Das Wallis. Wunderschönes Wetter, lauter liebe Menschen um mich herum. Als am Mittwoch gegen 12 Uhr das Telefon klingelte war's dann aber aus mit der Beschaulichkeit. Ich entschuldige mich bei meiner Familie für 13 Stunden Abwesenheit zu Gunsten des FC Aarau, mitten in den Ferien. Und das kam so:
Ach herrje, nein. Ich habe keine Lust mich über Details auszulassen, wann welcher Protagonist beim Trainerwechsel an diesem Mittwoch wem welche Zusicherung gemacht hat. Ich will auch nicht darüber sinnieren, ob jemandem in der grossen, dicken Fussballbrühe überhaupt noch zu trauen ist. Und der tags darauf, also am Donnerstag bekannt gewordene Entscheid des Bundesgerichts, wonach der Verein FC Aarau 2,5 Millionen Franken an die MTO zu zahlen hat passt allerhöchstens ebenfalls in die Aargauer Nebelsuppe. Ok, rechtlich gehören Verein und Aktiengesellschaft nicht zusammen - dafür dass beide den gleichen Namen tragen und sich Mitglieder des Vereins und Besitzer von Aktien aus dem gleichen Personenkreis rekrutieren, fällt es jedem schwer das auseinander zu halten, selbst wenn manbeide Augen zudrückt. Es liegt in der Natur der Sache, oder ganz einfach am erreichten Punkt der vielen negativen Geschichten rund um den FCA, dass alles was passiert auf gefühlte 100% Ablehnung trifft. Viva la Resignation. Unter dem Strich am Freitagmorgen, sind alle unzufrieden, alle motzen herum, alle machen alles falsch, sind desillusioniert, resigniert, malträtiert. Warum tut man sich sowas überhaupt an, ist man geneigt zu sagen.
1:1
Das 1:1 zwischen dem FC Locarno und dem FC Aarau am Mittwochabend steht dabei fast sinnbildlich für die ausweglose Pattsituation, in die sich mein geliebter FC Aarau hineinmanövriert hat. Der Bundesgerichtsentscheid ist nur das Tüpflechen auf dem i, Verein oder AG hin oder her. Verantwortliche gibt es viele, doch wenn ich jetzt Namen nenne, zielt hiernach modernste Waffentechnik auf mich, was ich mir als Pressechef überhaupt erlaube. Das ist schon einmal passiert und ich bin ja lernfähig. Damals wie jetzt ändern solche Nebengeräusche jedoch nichts daran, dass beim FC Aarau der Wurm viel tiefer sitzt, als viele (mich eingeschlossen) wahr haben wollen: es sind so viele Renovationsarbeiten nötig, bei denen im Vergleich dazu, der jüngst erlebte Trainerwechsel allerhöchstens eine Randbemerkung wert ist.
Nun, was machen wir jetzt? Es gibt einerseits die von den meisten Leuten gewählte Methode, dem Lauf der Aare Richtung Stauwehr zu folgen und munter ins Lied des Untergangs einzustimmen: "Vorstand raus, Sportchef du Pfeife, ich komm' nie wieder, ihr seid peinlich und Scheisse". Das reimt sich sogar. Aber jetzt mal ehrlich: Was und wem dient das genau? Ich bin verdammt noch mal nicht bereit, den Bettel hinzuschmeissen. Es kann und darf einfach nicht sein, dass der FC Aarau, der mein Leben wie nichts anderes begleitet und geprägt hat, auf augenscheinlich masochistische Weise demontiert wird. Ja, es braucht eine gesunde Basis, mit geordneten Strukturen; eine Verwaltung getrennt von der operativen Führung und dem arbeitenden Volk; zeitgemässe Arbeitsbedingungen und Anstellungsverhältnisse, wie man sie in jeden anderen Betrieb auch findet.
Aber was es noch viel mehr braucht ist Bereitschaft. Klar, von den Verantwortlichen und so. Aber ich finde: Bereitschaft auch von Fans und Sponsoren. Im Fall MTO auch von den Gegnern. Keine Ahnung was es denen bringt, einen Traditionsverein zu killen. Ich spreche nicht von noch mehr Gratisarbeit, oder noch mehr Geduld, oder noch mehr Aktien. Sondern von der Kehrtwende zum Positiven. Bejahend denken, nach vorne kommen wollen. Sich konsequent einbringen, nicht aufgeben, sich zusammenraufen und am Fels der sturen Götter rütteln. Und wenn sie fallen, dann fallen sie halt. Der FC Aarau ist nicht eine einzelne Person, oder eine Crew, der FC Aarau ist viel mehr. Er ist verwurzelt mit der ganzen Region, bietet Chancen für junge Menschen, er verbindet Erinnerungen und Hoffnungen gleichermassen. Und das müssen wir erhalten.
Und deshalb tut man sich das überhaupt noch an. Statt Sonne pur im Wallis, Kampf für den FCA. Auf allen Ebenen. Wer aufgeben möchte darf sich gerne verabschieden. Gesucht sind FCA-Herzen, ebenfalls auf allen Ebenen!
7 Kommentare:
Remo, du redisch mir us de Seel..... FCA 4ever und ned nur well ich det als Trainerin tätig bin. I han vor öber 30Johr bem FCA als chlises Meitli agfange tschutte...ja det esch alles no anders gsi...det hetmer d Speller vom 1 no kennt...det send d Speller vom eis no e Familie gsi...ned nur cho Gäld abhole....det hetmer de FCA no gläbt...vorallem als Speller...das mues weder cho...aber wie? :-(
Wenn alle Dein Herzblut hätten, wäre es wahrscheinlich nicht zu dieser Situation gekommen. Deine Worte tun gut und ich kann Dir versichern: Du bist nicht der einzige mit dieser Einstellung!
In der Tat dürfen wir jetzt nicht den Schwanz einziehen - wir müssen in einer solchen Situation noch enger Zusammenstehen und die Probleme gemeinsam anpacken! Aber wie soll das gehen, wenn nichts "von oben" kommt? Scheiss Kommunikation, keine Vision, keine Ideen, null und nichts! Vorstand, ihr seit gewählt und macht was draus und FÜHRT diesen Verein, lasst ihn nicht schleifen. Dann machen auch automatisch weitere Personen mit, da bin ich überzeugt!
Ach Goggimaa, du sprichst mir aus der Seele, dem Herzen und dem Kopf... Danke für diesen Text!
Respekt! FCA forever!!!!
Vellech, well's früehner no ke Vollzitjob gsi esch hed mer sech nochli meh müesse astrenge...
gut gebrüllt löwe! bleibt zu hoffen, dass genau solche statements von den entscheidungsträgern auch endlich mal wahrgenommen werden. wir "kleinen fans" haben zwar viel herzblut, aber leider zu wenig macht um etwas zu verändern... aber gemeinsam, als eine gruppe von (achtung modewort) wutmenschen, sind wir stark!
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