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Donnerstag, 25. Oktober 2007

Zeitungen waren schon immer schlechte Propheten

Geschumpfen hatten Sie, die Medien, als vor acht Jahren der noch jugendlich wirkende Schmidteinander eines Nachts die erste Late-Night-Show in deutscher Sprache durch den Sender prügelte. Dieses Format habe sowas von keiner Zukunft! - schrieben sie.

Und geweint hatten Sie, die gleichen Fachblätter, als fünf Jahre Später Harald Schmidt dem nächtlichen Gelaber ein Ende setzte. Das sei der Untergang dieser wundervollen Idee! - schrieben sie.

Und heute protestieren sie, die Medien, noch bevor eine Sendung zu sehen war: Das wird eine Katastrophe! - so die definitive Beurteilung.

Gemeint ist Haralds Sendung heute Abend auf der ARD um 22.45 Uhr. Mit dabei sein wird Oliver Pocher. Obwohl wir uns Katastrophen in Anbetracht des Welthungers kaum schlimmer vorstellen könnten, kommts noch dicker: Oliver Pocher wird gleichwertiger Co-Moderator sein. Nicht für eine Nacht, nicht für zwei Nächte - für immer! Wenigstens mal für 22 Sendungen, aber das ist so gut wie eine Ewigkeit beim Fernsehen.

Aufatmen bei der Weltgesundheitsbehörde. So schlimm ist es nun doch nicht. "Juhuiii", dachte ich sogar. Der Pocher mit der frechen Schnautze und der Schmidt für die feineren Untertöne. Und dass sich die Zeitungen zu Auswürfen hinreissen lassen wie: "Ein mürber Witzversuch" und schon vor der ersten Ausstrahlung von einem gelungenen Versuch des Scheiterns berichten, ist ja nicht neu. Die Rentner in den deutschen Kritikerstuben, die ihre Artikel immernoch auf der Hermes Baby schreiben und auch keinen Fernseher brauchen und deshalb schon imVoraus wissen, dass es dieser junge Schnösel nicht bringt - hat der nicht mal Verstehen Sie Spass gemacht? - kann ja nichts werden.

Den Urteilen in Zeitungen ist aber je länger je weniger zu trauen. Sie schreiben einmal Schrott und wiederholen es noch 20 Jahre lang. Und die Tatsache, dass sich daran nichts ändert, zwingt uns heute Abend vor den Fernseher. Denn selbst wenn die Zeitungen recht hätten und die Schmidt 'n' Pocher-Sache der letzte Mist ist, so wollen wir wenigstens dabei gewesen sein. Ich bin aber fast sicher, das wird ganz lustig.

ARD - 22.45 Uhr "Schmidt & Pocher". Zu Gast: Günther Jauch
Bilder: ARD, via ratgeberbox.de

Donnerstag, 19. Juli 2007

Die Meldung des Tages


Die Aargauer Zeitung gibt heute eine Menge her, es lohnt sich fast, das Teil im Migros-Restaurant mitlaufen zu lassen! Man liest darin vom Drama auf der Jungfrau, das Politiker genau so ergreift wie in Deutschland jedem Radsportfan zum heulen ist, wenn er ARD oder ZDF einschaltet. Auf der Titelseite ist denn auch von beidem etwas zu lesen. Von Schmid, der das TV-Publikum fesselte und von Sinkewitz der selbiges ausbremst. Medial und reisserisch geht es auf der Foyer-Seite weiter, wo sich der Gestalter der Titelseite über die kommerzgeilen Hollywoodstreifen beschwert, aber gleichzeitig ein halbseitiges Bild der Simpsons als Aufhänger für seinen Artikel missbraucht. Schnell weitergeblättert, weil wir wollen ja wissen, warum Heinz Margot so viele Zuschauer hat.

A propos Zuschauer: Diese wurden vom Deutschen Sender mdr gefragt, was sie von der Tour de France-Zensur bei der Muttergesellschaft halten. Der längste Balken zeigte auf die Antwort "recht so" und suggeriert dem Betrachter, die Mehrheit der Stimmenden begrüsse die Abstinenz. Der aufmerksame Betrachter stellt aber fest: Die Gegner der Abschalt-Aktion hatten drei Antworten zur Auswahl, die kummuliert zum Ausdruck bringen, die Öffentlich-Rechtlichen seien Hohlköpfe uns sollen gefälligst wieder übertragen. Für uns ist das eine Lehrstunde in Sachen "Wie dope ich eine Umfrage, damit das raus kommt was ich hören will". Und bestraft werden vorallem wir Schweizer, die uns wieder mit dem Geplappere auf SF2 abfinden müssen

A propos Schweizer. Ganz anderes Gehör verschafft sich Leserbriefschreiber und Schweizer Demokrat Martin Prochazka, der sich als vermeintlicher Aarauer über einen Berner beschwert, der sich in die Aarauer Stadionfrage einmischt. Tatsächlich ist der 2005 nicht in den Grossen Rat gewählte Prochazka nicht nur polnischer Abstammung, sondern auch noch in Wettingen wohnhaft. Das ist fast soweit weg von Aarau, wie die Berner Kantonsgrenze. Anscheinend werden überregionale Interessen erst wieder geltend gemacht, wenn ein Kulturzentrum für erfolglose Künstler gebaut werden soll. In der Frage zum neuen Fussballstadion ist man plötzlich nur noch als Aarauer Leserbriefberechtigt und wehe dem, der sich da einmischt.

Die Meldung des Tages findet sich aber im Umfang von satten 5 Zeilen, kleingedruckt und versteckt auf Seite 245: Die Firma Canon löst BenQ als einer der Hauptsponsoren der Fussball-Europameisterschaften ab. DAS ist doch mal eine Meldung! BenQ war immerhin die Firma, die Ende 2006 tausende Mitarbeiter rausgeworfen und den deutschen Standort geschlossen hat. Wenige Wochen später unterzeichnete der Konzern mit der Uefa einen Sponsorvertrag über mehrere Millionen Euro, was zu massiven Protesten führte. Warum die Meldung so klitzeklein daher kam, kann viele Gründe haben. Will jemand einen Leserbrief schreiben? Mist, geht ja nicht, wir sind keine Deutschen, uns geht das nichts an.