Sonntag, 26. September 2010

Cemal, Vedran und Emmanuel

Die Meldungen:
  • Sie sind unverbesserlich, die Raser von Schönenwerd. Vergangenen Donnerstag beteiligte sich einer der Angeklagten erneut an einem illegalen Autorennen.
  • Emmanuel Gnagne (18) hätte dieser Tage mit seiner Familie zurück in die Elfenbeinküste ausgewiesen werden sollen. Jetzt darf er vorerst bleiben.

Die Gedanken: Dies ist die Geschichte von drei jungen Männern. Ihnen ist gemeinsam, dass ihre Eltern sich entschieden haben in der Schweiz ein neues Leben anzufangen. Sie haben sich hier niedergelassen, sich so gut es ging eingelebt, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Hier, in einem der wohl perfektesten Ländern der Welt, wo das Wasser aus der Leitung gesünder als jedes Mineralwasser ist, wo jede Unklarheit einen Gesetzesartikel kennt - hier würde den jungen Menschen die Welt offen stehen.

Emmanuel, der Ivorer, hat in nur fünf Jahren unsere Sprache gelernt und sich vom Realschüler in die Kantonsschule hinaufgearbeitet. Die beiden anderen jungen Männer, Cemal und Vedran aus dem Balkan, haben als "Raser von Schönenwerd" bei einem illegalen Rennen eine junge Frau getötet. Ihnen wird dieser Tage in Olten der Prozess gemacht.

Emmanuel muss gehen
Und nun ratet alle mal, welcher der drei jungen Männer die Schweiz verlassen muss. Genau: Der voll integrierte, beliebte, intelligente, straffreie Ivorer. Seine Mutter sass bis vor kurzem in Ausschaffungshaft. Nur ein hängiges Härtefallgesuch verhindert den Vollzug der Ausweisung. Die beiden Mörder dagegen dürfen nicht nur in der Schweiz bleiben, sie waren bis vor wenigen Tagen auch noch auf freiem Fuss. Und als wäre das nicht übel genug, leistet sich der eine Mörder quasi auf dem Nachhauseweg vom Gericht ein neuerliches Raserrennen. Am vergangenen Donnerstag, mit über 100 km/h quer durchs Dorf. Der andere Mörder fährt seit zwei Jahren ohne Fahrbewilligung mit einem Auto herum. Und das, nachdem beide mit Hundeaugen flennend, im Gericht die Untröstlichkeit über den beim Autorennen verursachten Tod beteuert haben.

Als Beobachter aus der Entfernung, dem die unterschiedlichen Migrationshintergründe der drei Männer eher egal ist, fällt es mir schwer zu verstehen, wie der gute Ausländer gehen muss und die beiden anderen sich wie Schweine verhalten dürfen und mehr oder weniger tun können, was sie wollen.

Die Verursacher dürfen bleiben
Ich sehe schon die antirassistischen Mahnfinger und ich werde mich hüten, alle osteuropäischen Mitbürger in einen Topf zu werfen. Ich habe einige Freunde und Bekannte aus der Gegend, die mich vom Guten im Menschen überzeugen. Vielmehr möchte ich das Rechtssystem in unserem perfekten Land hinterfragen, das zwar Millionen Gesetze kennt, damit Pfefferkörner richtig verzollt werden (siehe Püntnerfleisch Video), aber nicht den Hauch von gesundem Menschenverstand auf die Reihe kriegt. So sehr die Wut sich gegen all die Cemals und Verdans bedrohlich verallgemeint, so sehr wächst die Überzeugung, dass die tatsächliche Ursache dieser Wut unsere Gesetzesgeber zu verantworten haben. Dem Ivorer wird die Zukunft geraubt, die Raser sind auf freiem Fuss. Die Frage sei erlaubt: Wer hat da geschlampt?

In der Schweiz kriegt man saftige Bussen, wenn man die Steuererklärung zu spät einreicht, kommt aber praktisch ohne Strafe frei, wenn man einen Menschen Totfährt. Die Busse zahlt das Sozialamt. Andererseits werden anständige, beliebte und vorbildlich integrierte Menschen abgeschoben, weil sich dafür ein Gesetz finden lässt. Da bleibt die Vermutung: Irgendwie lohnt es sich gar nicht, sich zu integrieren, anständig zu benehmen, oder immer brav alle Rechnungen zu bezahlen. Das jedenfalls, liebe Richter in Olten, lehrt uns die Schweiz, wenn die Raser von Schönenwerd nicht für mindestens 20 Jahre in ein dunkles Loch gesperrt werden - inzwischen gelten sie ja als vorbestraft, den Cemal und Vedran sitzen für ihre jüngsten Eskapaden hinter Gitter. Wenigstens das.

4 Kommentare:

Alain hat gesagt…

ich hoffe sehr, dass du den text an sämtliche presseredaktionen sendest. dieser entspricht derart den tatsachen welche du sehr schön aufzeigst, als auch der katastrophalen schweizer gesetzgebung, vielleicht kannst du damit etwas bewegen. man muss bald nach jedem strohhalm greifen......

Roli hat gesagt…

Wenn es einen "Gefällt mir ausgezeichnet und sollte prämiert werden"-Button gäbe, hier hätte ich ihn gedrückt.

Alexander hat gesagt…

Ausländer, die zu 5 Jahren Haft verurteilt worden sind, können ausgeschaft werden. Gerade kürzlich hat man im Kanton Zürich einen Mazedonier, der in einem Raserprozess zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde ausgeschafft.

Kann hier nachgelesen werden:
http://www.derbund.ch/schweiz/standard/Raser-aus-Mazedonien-muss-die-Schweiz-verlassen/story/21580214

Der Mann lebte 20 Jahre in der Schweiz und man hat ihn ausgeschafft. Andere Leute wie die Comagics können bleiben weil man es als Härtefall ansieht.

http://www.dailytalk.ch/die-comagics-wie-unwillkommene-auslaender-ihr-bleiberecht-durchsetzen/

Mir Raserhetze und die Skanalisierung in den Medien ist zum Kotzen. Hoffentlich machen sie bald so knallharte Gesetze, dass die Kinder derjenigen, die jetzt so eine grosse Lippe riskieren wenn es darum geht noch härtere Strafen zu forden dereinst zu lebenslänglicher Haft verurteilt werden weil sie auf der Autobahn 130 statt 120 fuhren.

Anonym hat gesagt…

Alexander, du bist ein Arschloch! Mehr Worte ist der Kommentar gar nicht wert!