Montag, 20. April 2009

Das Mannje vom Internet und Schnee mitten im Sommer

Wenn man im Internet surft dann werden Transferprotokolle aktiviert und Datenpakete verschickt. Das ist auf der ganzen Welt vereinheitlicht worden. Oder sagen wir mal: fast auf der ganzen Welt. Es gibt in der Schweiz Regionen, da nimmt man es mit TCP-/IP Protokollen und Datenpaketen etwas weniger genau, das Internet funzt nicht wirklich immer, was einen Online-Junkee wie mich in schiere Verzweiflung treibt, ziehe ich doch beinharte Arbeit, dem gediegenen Nichtstun immer vor.

In dieser wunderschönen Ecke, in der Sonnenstube der Schweiz, zum Beispiel. Gut, Sonnenstube ist etwas übertrieben, denn es schneit gerade. Egal. Wenn man hier eine Verbindung ins Internet herstellt, sitzt oben in der Zentrale der Air Zermatt ein sympatisches "Mannje", wie man hier so schön sagt, der erst mal die beiden richtigen Stecker einstecken muss. Und dann schreibt er ein Protokoll. Das ist dann quasi die schnellste mögliche Verbindung, die noch vor den 4-Uhr-Nachrichten bearbeitet werden kann. Will man ganze Datenpakete verschicken wird's kompliziert. Solls gleich noch ein Download sein stösst man in den Bergen schon mal auf Unverständnis. Ich stelle mir vor wie der Mann verdutzt aus seiner Berghütte schaut. "So modernes Zeugs gibt es bei uns nicht" wird das Mannje kopfschüttelnd sagen und gemächlich an seiner Pfeife nuckeln. "Für Pakete müssen Sie zur Post gehen". Dumm nur, dass die Mittagspause einer durchschnittlichen Bergpost von 11 bis 14.30 Uhr geht, was man erfährt, wenn man um 15 Uhr vor dem Eingang steht. Macht nichts, so ein Datenpaket wiegt ja nicht viel.

Also gehe ich nach Hause und versuche es noch einmal mit dem Internet. Ein simpler, gänzlich unmoderner Trick funktioniert dann doch: Modem ausschalten und wieder einschalten. Das Mannje oben in der Berghütte seufzt erleichtert auf. Nicht weil das Paket endlich verschickt werden konnte, sondern weil sich der Grüezinj mit seinem modernen Computer nicht mehr ständig beschwert. Grüezenj sind jene Deutschschweizer, denen man an der lokalen Theateraufführung mitleidig mit der Frage begegnet "Heit der denn öi eppis verschtandu?". Klar hab' ich, bin ja nicht von einem anderen Stern und klicke mich solidarisch ins WLAN des Nachbarn, dessen Netzwerkname an den letzten Urlaub auf Gran Canaria erinnert, aber sicher nicht an ein einheimisches Mannje. Wir Gäste der Schweizer Sonnenstube müssen manchmal einfach zusammenhalten. Ausserdem hat man ja auch nicht 12345 als Passwort.

Vielen Dank an dieser Stelle dem Mannje der Air Zermatt, der meine Datenpakete mittels Hubschrauber exportiert hat, dem Nachbarn, dessen WLAN auf den Namen "Andele Andele Muchacho Asta Luego" hört - er möge ja sein Passwort nicht ändern. Denn trotz holprigem Datenwaldweg: ich komme wieder, es ist viel zu schön hier unten und die Menschen sind sehr freundlich! Und das Theaterstück war auch Lustig. Falls jemand schauen gehen möchte, "Wolke 7" läuft noch Mittwoch und Samstag in der Mehrzweckhalle Täsch.

3 Kommentare:

Andy hat gesagt…

;-))) super geschmunzelt..
Ja dert obe geits haut nid so schnäu!

Nordlicht hat gesagt…

Ja, da müesch halt denn eppe sälber eppis erfinde! Aber gut gemetzget! Lustige Anekdote, hält einem vor Augen, dass eben mal wieder nichts selbstverständlich ist!

Kessi hat gesagt…

Also des häsch supa geschriebe, ich bin ja ganz begoistert! :) und im nächste Lewe werd ich das Frauje vom Internet mit Frühling mitten im Winter :)...