Montag, 11. Januar 2010

Der Flachsee Flamingo ist tot

Man wisse, dass der Abschuss emotionale Kommentare nach sich ziehen werde. Und: Das langsame Aushungern wäre gegen den Tierschutz gewesen. Heisst es. Weil ein Chile-Flamingo sich an einem Ort abgesetzt hat wo er nicht hingehört, tut der Mensch das einzige was ihn von fletschenden Raubtieren unterscheidet: er knallt das Tier ab.

"Experten" vom Basler Zoo und der Vogelwarte Sempach werteten die Überlebenschancen des Flamingos, gemäss einem Artikel auf "20minuten", gleich Null. Aufgrund dieser Feststellung befehligte Urs René Altermatt von der Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Aargau die Erlegung des verirrten Tieres. Ob der Jagdaufseher die Tötung selber vorgenommen hat, oder einen blutrünstigen Kollegen damit beauftragt hat, geht aus der Meldung nicht hervor. Der Flachsee bei Bremgarten, wo der Flamingo unbekannter Herkunft während Tagen verweilte, böte zu wenig Nahrung und ausserdem handle es sich um kein einheimisches Tier, heisst es weiter in der Stellungnahme Altermatts. Einfangen sei zudem fast unmöglich.

Es ist schon aussergewöhnlich welche fantasiereichen Erklärungen der Mensch findet um zwischendurch seine Macht über die Natur zu beweisen. Ob Wölfe, Bären oder halt Flamingos - das ehrbare Interesse, den gesunden Tierbestand zu pflegen, ist immer wieder ein willkommenes Deckmäntelchen um störende Viecher einfach abknallen.

In einem Punkt ist den Jagd-Freaks deshalb voll und ganz Recht zu geben: Der Abschuss weckt tatsächlich emotionale Kommentare. Und Fragen: Das Tier war nach Angaben Altermatts offenbar schon geschwächt. Hätte dies die Chancen nicht erhöht, das Tier lebend einzufangen? Warum wurde das Tier nicht betäubt sondern gleich erschossen? Betsand Fluchtgefahr? Waren Mensch und Tier akut bedroht? Es ist zu hinterfragen, ob es richtig ist, wenn der Mensch sich immer wieder das Recht heraus nimmt, regulierend in die Natur einzugreifen. Das fängt beim Einsperren von Flamingos an und hört beim Abschuss ausgebrochener Tiere noch lange nicht auf. Stichwort Walfang, Robbenjagd, Import exotischer Tiere. Man muss sich sogar fragen, ob all die Naturkatastrophen, einschliesslich unheilbarer Krankheiten, nicht Regulierungen seitens der Natur sind, damit der Mensch nicht zu Übermächtig wird.

Wie dem auch sei. Besonders bedenklich ist, dass der Flamingo von seinem Besitzer, dem Zürcher Zoo, nicht einmal vermisst wurde. Auch nicht, als man dort vor dem Abschuss nachfragte. Irgendwie schlampig, oder?

12 Kommentare:

danger hat gesagt…

Ich war geschockt, als ich das gehört habe. Kotzen könnte ich. Diese Bestien gehören hinter Gitter!

Anonym hat gesagt…

Das sind Ausreden mit der Überlebenschance. Mir hat jemand gesagt dass der Vogel aus dem Zürizoo sein muss, das sieht man an den Fussringen auch von weit weg

M. Schild hat gesagt…

Empört über diesen Abschuss

Ich selbst habe fünf Jahre in Afrika, davon zwei Jahre in Uganda gelebt. Obschon die Tiere in dieser Gegend, nahe dem Äquator heimisch sind, gibt es eine nennenswerte Population in Frankreich (über tausend Tiere). Diese Population lebt im „Park National de Camargue“ es gibt in Europa auch andre Orte wo Flamingos in Freiheit leben können und dürfen. Die Schweiz ist bekannt, dass Tiere, die nicht oder nicht mehr in die Schweiz gehören einfach erschossen werden (Bären, Wölfe etc.). Meist werden fadenscheinige Gründe angeben die diese Taten begründen. Ich selbst bin überzeugt, dass diese schiesswilligen Jäger, dies vorwiegend aus Gründen der Trophäen tun (die Helden unter den Jägern). Ich selbst habe mich in Afrika gegen das Abschiessen von Elefanten, Löwen, Leoparden, Nilpferde etc. stark eingesetzt und unterstütze als Unternehmer noch heute Institutionen gegen dieses Vorgehen (zBsp. den Serengeti Club Schweiz). Natürlich ist es günstiger ein Bär, etc. in der Schweiz zu erledigen, die oben genannten afrikanischen Tiere kosten bei einer afrikanischen Jagdorganisation (meist Europäisch geführt) zwischen $ 20’000 – 50’000.00. Ich vermute, dass es sich bei diesen schweizerischen schiesswütigen Jägern, sicherlich auch um afrikanische Trophäenjäger handelt.

Flami via hat gesagt…

Tut mir jeweils auch immer weh, wenn ich von einem Abschuss lese.

paperboy via hat gesagt…

Sauerei, lasst die bären, flamingos und anderen tiere in ruhe!!!

