Seit zwei Spielen spielt der FC Aarau in der Challenge League, einer Art Verlierer-Meisterschaft. Ein Sieg und eine Niederlage später, wird schon wieder alles schlechtgeredet. Das doppelt traurige ist einerseits, dass man mit Miesmache nirgendwo hin kommt und andererseits, dass alle recht haben könnten. Was fehlt geht Richtung "alte Leier" - aber von der will fatalerweise niemand was wissen.
Ich will ja nichts schönreden, aber bei der Hetzjagd auf sämtliche Verantwortlichen des FC Aarau, fehlen mir ein bisschen die Verhältnismässigkeit und wie immer die Lösungsansätze. Es ist absolut richtig, dass im FC Aarau zahlreiche Baustellen bestehen. Neben der sportlichen Ungewissheit kamen vor einer Woche akute Unzulänglichkeiten beim Einlass ins Stadion dazu... neben den chronischen Problemen, die wir im Brügglifeld seit 30 Jahren haben, notabene: Die Lautsprecher sind zu laut, das Licht zu dunkel, kein Komfort vorhanden, man steht im Regen, das Bier zu teuer, die Wurst auch, Kein Platz, Kein Geld. Man kann jetzt sagen: Jetzt kommt die alte Leier wieder mit dem Geld. Aber so ist das nun mal: Qualität hat seinen Preis und diesen Preis will oder kann offenbar keiner bezahlen. Ich habe Leute sagen gehört: "solange dieser Vorstand am Werk ist, zahle ich gar nichts". Das haben sie aber schon zu Lämmli-, Hunziker- und Stebler-Zeiten gesagt und offensichtlich kommt nun definitiv ins Wanken, was über Jahrzehnte auf wundersamerweise gut gegangen ist: Das Verhältnis "Kein Geld - trotzdem Erfolg".
Immer wieder werden professionelle Strukturen gefordert, Spitzen-Trainer, ein weitgreifendes Scouting, makelloses Backoffice usw. Wäre der FCA ein ganz gewöhnliches Unternehmen, das am finanziellen Erfolg gemessen wird, ist diese Forderung auch absolut gerechtfertigt. Die Realität ist aber, dass mit einfachsten Mitteln (die Hälfte des Personals arbeitet ohne Lohn), mit knappsten Resourcen (Geld, Zeit, Infrastruktur), mit unattraktiven Rahmenbedingungen (Stadion) Superleague-Niveau erreicht werden soll. Ohne Wirtschaftsexperte zu sein: das kann nicht aufgehen. Wäre der FCA also ein gewöhnliches Unternehmen, das am finanziellen Erfolg gemessen wird, hätte man nie und nimmer eine AG gründnen dürfen, weil man genau weiss, dass mit dem Unternehmen Fussball kein Gewinn erzielt werden kann, sondern dies immer ein defizitäres Geschäft bleiben wird.
Kleiner Trost in diesem Zusammenhang: Einem FC Basel geht es nicht besser. Dort spielt sich zwar alles auf höherem und professionellerem Niveau ab - das Defizit 2009 ist aber auch entsprechend grösser: 9 Millionen Franken, das durch eine Mäzänin gedeckt wird. Für den FC Aarau gibt es nur zwei Realitäten: Fussball ist schweineteuer, und in Aarau erst recht. Die Lösung ist seit 30 Jahren, sich so gut es geht durchzumogeln. Andere Lösungen sind auch dem aktuellen Vorstand bekannt und selbst neue Lösungen, wie sie auch im Forum mit viel Leidenschaft vorgetragen werden, sind herzlich willkommen. Nur eben, die alte Leier halt: irgendwer muss das auch bezahlen wollen/können.
1 Kommentar:
Schönes Wochenende!
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