Mittwoch, 27. Oktober 2010

FC St.Gallen - Uneinsichtigkeit in Rohform

Der FC St. Gallen steht bis zum Hals in der Scheisse im Schlamassel und kommt da ohne fremde Hilfe nicht mehr raus. Am Dienstag beschloss das städtische Parlament keine Steuergelder für die Rettung auszugeben, am Mittwoch wandte sich der FCSG an einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit.

Nicht wirklich plötzlich kommen die Gebrechen des traditionsreichen Fussballclubs zum Vorschein. Schon während dem Bau des neuen Stadions vor drei Jahren musste dem einen oder anderen aufgefallen sein, dass man Einnahmen für Sitzplatzabonnemente nicht ausgeben sollte, während die Baugrube noch ausgehoben wird. Dass die Swiss Football League dem FCSG trotzdem eine Lizenz für die laufende Saison vergeben hat, hat aber weniger mit Korruptionsfällen zu tun, als viel mehr mit der Tatsache, dass (vermeintlich) clevere Manager es verstanden haben, Bilanzen aller beteiligten Gesellschaften zu beschönigen. Mit gutem Gewissen sogar, denn das Geld war ja da - auch wenn es für Leistungen bezahlt wurde, die erst zwei Jahren später erbracht werden mussten.

Folglich fliesst heute kein Geld mehr und ein Rettungspaket über 16 Millionen Franken hätte es richten sollen. Ein ertser Teilbetrag wurde vom St.Galler Stadtparlament jedoch wuchtig abgelehnt. Viel schlimmer als die nun fehlenden 2 Millionen seitens der Stadt wiegt die Signalwirkung auf weitere Entscheidungen über finanzielle Beiträge. 4 Millionen soll der Kanton ans Rettungspaket steuern - daran glauben will kaum mehr jemand.

"Fehler macht jeder. Aber hier waren
so viele involviert, dass diese Frage
nicht gestelt werden sollte."

Am Mittwoch nun lud der FC St. Gallen zu einer Pressekonferenz ein, bei der Dölf Früh als Vertreter "privater Investoren" allerlei Enttäuschungen unterstrich. Neben Früh sprach auch Präsident Michael Hüppi. Man sei enttäuscht, sagte auch er. Doch wundern sollten sich die beiden Herren über die Missgunst nicht. Anstatt neue Lösungswege, vielleicht ein bisschen Kampfgeist und Einsicht zu beweisen, oder wenigstens den ominösen Plan B vorzulegen, folgte eine Ohrfeige nach der anderen: Die Politik trägt Schuld, die "missgünstige Stimmung" trägt Schuld, die "geänderten Rahmenbedingungen der letzten 5 Jahre" tragen Schuld, die "Verzinsungen der Kredite" ebenfalls,  wie auch "fehlende Einnahmen" und "der Zuschauerrückgang". Ach ja, ein bisschen Eingeständnis folgte dann doch noch: "Wenn wir noch ein Jahr zurückschrauben könnten, würden wir wohl im Bereich der Kommunikation Änderungen vornehmen."


Wir? Ein Journalist hakte nach und wollte wissen, was er, Hüppi, falsch gemacht habe. Seine Antwort: "Fehler macht jeder. Aber hier waren so viele involviert, dass diese Frage nicht gestelt werden sollte."

Der FCSG ist wirklich bemitleidenswert. Und ganz besonders seine Fans. Sich das alles anzutun kann nur mit blinder Liebe erklärt werden. Aber so sind Fussballfans eben. Nein, stopp! Nicht Bier trinkend und gewaltbereit. Sondern blauäugig, parteiisch, verliebt oder wenigstens verbunden. Ihr Lieblingsverein ist nicht einfach nur Zeitvertreib am Samstagabend, sondern Lebensinhalt, Heimat, der Halt im Alltag. Niemand wünscht sich den Untergang des FC St.Gallen, nicht einmal hier drüben im Aargau, wo die Ostschweizer nun wirklich nicht zu den allerbesten Freunden gehören. Aber das haben die Fans einfach nicht verdient.

Dass weltfremde Manager den Verein an den Rand des Ruins getrieben haben blieb an der Pressekonferenz unerwähnt. Wie man neben der Beschaffung vieler Gelder anschliessend damit umgehen will ebenso. Zum Thema Entlassungen im Management sagt Hüppi: "Köpferollen? Ich bin immer wieder erstaunt ob dieser Frage". Uneinsichtigkeit in ihrer Rohform - und das nicht erst seit gestern. Man möchte als besorgter Fussballfan dem Herrn Hüppi in St. Gallen sagen wollen: "so nicht". Ich sage nur: "viel Glück in der 1. Liga."

2 Kommentare:

Dani Schenker hat gesagt…

Da gebe ich dir recht. Auch in Basel mag man den FCSG ja nicht (wen mag man in Basel eigentlich??), aber den Fans und auch den Spielern (die eventuell keinen Lohn mehr erhalten) gegenüber ist das schon eine gemeine Sache...

Anonym hat gesagt…

ja, immer Scheisse Zürich scheisse St.Gallen und nie wieder Brügglifeld singen aber ohne ist es auch blöd