Sonntag, 17. Februar 2008

Liebe Eltern, böse Kinder

Nur ein Beispiel, für die Vorbildfunktion von Erwachsenen. Werden deshalb Eishockeyspiele verboten?
Die Küche ist in die Farben Orange, Weinrot, Gelb und Grau umgefärbt, die Holzdecke ist raus, die Beleuchtung installiert und die Kids zurück aus den Skiferien. Es bleibt also wieder etwas Zeit, sich täglich über Dinge Gedanken zu machen, die zum Beispiel im Briefkasten liegen.

Heute zum allseits beliebten Thema "Jugendgewalt", das ein tiefschürfendes Problem unserer Gesellschaft zu sein scheint. Geri Müller, Nationalrat, schreibt dazu in neusten, regelmässig erscheinenden Flugblatt die wohl treffensten Worte, die ich je darüber gelesen habe:
"Jugendgewalt ist ein Dauerthema in der Politik. Es erreicht jeweils dann den Höhepunkt, wenn Wahlen anstehen, oder wenn gesellschaftliche Veränderungen Ängste wecken - also dann, wenn die Erwachsenen keine fertigen Rezepte mehr haben, um die Komplexität des Lebens zu meistern."
Meine Worte! Immer ist der Fernseher Schuld, oder die Computer-Spiele, oder der Nachbars-Balg, oder die Politik - aber nie die Erziehung der Eltern. Um Himmels Willen: Nur ja nicht Vorbild sein!
Und würde man da mal ein Eingeständnis der Eltern bekommen und wäre das dann mal geklärt, ginge es noch darum, die Verhältnisse ins richtige Licht zu setzen: Erstens bezeichnete schon Sokrates vor 2000 Jahren die Jugend als Grund für den Untergang unserer Gesellschaft - was bis heute nicht passiert ist - und zweitens ist die Jugendkriminalität gegenüber anderen Straftaten marginal: Überfälle auf Rentner, geknackte Autos, Drogenmissbrauch, Tote auf Fussgängerstreifen shlagen die Jugendkriminalität um Längen - "Typische" Straftaten in denen jugendliche Gewalt im Vordergrund stehen, kommen laut Bundesamt für Statistik gerade mal auf 3% aller Verbrechen - die älteren Schläger mit eingerechnet! Angeführt wird diese Statistik übrigens von Übertretungen im Strassenverkehr: Bei fast jeder zweiten Straftat in der Schweiz ist ein Auto im Spiel: Besoffenes herumfahren, zu schnelles Fahren. Die Täter: Erwachsene im Alter bis 35 Jahren.

Werden deshalb Ü-30-Workshops zur Reintegration von Strassenrowdies geschaffen? Und warum spricht keiner von "Junger Erwachsener Männer-Gewalt", wie Müller in seinem Schreiben richtigerweise feststellt?

Über die Jugend wird erst geredet, wenn sie Straffällig werden, dafür dann aber gleich massiv übertrieben. Schon nur, dass es für viele Eltern "ein Schock ist", dass ihr Kind "so etwas machen" konnte, spricht nicht gerade für eine aufmerksame Betreuung, bevor es "so weit kommen konnte". Etwas mehr Verantwortung übernehmen für die Bälger, mal das eine oder andere Ideal vorleben, mit den Kids zusammenarbeiten, statt sie zu befehligen, mal wieder zuhören und Zeichen deuten, statt der Gesellschaft die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das wären Dinge, die jeder tun kann, der vor 15 Jahren die schnuckeligen Babies auf die Welt gesetzt hat.

Zugegeben, ist natürlich anstrengender, als der Politik, dem Fernsehen, oder sonstwem die Schuld zu geben.

Links:
Statistik "Häufigste Straftaten"

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