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Mittwoch, 24. Oktober 2007

Von X-Schachteln und Play-Stationen

Mikado hiess der Schuppen, in dem wir früher 1-Fränker für 1-Fränkler in die Maschine rollen liesen. Man musste sich schon Sorgen machen, ob das für die Gesundheit auch wirklich gut ist, drei, vier oder zehn Stunden am Stück vor einem Spielkasten zu sitzen. Immerhin waren die Spiele damals nicht nur reine Killermaschinen sondern verfolgten einen gewissen erzieherischen Effekt. Und einen Vorteil hatte die Spielerei auf jeden Fall: Wenn der Bubble Bobble Rekordkasten war - sprich: wer sich den Tagesrekord aufschreiben lassen konnte, gewann drei Franken - war ich unanfechtbare Nummer eins und dass die Gewinnsumme während der ganzen Woche mir gehörte war zum Vornherein klar.

Spielsalons haben heute nicht mehr wirklich Hochkonjunktur, was entweder mit meiner Absahnerei zu tun hat, oder dem Umstand, dass Spielsalons ständig ausgeraubt werden. Oder es liegt an den rauhen Mengen X-Schachteln und Play-Stationen, die pünktlich zur Weihnachtszeit vor die Verkaufsläden gestellt werden. Allerdings muss ich an dieser Stelle der Euphorie über die Wohnzimmerspielgeilheit einen Dmpfer verpassen, denn mein kleiner Sohn schlägt mich inzwischen im Jungfrau-Bergrennen und erzielt mehr Tore beim Fifa-WM-Zweitausend-Was-Weiss-Ich-Was.

Das geht so natürlich nicht. Also widmen wir uns wieder den guten alten Arcade-Spielen. Einfachste 2D-Grafiken, welche die Computer von damals zu Höchstleichtungen zwangen. Drei Knöpfe, ein Knüppel. Pac-Man und so. Oder eben Bubble Bobble. Der kleine Tapfere Drache muss 100 Runden lang jeden Bösen Gegner in eine Blase verpacken und ihn anschliessend - Achtung: Erziehungseffekt - zu einer Frucht zertreten und diese dann einsammeln. Früchte sind schliesslich gesund. Wenn man es selber ungefressen ins 20. Level schaffte, erschien eine geheimnisvolle Tür, die schwer zu erreichen war, die aber eine ganze Million Punkte einbrache. Ein schöner Haufen, bedenkt man, dass für das einfache zermalmen einer leeren Blase gerade mal 10 Punkte raus schauten.

Heute ziehen natürlich nur noch Spiele, in denen man die Welt mit roher Waffengewalt retten kann. Oder wenigstens eine Hyper-4D-super-grafik muss her, wenn Hamilton Räikkönen virtuell doch noch vom Podest schuppst. Die Spiele von Heute widerspiegeln irgendwie unsere Gesellschaft. Es muss immer mehr, noch besser, noch prunkvoller sein. Als Vergnügen gilt ein Spiel nur noch, wenn es inflationär ins Grenzenlose gepusht wird.



So.

Und jetzt steck ich das Bildschirmkabel in den anderen Kompi. Betriebssystem: DOS 6.0 - Spiel: Bubble Bobble.

Fortschritt, Du kannst mich mal.




Sonntag, 12. August 2007

Vinyl ist geil

Sie sind schwarz, riesengross, und holten sich in der Regel schon nur vom Anschauen einen Kratzer. Das liebgewonnene Knacken an immer der selben Stelle fehlte einem mit der Zeit im Gehör, sobald das Musikstück dann zum Beispiel am Radio - und Knackfrei - zu hören war. Genau, wir reden hier mal wieder von etwas Nostalgischem. Etwas aus der Zeit, als wir noch jung waren. Vinyl- oder Schallplatten entlocken jüngeren Generationen allerhöchtens ein verwundertes "hä?" - für die älteren Semester bedeutete die schwerzen Scheiben einst Lebensfreude und Imagepflege. Die Hüllen waren richtige Kunstwerke und von Kopierschutz hatte keiner eine Ahnung. Während die weltweiten Verkäufe von CD's und sogar die Downloads von mp3 rückläufig sind, erleben die gerillten Scheiben eine wahre Wiederaufstehung. Grosse Plattenlabels gehen sogar dazu über limitierte Auflagen auf Vinyl zu pressen. Scheiben, die dann bald ausverkauft sind, nitabenissimo. Auch der Absatz von Plattenspielern wächst nach Herstellerangaben in dreistelligen Bereich, Interdiscount zum Beispiel bietet ein Gerät bereits ab 99 Franken an. Heute, am Welttag der Schallplatte, trifft man sich vielerorts zum Umtrunk und gedenkt der vergangenen Tage. Mehr noch: Klangverliebte Zeitgenossen sagen der Schallplate sogar das ultimative Comeback voraus. In England zum Beispiel, werden zwei von drei Singles-Auskopplungen auf Vinyl verkauft. Und im fortschrittlichen Österreich wurden CD's sogar rituell zerstört. Einige hätten bei einem Fan-Treffen mit dem neuen Silberling von Timberlake Freesbee gespielt (nicht etwa mit der CD von Christina Aguilera, die veröffentlich nämlich auch auf den analogen Tonträger. Das meiste Aufsehen mit einer Vinyl-Veröffentlichung erregten zuletzt aber die White Stripes. Die EP «Icky Thump» erreichte noch nie da gewesene Verkaufszahlen, was Bands wie den Rolling Stones oder Bruce Springsteen natürlich auftrieb verleiht: Sie haben ihre Songs immer auch auf Vinyl verkauft. Ob CDs vom aussterben bedroht sind und wo der Weltrekord im CD-Weitwurf liegt, entzieht sich jetzt aber meiner Kenntnis. Ein Hoch auf die Langspielplatte. Ich hab auch noch eine Sammlung von etwa 100 Stück, darunter eine Picture-Disc (was ist jetzt das schon wieder?) von Barbara Streisand (siehe Bild, wird ab 60 Franken gehandelt) und das Rote Album der Beatles. Interessenten melden sich bei mir.