Mittwoch, 6. Juli 2011

Küssen

Wir alle küssen. Ich glaube, es ist inzwischen zu einer der häufigsten um nicht zu sagen belanglosesten Beschäftigungen der Menschen geworden. Hier ein saftiger Schmatzer, da ein Kuss halb Wange, halb Luft. Zwei Küsschen mit spitzen Lippen, oder Waschlappenmässig unsortiert. Ganz zu Schweigen von den Grüssen und Küssen die man zuweilen als GuK unter jede beliebige Mail zu setzen pflegt. Wir verteilen sie ohne Rücksicht auf Schweine-, Vogel- und andere Grippen - Küsse hier und Küsse da.

Natürlich gibt es auch die umwerfenden, die atemberaubenden, leidenschaftlich hingebenden, reizenden und Sinne entführenden Küsse. Solche, in die man sich hineinsteigert, die einmal angefangen nicht mehr aufzuhalten sind und in einer lawinenähnlichen Kettenreaktion von Leidenschaft und Hingabe sich nicht mehr aufhalten lassen, solche eben, bei denen Er Sie an die Wand drückt und Sie Ihm mit den Fingern die Haare zerzaust. Diese Küsse enden selten vor dem Bauchnabel und schon gar nicht danach, sie führen zu flegelhaften Handlungen und werden nicht selten von knisternden Geräuschen im Bauch begleitet und oft kommt auch die Zunge nicht umhin, sich der zart aber bestimmt den Weg zu suchen , bis die Wogen der Leidenschaft alle Dämme reissen lassen und die Sinne sich drehen im Strudel der Leidenschaft.

Aber um solche Küsse geht es hier nicht. Das wäre zu jugendunfrei. Ich möchte auf diese alltäglichen, ja schon fast furchteinflössenden Halloschatzschmatzer eingehen. Man sollte eine Anti-Fluchtkuss-Initiative lancieren, sowas geht doch einfach nicht. Der unpräzis gesetzte, kaum bemerkte Kuss, den man genau so gut an den Kühlschrank kleben könnte hat auf dieser Welt nichts mehr verloren. Wo sind die Rituale aus der Zeit jugendlicher Unbekümmertheit geblieben, das Allesanderekannnochwarten-Gefühl, die Bestimmtheit mit der ein Kuss angebracht wird, der Kuss eben, der noch eine Botschaft war? Eben.

Ich fordere mehr Küsse für diese Welt, denn erstens sind sie CO2-neutral, und zweitens bauen sie Kalorien ab. Und drittens kann man mit einem liebenswerten Kuss eine besondere Visitenkarte von sich geben. Über den Daumen gerechnet könnte man sagen, dass wenn in der Schweiz 20% mehr und 100% intensiver geküsst würde, könnten wir die Erde retten. Denn dann würde es nicht 2 Grad wärmer, sondern 3 Grad kühler, die Polarkappen würden nicht abschmelzen, der Golfstrom nicht abreissen, die Küsten nicht überschwemmt und die Gletscher nicht aufgelöst. Es reicht einfach nicht, dass sich die 100 Staatsoberhäupter an der Klimakonferenz jetzt 10 Tage lang küssen - Wir, das in den meisten Ländern ungefragte Volk - Wir müssen das in die die Hände nehmen. Oder an die Lippen. Du und ich können die Welt retten, indem wir unsere Allerliebsten mit etwas mehr Hingabe und Leidenschaft küssen. Mit einer bebenähnlichen Art knutschen und drücken, die Wände erzittern und die Trägerbalken wackeln lassen - die Triebe gleiten und die Natur Dinge tun lassen, die nicht in diesen Blog gehören, sondern in Sphären wo die Schmetterlinge sich tollen und der Sturm der Lüste kein schnelles Ende findet.

Aber wie gesagt. darum geht es hier gar nicht.
Grüsse und Küsse an den Tag Weltkusstag - der ging heute über die Bühne, oder? Ereignislos, wie ich annehme.

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