Donnerstag, 22. Mai 2008

Zero Points statt Twenty Four

Vor einem Jahr noch frohlockte die Schweizer Musik-, Medien-, und Kommerzwelt noch, welch toller Wurf der Schweiz gelungen sei, mit DJ Bobo einen Künstler mit internationalem Format, gar einen Weltstar für den Eurovision Song-Contest gewonnen zu haben. Die Realität sah dann etwas anders aus: der Aargauer schaffte es nicht über das Halbfinale hinaus - Switzerland Zero Points.

Das Vampir-Liedchen von DJ Bobo war ja gar nicht so schlecht. Doch wie ihm, geht es auch anderen Künstlern von Format: Beim Eurovisionsgesang handelt es sich nämlich nicht um eine faire Veranstaltung. Tatsache ist, dass schon in den 1990er-Jahren Vorteile besass, wer Skandinavier war und von seinen Nachbarländern telefonisch unterstützt wurde. Auch Deutschland hatte gute Chancen auf den Sieg, schliesslich riefen alle deutschen Touristen in südlichen Ländern für ihr Heimatland an. Heute muss man entweder aussehen wie ein Monster ("Lordi", 2006), oder man hat ganz einfach eine "Balkan-Connection" die dank der musikalischen Osterweiterung entstanden ist - eine nicht erwartete Solidarität unter den einst teilweise verkriegten Ländern. So ist erneut anzunehmen, dass Slovenen, Kroaten und Bulgaren; Letten, Esten und Weissrussen ihre Punkte nicht unbedingt dem besten Song geben werden. Ganz zum Ärger der Veranstalter, die nun ein Abwandern der Finanzstarken Länder Deutschland, England, Frankreich und Spanien befürchten und diese vorsorglich schon mal automatisch ins Finale befördern.

Unter diesen Umständen muss man sich als NormaleropäerWesteuropäer schon fragen, ob dem Beispiel DJ Bobos zu folgen ratsam ist und man sich am Contest womöglich die Finger und die Karriere verbrennen will. Immerhin wurde eine Neuerung eingeführt um zu verhindern, dass die teilnehmenden Länder nicht nach Sympathie, sondern nach Qualität der Lieder abstimmen. Die "nordischen Länder" (Welt Online) sangen am Dienstag, die restlichen Länder heute Donnerstag. Eine Regelung die Meneguzzi nicht sonderlich freuen dürfte, denn die Schweiz misst sich heute Donnerstag mit den Balkanesen...

Und trotzdem: Mit Paolo Meneguzzi steht heute Abend erneut ein Weltstar für die Schweiz am Start des grössten Gesangswettbewerbs Europas. Meneguzzi ist Tessiner und darf sich mit 10 Platinauszeichnungen (besonders in Südamerika) und einem halben Dutzend Nummer-1-Hits in Italien durchaus Weltstar nennen, auch wenn wir ihn in der Deutschschweiz nicht kennen. Seine medialen Auftritte im Vorfeld des heutigen Ausscheidungs-Singens sind denn auch weniger protzig, als jene DJ Bobos, der in restlos allen Illustrierten, sein Wille zum Sieg bekannt gab. Der bescheidene, fast schüchtern wirkende Meneguzzi dagegen wird es kaum stören, wenn sein (wirklich schönes) Lied "era stupendo" im Ostblock in Europa nicht so gut ankommen würde.

Fazit: Mal abgesehen davon, dass die Schweiz eh keine Chance auf einen Sieg im Concurdöirovisiondölaschampiniong hat, boykottiere ich diesen Schrott aus Prinzip - Meine Lieblingsserie "Twenty Four" wurde aus diesem Grund nämlich um eine Woche auf den 29.Mai verschoben.

Drecksäcke.

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Links: Paolo Meneguzzi, Eurovision-Portrait

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