Samstag, 22. Oktober 2011

Entscheidungen

Die einzig wahre Konstante im Universum sind Entscheidungen. Als damals ein paar Aminosäuren sich entschieden haben, mit den Einzellern zu interagieren, ermöglichte dies letztlich die Entstehung der Menschheit. Und das Gewinnen im Lotto. Zwar wurde die Entwicklung hin und wieder gebremst, etwa als sich die Mikroben zuerst im Wasser versuchten, statt sich lieber gleich auf Land weiter zu entwickeln, aber alles in allem ist das was wir heute als Wunder der Natur betrachten, nichts weiter als die Verkettung richtiger Entscheidungen.

Auch falsche Entscheidungen vermeintlich intelligenter Menschen - zum Beispiel einen Weltkrieg anzufangen oder FC Luzern Fan zu werden - tun der Entwicklung der Menschheit keinen wirklichen Abbruch. Erstens lernt man ja aus Fehlern und zweitens ist die Chance, dass der eine oder andere Mensch den totalen atomaren Krieg und mit ihm das gesammelte Wissen überlebt, heutzutage durchaus gross.

Und je nachdem wie gross für jeden Einzelnen das eigene Universum ist, können Entscheidungen durchaus überdimensionaler Natur sein. Zum Beispiel die Entscheidung als Aargauer einen Lottoschein auszufüllen. Im Gegensatz zur Entscheidung bei Rot über eine stark befahrene Strasse zu gehen, ist das allerdings ein Entscheid mit unbestimmtem Ausgang. Die Wahrscheinlichkeit beim Lotto die richtige Kombination aus Nummern, Sternen und Kiosk zu finden und damit die universale Fügung zu zwingen, im richtigen Moment zuzuschlagen, liegt bei mehreren Milliarden zu Null. Als würde es Schicksal oder Zufall geben, ach kommt mir doch nicht so!

Nun wäre noch zu hoffen, bei so vielen richtigen Entscheidungen, angefangen bei den Aminosäuren bis hin zum Kreuz auf dem richtigen Lottoschein, mir mögen dereinst auch ein paar richtige Entscheidungen gelingen. Wie sich mein eigenes Universum gerade entwickelt könnte man durchaus als Knick im Raum-Zeit-Kontinuum bezeichnen. Meine Liebe zu Renato ist nur der 10 Jahre wegen nicht ganz grenzenlos, denn so lange ist er erst auf dieser Welt. Den FC Aarau gebe ich ebenfalls nicht mehr her. Mir käme ein Tätowierer gerade ganz richtig - kennt jemand einen? Denn das gehört in Stein gemeisselt, oder mit Tinte in die Haut gestochen. Euch liebe ich für immer und das waren die besten Entscheidungen die ich je getroffen habe. Alles andere ist vergänglich und ohne nachhaltige Beständigkeit. Das heisst: ich weiss es nicht genau. Vielleicht hilft auch hier eine Entscheidung.

Seufz.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Das Leben ist schön

Manchmal soll man einfach nur im Kafi sitzen, das Servicepersonal sich fragen lassen, warum der Typ so strahlt und das Leben schön finden, auch wenn es nur ein kleines Inselchen ist im doofen Alltag - ich könnte heulen vor Glück. Auf diesem Bild v.l.n.r.: Meine heutige Reportage, mein Lappi, meine Titelgeschichte, mein Kafi und mein angeknabbertes Gipfeli

Sonntag, 2. Oktober 2011

Ganz ganz böse Fussballfans

Jetzt ist es mal wieder passiert! Endlich, muss man fast sagen. Im Letzigrund trennen sich Fussballchaoten zum feierlichen Spielabbruch, nachdem man sich gegenseitig das Feuerwerk brennend zugeworfen und allerlei Inventar und Personal vermöbelt hatte. Ein gefundenes Fressen für Medien und ahnungslose Panikmacher.

Damit das klar ist: Eine Würdigung der Letzigrund-Chaoten ist ganz sicher nicht angebracht. Genau so wenig aber auch die "Skandal!"-Ausrufe, die mit gefühltem Mahnfinger geschrieben, im Sekundentakt von allen Seiten auf mich niederprasseln.

"Nie wieder gehe ich in ein Fussballstadion".
"Eine Schande für unser Land"
"Skandal! Und die armen Kinder!"
"Fickt euch alle gegenseitig ins Knie"

Bereits vorprogrammiert sind TV-Debatten zwischen der restriktiven Sanktgallerin und hilflosen Fan-Betreuern und Ligaverantwortlichen, über Gewalt in den Stadien, Hooligans und vernachlässigter Sicherheit an Fussballspielen. Dabei beinhaltet schon dieser Ansatz drei Irrtümer: Erstens findet die Gewalt zu 99% ausserhalb des Stadions statt, zweitens ist der Begriff "Hooligan" ungefähr gleich falsch, als würde man einen Verkehrssünder als Einbrecher bezeichnen und drittens sind Ausschreitungen wie diese kein fussballspezifisches Problem, sondern ein gesellschaftliches. Diesen Fehleinschätzungen folgen aber nicht nur Medien und fehlbesetzte Diskussionsrunden, sondern ziehen auch völlig nutzlose Gegenmassnahmen nach sich.

Versitzplatzung, Polizeiaufgebote und horrende Kosten

Verlierer gibt es eine ganze Reihe: Die Fussballclubs werden von der Disziplinarkommission mit Punkteabzügen und Bussen belegt, die Sicherheit muss pro Spiel um 100'000 Franken erhöht werden, den Fussballfans wird der schöne Sport genommen. Super Sache. 3:0 für die Chaoten die man nicht im Griff hat, die ja nicht einmal Hooligans sind. Noch nicht mal Ultras. Es sind einfach nur Chaoten, die weder mit dem FCZ, mit GC oder überhaupt mit Fussball etwas zu tun haben. Es handelt sich um minderbemittelte Zeitgenossen, die schon die letzte SMS-Party oder 1.Mai-Feier zerstört haben. Und der Triumph der Chaoten wird um so grossartiger und zur Wiederholung erstrebenswerter, weil die daraus folgenden Massnahmen geradewegs zum Kantersieg über den Fussball führen: Die Stadien bestehen nur noch aus überteuerten Sitzplätzen, normale Zuschauer werden nur noch unter Generalverdacht und nach Leibesvisite an ein Spiel gelassen und den Clubs entstehen dank neuen Auflagen und Massnahmen noch höhere Sicherheitskosten - die sie heute schon nicht mehr bezahlen können.

In anderen Worten: Panik ist nicht angesagt, auch wenn Direktbetroffene mit einer Wut im Bauch das Letzigrund verlassen haben und heute über die ganz ganz bösen Fussballfans schimpfen. Die Diskussion muss geführt werden, aber nicht unter der Befehlsgewalt der Chaoten, sondern im Konsens mit Fans, den Clubs, Behörden und jenen die den ganzen Spass bezahlen. An einem Tisch an dem sich Fachleute treffen und nicht Schönwetterredner die im Herbst wiedergewählt werden wollen.