möglichkeit diesen Disput öffentlich über die Medien auszutragen.

Nun wurde Herr B. harsch. "Streichen Sie einfach alles durch und schicken Sie es zurück mit dem Vermerk 'nicht bestellt' ". Weitere Einwände liess er nicht mehr zu. Er müsse jetzt auf den Zug, sonst müsse er 2 Stunden warten. Mein Vorschlag, der Vertriebsfirma anzurufen blockte er ebenfalls ab. Er wolle mir morgen anrufen, aber jetzt müsse er gehen. "Nein Herr B. ich will das jetzt geregelt haben". Er müsse nach Konstanz, der Zug fahre in 7 Minuten.

So ein Pech.

Ich habe keine Ahnung, ob und in welcher Weise die Produkte von Sanaphone nützen. Ich rate aufgrund dieser Erfahrung aber auf jegliche Geschäfte mit Sanaphone zu verzichten. Die laut Handelsregistereintrag seit November 2009 aktive Sanaphone war trotz "Öffnungszeiten bis 20.00 Uhr" leider nicht zu erreichen. Ich lasse die Kommentare gerne offen, für eine allfällige Gegendarstellung. Und bitte gleich noch einen Vorschlag machen, wie wir hier diese ungewollte Packung Algen die Krebs heilen sollen, ohne Kosten wieder los werden. Denn eigentlich wollte ich nie etwas anderes...

Update: Ein Herr G.* von der Versandgroup offerierte inzwischen die kostenlose Rücksendung des Pakets. Dies nachdem er die heimliche Aufzeichnung des Verkaufsgesprächs von Herrn B. mit meiner Mutter abgespielt hatte und offenbar zum Schluss gekommen war, dass tatsächlich eine Frau von der Redegewandtheit eines Verkäufers überrumpelt worden war. Auf meine Anmerkung, er dürfe nicht einfach Telefonate aufzeichnen, hielt der Mann ein genaues Datum bereit, seit wann dies gesetzlich erlaubt sei. Als ich die wertvollen Algenstoffe zuletzt als "Grümpel" bezeichnete, bestand Herr G. darauf, dieses Gespräch aufzuzeichnen - Die wissen aber gut Bescheid, für eine Firma, die vom Nutzen ihrer Algen und von der Legalität ihres Tuns überzeugt ist...

* Namen dem Blogger bekannt

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bei den von Sanaphone vertriebenen Produkten handelt es sich um wertvolle Vitalstoffe, die den Körper reinigen und begleitende Maßnahmen unterstützen können. Es handelt sich nicht um ein Medikament. Bitte entfernen Sie sämtliche falschen Behauptungen.

Goggi hat gesagt…

Haha! Welche falschen Behauptungen. Zeig Dich Du Anonymer!

Thomas M. hat gesagt…

Ich (24 - keine Beschwerden, keine verschriebenen Medikamente, keine ernste Arzt- oder Spitalbesuche in den letzten Jahren) wurde heute ebenfalls von Sanaphone kontaktiert. Einen Namen habe ich nicht verstanden, der Firmenname wurde jedoch deutlich übermittelt. Auch mir wollte man diese Algenpackung andrehen, was ich jedoch mit einer Vielzahl von "Nein's" abwenden konnte. Meine Bitte die Telefonnummer aus der Datenbank zu löschen wurde bestätigt (und ich hoffe umgesetzt). Wenn der gute Herr "Anonym" gerne Algen frisst, so soll er das getrost tun, ich lasse weiterhin evtl. auftretende Beschwerden ärztlich behandeln, ohne vorgängig Seegras oder Ähnliches zu futtern. Möchte Goggi an dieser Stelle unterstützen bei der Vermutung von "Über-den-Tisch-ziehen".

Goggi hat gesagt…

Danke Thomas M.

