Donnerstag, 7. Oktober 2010

Warum Männer Fauenfussball schauen

Am heutigen Abend spielen die Frauenteams der Schweiz und Dänemark um die Fussball-WM-Teilnahme. Experte Manfred H.* (Name der Redaktion bekannt) schüttelt den Kopf. "Nein, ich kann nichts anfangen mit Frauenfussball". Was ist denn das? Ist er sexistisch? Hat er keine Ahnung von Fussball? 1'800 Zuschauer lockte das WM-Barragespiel gegen England nach Wohlen, das Brügglifeld in Aarau wird heute Abend wohl ausverkauft sein – Menschenmengen, von denen die halbe Männer-Chalenge-League nur träumen kann. Oder spricht Manfred H. nur das an, was viele denken, aber nie im Leben zugeben würden? Im Frauenfussball geht es weniger um Formkurven als um Formen und Kurven.

Ana Maria Crnogorcevic
spielt für die Schweiz und den HSV. Und zwar Fussball.

Diese Zurückhaltung der Offenheit überrascht. Unlängst befragte eine Lifestyle Moderatorin während der Männer-Fussball-WM, worauf Frauen bei einem Fussballspiel denn so schauen. Mal abgesehen vom Bierbauch des Ehegatten im Fernsehsessel. Es folgten Meinungen, die Zahnspangen tragende Teenies, kichernde Omas und gestylte Geschäftsfrauen in einer Art Expertinnenrunde vereinen sollte: „die Waden“, „die Frisur“, „der Körper“. Hallo? Was ist mit der Spielintelligenz? Der Aufschrei über diese offensichtlich sexistische Haltung der Frau gegenüber dem Exemplar „Fussballer“ blieb aber aus. Die Moderatorin im Studio grinste schwesterlich in die Kamera, mit den Worten „das sind ja schöne Aussichten“ und dabei blieb’s. Nicht einmal ein Hinweis, wer heute gegen wen spielt.

Mann ist an dieser Stelle geneigt, den Gleichstellungsartikel mal nicht nur für Lohngleichheit und Stellenvergaben zu strapazieren, sondern bei der frauenfussballerischen Sicht der Dinge anzuwenden. Was würden wohl Männer Antworten, wenn sie lifestyle-mässig nach den Qualitäten einer Fussballerin gefragt würden? Die beeindruckende Gabe einen Pass zu antizipieren? Die Rückraumdeckung im defensiven Mittelfeld? Natürlich. Was denn sonst. Wir Männer haben nämlich ein geschultes Auge für technische Fertigkeiten und das taktische Gesamtbild – antrainiert bei gefühlten zwei Millionen Fernsehstunden mit Beni Turnheer. Wir lassen uns weder aufhalten vom formschönen Sport-BH, noch von den grazilen Bewegungen langer, gebräunter Beine, die mit den langen Stulpen und den viel zu grossen Turnhosen irgendwie sexy aussehen. Vermutlich aussehen, würden wir darauf ein Auge werfen. Tun wir aber nicht. Ehrlich.

Manfred H. kommt heute Abend nicht an das Frauenfussball-Spiel in Aarau. Über Manfred muss man aber wissen, dass er sich auch nicht für Politik, Miss-Wahlen und Dienstagskrimis interessiert. Jedem das Seine. Für mich gilt: Mal abgesehen davon, dass man langsam über eine Männerquote im Bundesrat sprechen sollte, freue mich jetzt einfach mal riesig auf 90 Minuten geballte Spielintelligenz.

Donnerstag, 7.Oktober 2010, 18.30 Uhr, Stadion Brügglifeld Aarau: Frauen WM Barrage Schweiz - Dänemark.
Passende Artikel: Frauenfussball, Die Fifa het keine Chance, Busacca hat auch nur 10 Finger, Politiker-Weitwurf

4 Kommentare:

Sandra hat gesagt…

Bierbauch vom Ehegatten hahaha :-)

Annubis hat gesagt…

also ich schaue frauenfussball nur weil ich wissen will wie die bälle - ups äxgüsi - der ball hüpft ;P

Goggi hat gesagt…

Kein Wunder wollen Frauen jedem Fussballer je einen Ball geben, sie haben ja selber auch immer zwei. :-)

Alexander Müller hat gesagt…

Wenn die Fussballerinnen ein sexy Outfit hätten, würden bestimmt mehr Männer Frauenfussball schauen.

Vorschlag: Statt Kleidung auf Body-Painting setzen. Wäre geiler.

Im alten Griechenland haben die Athleten auch nackt gekämpft. Siehe hier:
http://bit.ly/czaw69