Mittwoch, 6. Juli 2011

Die schönere Liga

Bereits in 10 Tagen geht der Fussballbetrieb in der Schweiz wieder los. Und zwar gleich mit dem "Knüller" BSC Young Boys gegen den FC Basel. Beobachter fürchten, dass es damit schon in der ersten Runde zu wildesten Auseinandersetzungen von Fans rund um das Stadion und zu illegalen Feuerwerken auf den Zuschauerrängen kommen wird. Zuletzt werden die Kosten für Polizeieinsätze und für zerstörte SBB-Wagen den gefühlten Unterhaltungswert wie immer in den Schatten stellen.

Eine Woche später geht es auch in der Challenge League los. Obwohl die Reduktion derselben von 16 auf 10 Mannschaften vor allem zum Ziel hat fussballerische Qualität und Finanzierbarkeit zu steigern, könnte die Ligareform einen ganz anderen Mehrwert bieten: Die Challange League wird die viel schönere Liga als die Axpo Super League. Qualitativ ist das Mittelfeld der obersten Liga kaum von jenem der tieferen Liga zu unterscheiden. Möchte man tatsächlich eine Qualitäts-Zäsur schaffen, müssten Basel, Zürich, YB und Sion eine separate Meisterschaft austragen. Damit würde als interessanter Nebeneffekt das Problem überbordender Sicherheitskosten ebenfalls auf diese wenigen Schauplätze beschränkt. In den meisten anderen Stadien herrscht nämlich weitgehend Ruhe, wenn man randalierende Randgruppen aus  St.Gallen, Bellinzona und Luzern mal ausser acht lässt. Anspannungen konzentrieren ausserdem höchstens noch auf regionale Derbies.

Darüber hinaus herrscht vor allem in der Challenge League weitgehend Ruhe. Was man zuerst als langweilig bezeichnen könnte, läst auf den zweiten Blick zahlreiche Vorteile erkennen: In der Challenge League ist es immer noch möglich ohne Polizeieskorte zum Stadion zu pilgern, man wird nicht durch ein dreistufiges Sicherheitssystem geschleust, man steht nicht generell unter Terrorverdacht und man darf in allen Stadien echtes Bier trinken, mit freier Sicht aufs Spielfeld, ohne dabei ständig gefilmt zu werden. "Wie früher in der Nati A" sagte unlängst ein alter Weggefährte zu mir. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Challenge League bestätigt diese Aussage. Die Mehrheit der Teilnehmer der Challenge League gehörten in den letzten 30 Jahren schon einmal der obersten Spielklasse an - als diese noch nicht von Radaubrüdern und Sicherheitskräften dominiert war.

Die Neuen beim FC Aarau: Nganga, Schultz, Dabo, Garat
Der FC Aarau - damit mein Club auch noch Erwähnung findet - machte ein furchtbares Jahr durch. Abgestiegen und geprügelt von der halben Liga, die Fans mehrheitlich frustriert und wie immer fehlte das Geld an allen Enden und Ecken. Um so erfrischender ist der Wind, der seit einigen Wochen durch das Brügglifeld weht: Trainer René Weiler bringt Spielfreude in die Mannschaft und Motivation ins Umfeld, Sportkoordinator Urs Bachmann beweist ein glückliches und gleichwohl gekonntes Händchen mit wenigen, aber qualitativen Transfers und in Sachen Sponsoring legen Roger Geissberger und die ganze Marketingabteilung bemerkenswertes auf den Tisch: Das neue FCA-Tricot hat einen Werbewert von 810'000 Franken. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr und stellt einer der besten Werte der Challenge League dar.

Stehen die Zeichen etwa auf Super League beim FC Aarau? Weiler relativierte an der Saisonmedienkonferenz und rief die Reduktion der Challenge League in Erinnerung: "Es wird eine harte Saison, weil alle Vereine angreifen müssen, um die drohende Relegation zu verhindern". Entsprechend sei auch immer mit Rückschlägen zu rechnen, führte der Trainer weiter aus. Präsident Alfred Schmid doppelt nach und bezeichnet die neue Saison als "nicht leicht". Dennoch strahlt auch Schmid erfrischende Zuversicht aus: "mit einer schlagkräftigen Mannschaft und dem nötigen Glück, ist ein Platz von Platz 1 bis 6 möglich". Für eine schlagkräftige Mannschaft ist derzeit eine noch eine Alternative im Sturm von Vorteil - daran abrebitet man derzeit noch beim FCA.

Der aktuelle Stand der Dinge verspricht Erfreuliches für die neue Challenge League Saison. Fernab der Millionenschäden in Basel, Zürich und Bern, können wir uns auf zuschauerfreundlichen Fussball und gemütliche stadien freuen und hoffen, dass der FCA wirde zum FCW wird. Nein, nicht FC Wohlen - FC Wunder.

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