Ich wurde inzwischen von Konsumentenschützer-Seite um weitere Informationen gebeten. Offenbar ist die Sache wie vermutet nicht ganz "sauber"

Anonym hat gesagt…

Hallo Goggi

Da ich schon seit längerem auf der Suche nach einer Stelle war, habe ich mich auf ein Inserat der Versandgroup Holding AG (Sanaphone AG) gemeldet.
Kurz darauf konnte ich mich auch schon dort schnuppern gehen. Als Einführung musste ich eine Stunde lang verkaufsgespräche mit anhören. Nach einem halben Tag habe ich das ganze nicht mehr ausgehalten und bin gegangen. Die agressivität,die am Telefon ausgelebt wurde war mir einfach zu wider. Ich bin Zeugin gewesen von Verkaufsgesprächen, bei denen der Kunde übers Ohr gehauen wurde. Der Kunde hat meiner Meinung nach gar nicht gemerkt, dass er etwas gekauft hat, da er auf Grund seines Alter die Situation gar nicht einschätzen konnte. Ich bin gerne bereit Ihnen weitere details dazu zu geben.
Gibt es eine Möglichkeit Ihnen auf anderem Weg zu kommunizieren?
Vielen Dank

Anonym hat gesagt…

Guten Tag
Wenn Sie keinen Job haben und finden etwas, dann wollen Sie auch Ihr bestes geben. Was auch bei mir der Fall war. Sie sind bei der Sanaphone immer unterdruck wenn Sie weiterhin arbeiten wollen. Sie müssen mindestens 2 Packungen pro Tag verkaufen von 120-150 anrufen. Die mitarbeiter müssen schnell den Abschluss suchen. Sie müssen einfach einen Ja hören und das reicht für Sie. Ob sie es wollen oder nicht spielt eigentlich keine Rolle. So werden die Mitarbeiter gezwungen zu verkaufen und wenn Sie nichts verkaufen weil Sie ehrlich sind, dann sind Sie am A.... Die Telefonnummern von allem sind gespeichert ob Sie einen Stern im Telefonbuch haben oder nicht spielt eigentlich keine Rolle. Ich weiss nicht wie die Firma auf die Namen im Telefonbuch gekommen sind. 80 anrufe von 100 sind am meistens ältere Frauen. Die Call Centern sollen abgeschaft werden, weil die Menschen werden gezwungen etwas zu kaufen und die Mitarbeiter werden auch gezwungen zu verkaufen. Die Kündigung frist ist ein Tag während der Probezeit von 3 Monaten. Was ich nur positiv über die Firma sagen kann. Die produkte wirken positiv.

jana hat gesagt…

auch ich habe in der letzten woche eine stelle bei der sanaphone in basel angenommen, nachdem ich vom stundenlohn von 30 Fr. gehört und nichts anderes gefunden habe...ein vorstellungsgespräch gibt es nicht, sie brauchen jede arbeitskraft weil viele es nur kurze zeit aushalten, menschen solchen mist anzudrehen...ich habe knapp 1 woche gearbeitet und wurde dann glücklicherweise entlassen, die gründe sind: 1. ich wollte zu genau wissen wie der lohn berechnet wird, erklärt wurde es mir bis heute nicht und ich werde wohl eine überraschung erleben ende monat...
2. zu wenig verkäufe, ich habe nicht wie andere nachgebohrt bis ich jemanden zu einem ja überreden konnte sondern freundlich akzeptiert, ich würde solche produkte zu diesen völlig überrissenen preisen wohl auch nie kaufen!!
3. ich nehme es nicht ernst, weil ich mich, während das telefon wählte, anders (zeitung, handy) beschäftigte...obwohl sie die wartezeit am telefon nicht zahlen wollen, soll ich nur dasizten und warten, weil ich dann vieeel besser verkaufen würde...so en seich!

es war eine interessante erfahrung, diese firma ist für mich ein witz! schade, dass sich immer noch viele leute zu einem kauf überreden lassen oder das erzählte glauben...die angestellten, die das für längere zeit machen glauben es selbst wohl auch schon, fluchen über die menschen, die nichts kaufen wollen, dabei ist das für mich die einzig normale reaktion!
es gibt wohl nie verbote, solche firmen wissen genau über ihre rechte bescheid und so lange es funktioniert geht es weiter...deshalb gibt es nur eine lösung, kauft niemals etwas am telefon!! es gibt keinen grund dafür...produkte, die nötig sind, gibt es in läden, der markt ist für mich völlig unnötig! zuhören und freundlich bleiben ist meine devise, die verkäufer können häufig nichts für ihre situation...aber wenn niemand mehr kauft, sterben auch die hartnäckigsten dubiosen geschäftemacher aus!!