Roli Marti hat gesagt…

"Man muss sich sogar fragen, ob all die Naturkatastrophen, einschliesslich unheilbarer Krankheiten, nicht Regulierungen seitens der Natur sind, damit der Mensch nicht zu Übermächtig wird." - Ein sehr bemerkenswerter Gedanke...

Goggi hat gesagt…

Es gibt da diese Eichhörnchen-Grippe. Sie bricht alle paar Jahre aus und dezimiert die Eichhörnchen-Popolation um 3/4 ihres Bestandes. Eichhörnchen haben sich sehr nahe an die von Menschen bevölkerten Städte gewagt, wo sie kaum natürliche Feinde haben - also muss die Natur das selber regeln. Bei den Menschen ist das nicht anders, nur dass wir im Stande sind Medikamente zu erfinden. Irgendwann taucht das Nonplusultra-Virus auf, das eine Hysterie wie bei der Schweinegrippe auch rechtfertigt...

Mirja hat gesagt…

Aber macht es nicht gerade den Menschen aus, dass wir imstande sind einen Impfstoff herzustellen und uns zu sch... Mehr anzeigenützen? Und auch Mitleid mit anderen Kreaturen wie einem armen einsamen und halb verhungernden Flamingo haben können? Den Gedanken der Selbstregulation durch die Natur kenne ich übrigens. Und die Gefahr einer Pandemie kann immer gegeben sein- allerdings müsste sich das Virus erst einmal von Eichhörnchen zu Mensch übertragen, und dann von Mensch zu Mensch sehr ansteckend sein.
Zur Schweinegrippe, herje....kein Experte konnte im Vorfeld wirklich sagen was genau passieren wird, und das hat eben den Menschen Angst gemacht. Im Herbst 2010 sind alle schlauer, das war von vorneherein klar. Am Impfstoff selbst ist noch niemand gestorben, an der Grippe sehr wohl. Das gefährliche dran war auch die Abweichung von der bei uns üblichen Grippe, nicht die Alten und Kranken starben daran, sondern vor allem Kinder und junge Erwachsene. Man darf auch nicht vergessen, sie ist mit der asiatischen Grippe verwandt, nicht mit unserer. So, und abschließend dazu: Natürlich starben statistisch bisher weniger Menschen bei uns daran als bei der "normalen" Grippe. Aber es starben Menschen daran, und wenn man sich einfach dagegen schützen kann, ist nicht ein Toter schon zuviel?
Und einmal klugscheissen noch zum Schluss: Es ist die Population, nicht die Popolation :-D.

Roli Marti hat gesagt…

Einmal klugscheissen zurück: Kein Mensch stirbt statistisch. ;-)

Goggi hat gesagt…

Ach, das ist gar nicht die Statistik die ein Gebäude zusammenhält?

Mir ist ja schon klar, dass der Mensch als einziger in der Lage ist zu fühlen und so weiter. Die Aussage soll mehr diese sein: in 50 Jahren haben die 12 Milliarden Menschen schlicht keinen Platz mehr und nix mehr zu essen, geschweige denn ein Klima in dem es sich ohne Jack Wolfskin leben lässt. Wer außer der Natur soll das bitteschön noch regeln, wo unser Gewissen es nicht zulässt das Ende anderer Menschen zu bestimmen. Im letzten Jahrhundert lag die Lebenserwartung noch bei 70 Jahren heute ist sie selbst im ärmsten Teil Afrikas im Begriff zu steigen. Mal schauen wo das hinführt.

Und dann ist noch das: wird künftig jedes humpelnde Reh aus Mitleid abgeknallt? Die Natur sieht dafür nämlich die brutale Zerfleischung durch einen Luchs oder ein Wildschwein vor - und die meisten Kreaturen, einschliesslich den Menschen, leben davon, andere Kreaturen zu töten und aufzufressen.... Mehr anzeigen

Beim Abschuss des Flamingos ging es einzig und allein um die Trophäensammlung des Jägers.

Mirja hat gesagt…

Weisst du Remo, ich hab auch schon ein Katzenbaby und ein Geissenbaby mit der Flasche aufgezogen, war deshalb nachts alle 2 Stunden wach, aber ich bin auch f... Mehr anzeigenähig dazu in den Stall zu gehen und einen Hasen zu schlachten- wenn es notwendig ist. Ich habe einen Kopf und ein Herz um darüber zu entscheiden ob ich das will- fähig bin ich zu nahezu fast allem. Und ich sagte nicht dass ich es gut finde wenn ein Tier grundlos getötet wird. Aber deshalb werde ich auch nicht zum Vegetarier. Genauso wie ich auch hinter den 12 Milliarden die Gesichter und Schicksale sehe- und nicht die Zahl auf dem Papier. Das Problem liegt doch ganz woanders.

Goggi hat gesagt…

Natürlich liegt es woanders, nämlich ausserhalb unseres Einflussbereiches. Wir können uns so gut es geht einrichten und machen die Sache so schlecht nun auch wieder nicht - aber wir sind alle endlich und im Gegensatz zum Menschen kümmert es die Natur wenig, ob der Mensch überlebt. Ich fordere mehr Respekt gegenüber der Natur, das schliesst den willkürlichen Abschuss eines Flingos mit ein.