Freitag, 8. Februar 2008
Ich bin nicht der Schreiner
Hier, wo ich meinem Alltag nachgehe, geniesst die Bevölkerung eine schier unglaubliche Versorgungsdichte. In jedem Kaff gibt es eine Post, eine Kleinbank, drei grosse Quartierläden... und einen Baumarkt. Fährt man von Unterentfelden durch die Nachbargemeinden Suhr, Schafisheim und Buchs begenet man einem "Coop Bau und Hobby", zweimal dem "Jumbo" und auch ein"Migros Do it, House+Garden" ist dabei.
Das Bedürfnis nach Umbautempeln ist natürlich ungebrochen. Es war reiner Zufall, dass bei meinem ersten Besuch im Jumbo Suhr, herumstehende Angestellte gegenüber Kaufsüchtigen Kunden deutlich in der Überzahl waren. Nicht dass ich jetzt duch das hilfsbereite Personal überrumpelt wurde. Nein, in der Holzabteilung musste ich soger klingeln, damit der zuständige Herumstehende ausgerufen werden konnte.
Als er dann da war, übertrug ich ihm eine auf den ersten Blick lösbare Aufgabe: Spanplatte, weiss, Art.-Nr. 3219, 19mm x 850mm x 560 mm
"Öhm"
"Ja?"
"ich bin eben nicht der Schreiner"
""ist das ein Problem?"
"Neeeeein"
War es doch. Brett zu lang, Lack abgesplittert, Holz angesengt. "Nicht so schlimm", sagte ich noch, "ist nur für unter die Küchenabdeckung". Ich wollte ja nur schnell wieder raus hier. An der Kasse stellte sich heraus, dass der Ersatzschreiner den Preis für das knapp 0,5 m2 grosse Brett nicht berechnet hatte, sodass ich zurück in die Holzabteilung musste und an der Kasse die einzigen drei Kunden an der einzigen offenen Kasse wartend zurück liess.
"Öhm"
"Ja?"
"Da muss ich schauen"
Goggi nahm sich den Taschenrechner auf dem Pult und rechnete. Fr. 9.05. Ich schrieb 9 Franken auf den Zettel und grinste den Angestellten an. "Für's zweimal laufen und selber Aussrechnen" - der Angestellte grinst zurück - ob er den Wink verstanden hat weiss ich nicht, er hatte wohl noch so viel Herunstehen im Kopf. Endlich an der Kasse, wusste die zweite Angestellte, die an diesem Abend mit Arbeit überhäuft wurde nicht, was sie am Bildschrim eingeben soll. "Ist das die Artikelnummer?" fragte sie mich und hämmerte sorglos auf dem Flatscreen vor sich herum: "Das ist aus der Holzabteilung, gäletzi*?". Mein "Öhm" hatte ihr wohl als Antwort gereicht - jedenfalls errechnete sie mit Hilfe des malträtierten Bildschirms Gesamtkosten von 9 Franken, was den nun schon fünf Kunden hinter mir in der Reihe den einen oder anderen befreienden Seufzer entlockte.
Beeindruckt durch die professionelle Arbeit, der eindrücklichen Beratung und der grenzenlosen Kompetenz, verliess ich nach nur 30 Minuten den Fachmarkt. Viel Fach ist mir darin zwar nicht begegnet, aber umgekehrt begegnet man mir darin auch nicht mehr allzuoft - Die Spanplatte musste ich zu Hause nämlich zurechtschneiden und anmalen müssen wir sie auch noch.
*gäletzi = Umgangssprachlich die Sie-Form für "Gell, Du"
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