Anonym hat gesagt…

Noch ne Storry gefällig?

22.3.2011 Herr B. des Gesundheitszentrum Basel ruft mich an und möchte mir gerne Omage3 Produkte verkaufen. Man habe mich ja bereits auf dem Post Weg informiert. Ich erkundige mich nach der Adresse wohin man mir Informationen gesendet haben wolle. Der Herr blockt ab und will mir lieber von seinem Produkten erzählen. Ich bringe ihn dazu mir zu bestätigen, dass er auf seinem Bildschirm sowohl meinen Namen wie auch meine Adresse und Telefonnummer sieht. Ich weise ihn darauf hin, dass diese Daten unter das Datenschutzgesetz fallen und möchte nochmals genau den Namen der Firma erfahren die mich anruft. Das Gesundheitszentrum Basel aus St. Gallen sagt er mir etwa drei mal, keine genauere Adresse. Ich möchte wissen, wie denn meine Adresse in seinen Computer gelangt ist. Dies wisse er nicht. Ich bitte ihn, mir doch zu sagen, wie ich an eine Person gelangen kann, die mir das Sagen kann. Der Herr wird langsam unfreundlich, meint mit mir werde er wohl kein Geschäft machen und hängt einfach auf.

Also mal Google und Weisseseiten bemühen und nach dem Basler Gesundheitszentrum und der Telefonnummer suchen.

Das Basler Gesundheitszentrum gibt es wirklich. Nur dort bestätigt man mir, dass kein Herr B. da Arbeite und man schon gar nicht irgendwelche Produkte per Telefon verkaufe. Da müsse sich jemand anderes so ausgegeben haben.

Bei einem Rückruf auf die Telefonnummer von Herrn B. erklingt leider auch eine Nichtsagende Ansage, dass man mich wieder für ein Verkaufsgespräch anrufen werde. Keine Firmenbezeichnung.

Google spuckt die Adresse eines Call Centers heraus. Also dort angerufen. Ja, man kenn das Problem, das seien nicht sie, das sei ein Callcenter der Versandgroup Holding welches unter dieser Nummer opperiere.

Versandgroup Holding? Das sind doch die, bei welchen ich mich schon zwei mal habe aus dem Datenbestand löschen lassen und mir von Herrn R.d.V. schon versprochen wurde, ich sei auf einer Internen Blacklist und würde sicher nicht nochmals angerufen.

Also dort angerufen. Herr B. arbeite im Callcenter von Sanaphone in Basel, man könne mich nicht verbinden. Herr G. wolle mich aber zurückrufen. Man könne sich nicht erklären, warum Herr B. wiederholt einen falschen Firmennamen angegeben habe und nicht bereit gewesen sei mir Auskunft zu geben.

Herr G. werde sich dem Fall annehmen.

Herr G. ruft mich schliesslich auch an. Man werde die Aufnahmen des Verkauftsgesspräches mit Herrn B. anfordern. Wenn er wirklich einen falschen Firmennamen genannt habe, sei dies sehr schlecht. Und man werde mir auch Auskunft geben, wie man in den Besitz meiner Daten gelangt sei und warum diese trotz Sperrung benutzt wurden.

Ich habe dann auch bei Sanaphone angerufen. Offenbar hatt Herr B. kurz nach dem Telefonat mir mit aus Gesundheitsgründen frei genommen. Ich kann ihn nicht zur Rede Stellen.

Das war vor einer Woche.

Sanaphone ist aus dem Telefonbuch verschwunden.

Bei Versandgroup nachgefragt und warte wieder auf einen Anruf von Herrn G.