Dienstag, 8. Februar 2011

Kim Fluchs: Eine Suche die keine sein sollte

Unglaublich, und gefährlich zugleich entwickelt sich derzeit eine Vermissten-Anzeige auf Facebook. Unglaublich, weil die Art und Weise der Suche vermuten lässt, das verschwundene Mädchen sei verschleppt worden. Gefährlich, weil in Zukunft ein wirklich ernster Fall kaum mehr Chancen hat, ernst genommen zu werden. In den Facebook-Kommentaren ist derweil eine Art Massenschlägerei entstanden.

Seit ein paar Tagen vermisst Marco Fluchs seine Tochter. In Grossbuchstaben ziert das Wort VERMISST ein Bild eines jungen Mädchens. Weiter ist zu lesen, dass Kim zuletzt auf Besuch bei ihrer Mutter war und seit Freitag nicht mehr gesehen wurde. Diese Meldung sei via Facebook-Status bitte zu verbreiten, schreibt Vater Fluchs weiter.


35-mal ist mir diese Meldung inzwischen begegnet.

"Schlimm" habe ich im ersten Moment gedacht und wollte den Link schon in meinen Status kopieren, als mir auffiel, wie unwahrscheinlich es doch ist, dass eine solche Vermisstenmeldung einzig und allein über Facebook läuft. Nicht einmal die Boulevardpresse hat sich in die Suche eingeschaltet, geschweige denn die seriösen Blätter. Und tatsächlich - zwei Klicks später lande ich via Google beim Presseportal der Polizei Nordrhein-Westfalens:

Bitte nicht mehr anrufen! Zur Klarstellung: Bei Kim Fluchs handelt es sich um eine Ausreißerin, die vermutlich mit ihrer Freundin unterwegs ist, und das nicht zum ersten Mal. (Quelle)

Damit wären wir dann auch beim gefährlichen Teil dieser Facebook-Aktion. Gemessen an den über 5'000 Kommentaren muss die Meldung schon ein paar zehntausendmal publiziert worden sein. Eine Suchmeldung nach einer pubertierenden Ausreisserin, die mit den Verhältnissen ihrer getrennt lebenden Eltern nicht zum ersten Mal nicht klar kommt. Keine Entführung, keine Gewalt, kein Verbrechen. Nur Familienproblem. Der Vater hat vermutlich im guten Glauben gehandelt und doch muss man ihm eine gehörige Portion Leichtsinn vorwerfen. Statt sich mit Facebook herumzuschlagen, hätte er sich vielleicht lieber etwas mehr mit den Problemen seiner Tochter beschäftigen sollen. Das Mädchen wird sich nie wieder auf Facebook einloggen können, vor Scham, oder vor lauter Freundschaftsanfragen. Der Vater wird teilweise jetzt schon zum Gespött im Internet, mit freiwillig veröffentlichten Vor- und Nachnamen aller Beteiligten. Und das in einem Medium, das nie vergisst. Mal schauen, ob sich die Familienverhältnisse dadurch bessern...

Das wirklich Schlimme an der Sache ist aber, dass es in Zukunft solche Vermissten-Anzeigen schwer haben werden, ernst genommen zu werden. Man wird annehmen, das sei eh wieder nur ein Fake. Über 10'000 Reaktionen hat die Meldung nur auf Facebook inzwischen ausgelöst und dabei zeigt sich ein weiteres ganz böses Gesicht des Internets: Facebook-Kommentare kennen keine Gürtellinie, sondern höchstens unterste Schubladen. Aber das zitiere ich hier nicht. Lest selber (falls der Vater noch nicht schlau genug war, das Bild zu löschen)

3 Kommentare:

Jelemania hat gesagt…

Bei mir auf der Startseite wurde es abermals geteilt und nach dem Durchlesen der Kommi`s habe ich mich geweigert das Selbe zu tun, wie die Anderen!
Dafür aber will ich deinen guten Beitrag in meinem Status verwenden? Ist das ok?

Goggi hat gesagt…

Ja mach nur. :-)

Anonym hat gesagt…

habe es auch über facebook gelesen da stand seit wieviel tagen gesucht wird bin dann auf der seite des mädchens und hab gesehen das sie bei einem ihrer freunde was kommentiert hatte darauf hin hat mich das nicht weiter beschäftigt weil ich denke wenn man noch in facebook gehen kann dann kanns einem so schlecht nicht gehen mir war dann klar das da was nicht stimmt solche leute haben für mich eine macke der vater die grösste der weis garnicht was er damit alles anrichten kann wenn er ne vermissten meldung raushaut wo eigentlich niemand vermisst wird