Gemäss einer Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, ist die Arbeitslosigkeit im Monat Mai gegenüber April 2009 von 3,5% auf 3,4% gesunken. Auf den ersten Blick eine erfreuliche Meldung. Doch der Schein trügt, vergleicht man die trockenen Zahlen, die das SECO liefert miteinander.
Zuerst die gute Nachricht: Insgesamt wurden per Ende Mai 2009 192'516 Stellensuchende registriert, 2'210 weniger als im Vormonat. Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) verringerte sich um 942 Personen. Schön! Und die Medien pickten genau diese Zuversicht verbreitenden Angaben aus dem Zahlenstapel, den uns das SECO mitteilt. Stehen ja auch ganz oben, diese erfreulichen Zahlen. Doch die Meldung ist bei genauerer Betrachtung leider eine schlechte. Im März 2009 waren nämlich 11'814 Personen mehr als im Vormonat von Kurzarbeit Betroffen. Das entspricht einer Zunahme von über 40 Prozent in nur einem einzigen Monat. Kurzarbeit wird mancherorts als Vorstufe zur Kündigung angesehen. Dramatisch auch die Zahl der Ausgesteuerten: Im März bekamen 1'518 Personen neu keine Arbeitslosenunterstützung mehr - auf dem Arbeitsmarkt sind das jene Menschen, die seit zwei Jahren erfolglos Arbeit suchen, was sich während der Krise auch nicht ändern wird. Statistisch verschwinden diese so genannten "Ausgesteuerten" aus der Arbeitslosenquote.
Zählt man die Ausgesteuerten richtigerweise mit und nimmt man für jeden Kurzarbeitenden 50 eingesparte Stellenprozente an, verschlechtert sich das Bild natürlich dramatisch: Tatsächlich müsste man schreiben: In der Schweiz wurden im Verlauf der Monate März bis Mai mindestens 6'722 Vollzeitstellen abgebaut. Von teilweiser oder vollständiger Erwerbslosigkeit betroffen sind über 12'000 Menschen mehr als noch vor einem Monat. Ausgesteuerte April und Mai noch nicht mit eingerechnet.
Immerhin kommt der Vergleich zur gleichen Periode im Vorjahr der Realität wohl etwas näher: Die Arbeitslosigkeit stieg demnach insgesamt um rund 30%, bei Jugendlichen gar um 50%. Aber auch hier: Ausgesteuerte und Kurzarbeiter nicht mit eingerechnet. Warum das SECO überhaupt eine sinkende Arbeitslosenquote veröffentlicht, ist mir ein Rätsel. Vielleicht um Zuversicht zu verbreiten? Vielleicht um das Vertrauen zu fördern, der Staat habe alles im Griff? Klar ist nur, dass die Unsicherheit um mehrere Prozentpunkte wächst. Und zwar täglich.
1 Kommentar:
Die korrekten Zahlen bekommt man jeweils im späten Herbst von der SAKE, der schweizerischen Arbeitskräfteerhebung. Diese hat die internationale Definition für Arbeitslosigkeit, die sich aus verschiedenen Fragen zusammensetzt.
Somit werden wirklich ALLE Arbeitslosen erfasst, sowohl gemeldete, als auch nicht gemeldete als auch Ausgesteuerte.
Mehr: http://www.sake.bfs.admin.ch
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