Die Sanaphone GmbH, eine Unternehmung der versandgroup.ch tolleriert offenbar eigenartige Vertriebsmethoden, um alten Menschen ein Medikament anzudrehen, dessen Wirksamkeit bezweifelt werden muss. Nach einem Gespräch mit Herrn B.* kommen bei mir zudem Zweifel an der Legalität auf.Schon fast 80-jährig schätze ich mich glücklich, noch beide Elternteile zu haben, auch wenn es beide nicht leicht hatten und haben. Meine Mutter bekämpfte schon zweimal den Krebs, musste sich Operationen und Bestrahlungen aussetzen und nimmt seit vielen Jahren präzis dosiete und kontrollierte Medikamente ein. In letzter Zeit erhält meine Mutter auffällig viele Anrufe von Firmen, die mit Magnetbändern und Wasserbädern, Nahrungszusätzen und Wunderheilmitteln alle möglichen Altersbeschwerden zunichte machen wollen.
Meine Mutter ist wie gesagt fast 80. Sie hat Mühe der schnelllebigen Zeit zu folgen. Sie bittet ihr Gegenüber oft, sich bitte etwas langsamer auszudrücken. So trug es sich zu, dass an einem Tag Ende Februar sich eine Frau bei meiner Mutter telefonisch meldete. IhrName sei so schnell dahergesprochen gewesen, genau so der Firmenname, dass beides kaum zu verstehen war und auch der Name des Herrn Doktor, mit dem sie verbunden werden könne, blieb von meiner Mutter vorerst unverstanden. Die Rentnerin versuchte dem Gesagten zu folgen und notierte sich den Namen des "Doktors", dem Herrn B. und dessen Telefonnummer. Weiter konnte sich meine Mutter nur Wortfetzen merken, die Rede sei von 57 Franken gewesen für "etwas gegen Krebs". Morgens und abens soll sie das Mittel nehmen und dann gehe der Krebs weg. Meine Mutter beschäftigte sich viel mehr mit der Frage, woher diese Anruferin von ihrem Leiden wusste und suchte jeweils einen Weg, die "ständig redenden Leute" irgendwie abzuwimmeln.
Offenbar kam es bei diesem Gespräch zu einer Art "Zusage", die man beim Callcenter der Firma als Bestellung interpretierte. Wenige Tage später folgte auch promt eine Lieferung "Vitafit Algen" der Firma SanaPhone GmbH in St. Gallen für sage und schreibe 238 Franken, abzüglich einer "Rabatt Bestellung" von 9 Franken.
Meine erste Reaktion war: Das ist eine Firma, die alte Menschen über's Ohr haut. Also rufe ich dem Herrn B. an und erzähle ihm von meiner Mutter, den Operationen und der komplizierten Behandlung und ich erwähne auch, dass sie mit seiner Firma telefoniert habe. Herr B. ist freundlich, er sei hier nur im Call-Center, setzt aber gleich zu einem Verkaufsgespräch an. Die Produkte von Sanaphone seien sehr gut, reinigen den Körper und verhelfen zu neuer Vitalität. Auf die Frage, ob er ein Arzt sei sagt er "Nicht so ganz" und er habe eben Abgebrochen, wisse aber gut Bescheid. Wieder folgen Vorteile der Vitalalgen und die vielfältige Wirksamkeit auf den Körper. Nach mehreren Versuchen Herrn B. von seinem Verkaufsstress zu befreien, gelingt es mir einzuwerfen, dass meine Mutter überrumpelt worden sei und er mir bitte einen Vorschlag machen möchte, wie die "Medikamente" zurückzugeben seien. Herr B. lässt nicht locker. Das seien Top-Heilmittel in denen 10 Monate Forschung steckten und er müsste jetzt schon Abklärungen machen, wer die Bestellung aufgenommen habe, schliesslich nehme man alle Telefonate auf und zurücknehmen gehe nicht, wenn es Bestellt wurde.
Etwas ungeduldiger gebe ich Herrn B. zu verstehen, dass das Aufzeichnen von Telefonaten nur mit Einwilligung des Gesprächspartners gestattet sei und ich noch nie einen Fast-Doktor kennengelernt habe und ich mich frage ob es legal sei, seine Produkte als Heilmittel zu bezeichnen. Ich Herrn B. ein weiteres Mal höflich, er möchte mir einen Vorschlag machen, wie diese Packung nicht gewollter "Medikamente" wieder zurückzugeben seien. Ich hätte, so fügte ich weiter an, durchaus die Möglichkeit diesen Disput öffentlich über die Medien auszutragen.
Nun wurde Herr B. harsch. "Streichen Sie einfach alles durch und schicken Sie es zurück mit dem Vermerk 'nicht bestellt' ". Weitere Einwände liess er nicht mehr zu. Er müsse jetzt auf den Zug, sonst müsse er 2 Stunden warten. Mein Vorschlag, der Vertriebsfirma anzurufen blockte er ebenfalls ab. Er wolle mir morgen anrufen, aber jetzt müsse er gehen. "Nein Herr B. ich will das jetzt geregelt haben". Er müsse nach Konstanz, der Zug fahre in 7 Minuten.
So ein Pech.
Ich habe keine Ahnung, ob und in welcher Weise die Produkte von Sanaphone nützen. Ich rate aufgrund dieser Erfahrung aber auf jegliche Geschäfte mit Sanaphone zu verzichten. Die laut
Handelsregistereintrag seit November 2009 aktive Sanaphone war trotz "Öffnungszeiten bis 20.00 Uhr" leider nicht zu erreichen. Ich lasse die Kommentare gerne offen, für eine allfällige Gegendarstellung. Und bitte gleich noch einen Vorschlag machen, wie wir hier diese ungewollte Packung Algen die Krebs heilen sollen, ohne Kosten wieder los werden. Denn eigentlich wollte ich nie etwas anderes...
Update: Ein Herr G.* von der Versandgroup offerierte inzwischen die kostenlose Rücksendung des Pakets. Dies nachdem er die heimliche Aufzeichnung des Verkaufsgesprächs von Herrn B. mit meiner Mutter abgespielt hatte und offenbar zum Schluss gekommen war, dass tatsächlich eine Frau von der Redegewandtheit eines Verkäufers überrumpelt worden war. Auf meine Anmerkung, er dürfe nicht einfach Telefonate aufzeichnen, hielt der Mann ein genaues Datum bereit, seit wann dies gesetzlich erlaubt sei. Als ich die wertvollen Algenstoffe zuletzt als "Grümpel" bezeichnete, bestand Herr G. darauf, dieses Gespräch aufzuzeichnen - Die wissen aber gut Bescheid, für eine Firma, die vom Nutzen ihrer Algen und von der Legalität ihres Tuns überzeugt ist...
* Namen dem Blogger bekannt