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Freitag, 3. Februar 2012
Montag, 25. Januar 2010
Wir, die Dummen
Aha! In einer aktuellen Vox-Studie von gfs.bern, hat man aufgrund von 1008 Telefonanrufen herausgefunden, dass das "Ja" zur Anti-Minarett-Initiative eigentlich von der dummen Bevölkerungsschicht zu verantworten ist und sich die Stimmung nicht gegen die Minarette oder gegen Muslime richtet, sondern Ausdruck der Angst vor dem Islam sei. Die Intellektuellen sind tolerant und weltoffen - wir, die dummen sind Schuld am Debakel.
Vorauszuschicken ist, dass die Umfrage vom selben Institut durchgeführt wurde, das vor der Abstimmung eine klare Ablehnung der Initiative prognostiziert hatte. Damals wie heute wird die Richtigkeit der Angaben von den Zeitungen vorbehaltlos übernommen. Weshalb gerade die jetzige Umfrage mehr Wahrheitsgehalt haben soll, weiss niemand genau. Wieder wird die "repräsentative Studie", die unter einem Promilleanteil der Stimmbevölkerung durchgeführt wurde, in sämtlichen in- und ausländischen Medien als umfassende Nachbetrachtung veröffentlicht. Das führt mich unweigerlich zur Frage, die ich mir in solchen Fällen immer wieder stelle: Sind Zeitungen noch in irgend einer Weise glaubhaft? Oder wird einfach nur noch blind zusammenkopiert, was in irgend einer Agentur aufgeschrieben wird?
Man möchte fast sagen: Ein Glück, wer den Pressestatus besitzt, der kann Bockmist schreiben soviel er will und die Menschen glauben es". Meinungsbildung nennt man das. Noch immer besitzt die Zeitung, den Status der "Vierten Macht", wie es in meinem alten Staatskundebuch noch drin steht. Dass eine Umfrage von einem Institut, das in seinen Prognosen immer wieder brutal daneben liegt, als bare Münze übernommen wird, unterstreicht den Verlust der Glaubwürdigkeit der Presse. Ein interessantes Szenario habe ich in diesem Zusammenhang letzte Woche bei der Landung des A380 in Zürich beobachtet. Die Medien haben nicht kritisch oder gar investigativ über das neue Flugzeug berichtet, sondern in ihren Zeitungen die vorgefertigten Häppchen weiter gegeben, die zusammen mit dem Apéro grosszügigerweise bereitgestellt wurden. Da waren nicht wenige Journalisten, die haben das Pressezelt keine Sekunde verlassen. Würde in der Pressemappe drin stehen, das Flugzeug sei pink- die hätten das so abgeschrieben.
Die Frage ist: Wie lange geht das noch gut? Sind die schwindenden Abonnentenzahlen, der Einbruch im Inseratevolumen von 20%, die immer dünner werdende Presselandschaft nicht ein Indiz dafür, dass der dumme Mittelstand mit Lehrabschluss sich doch nicht für so dumm verkaufen lässt? Ich habe noch mehr Fragen: Was will uns die Vox-Studie genau sagen, ausser einmal mehr, dass der Volksentscheid falsch war. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade aufgrund der Sofortverbreitung durch die Medien, ein schlauer Zeitgenosse so eine Studie nicht ganz einfach manipuliert? Schliesslich hat man einen "Schaden" zu beheben, der die Abstimmung verursacht hat.
Für mich ist klar: Die Vox-Studie ist weniger Wert als das Zeitungspapier auf dem sie veröffentlicht wurde und die intellektuelle Schicht hinterfragt das Resultat keine Sekunde. Die Tatsache, dass kritische Fragen dagegen von einem Dummen mit Lehrabschluss gestellt werden, sollte der Elite doch zu Denken geben...

Bild: Claude Longchamp, Meinungsforscher von gfs.bern. Am 23. Oktober 2009 gibt er der Initiative im Interview mit der Tagesschau keine Chance: "es ist gelaufen", 53% sagen nein, nur 34% ja - er hat sich massiv geirrt.
Man möchte fast sagen: Ein Glück, wer den Pressestatus besitzt, der kann Bockmist schreiben soviel er will und die Menschen glauben es". Meinungsbildung nennt man das. Noch immer besitzt die Zeitung, den Status der "Vierten Macht", wie es in meinem alten Staatskundebuch noch drin steht. Dass eine Umfrage von einem Institut, das in seinen Prognosen immer wieder brutal daneben liegt, als bare Münze übernommen wird, unterstreicht den Verlust der Glaubwürdigkeit der Presse. Ein interessantes Szenario habe ich in diesem Zusammenhang letzte Woche bei der Landung des A380 in Zürich beobachtet. Die Medien haben nicht kritisch oder gar investigativ über das neue Flugzeug berichtet, sondern in ihren Zeitungen die vorgefertigten Häppchen weiter gegeben, die zusammen mit dem Apéro grosszügigerweise bereitgestellt wurden. Da waren nicht wenige Journalisten, die haben das Pressezelt keine Sekunde verlassen. Würde in der Pressemappe drin stehen, das Flugzeug sei pink- die hätten das so abgeschrieben.
Die Frage ist: Wie lange geht das noch gut? Sind die schwindenden Abonnentenzahlen, der Einbruch im Inseratevolumen von 20%, die immer dünner werdende Presselandschaft nicht ein Indiz dafür, dass der dumme Mittelstand mit Lehrabschluss sich doch nicht für so dumm verkaufen lässt? Ich habe noch mehr Fragen: Was will uns die Vox-Studie genau sagen, ausser einmal mehr, dass der Volksentscheid falsch war. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade aufgrund der Sofortverbreitung durch die Medien, ein schlauer Zeitgenosse so eine Studie nicht ganz einfach manipuliert? Schliesslich hat man einen "Schaden" zu beheben, der die Abstimmung verursacht hat.
Für mich ist klar: Die Vox-Studie ist weniger Wert als das Zeitungspapier auf dem sie veröffentlicht wurde und die intellektuelle Schicht hinterfragt das Resultat keine Sekunde. Die Tatsache, dass kritische Fragen dagegen von einem Dummen mit Lehrabschluss gestellt werden, sollte der Elite doch zu Denken geben...
Dienstag, 1. Dezember 2009
«Sie haben keine Ahnung»
In einigen Kommentaren hier im Blog, aber auch via Facebook, wurde mir nach dem gestrigen Artikel in unsanften Worten nahegelegt die Klappe zu halten, denn ich hätte keine Ahnung. Was aus Frust geschah und nur eine Art des Umgangs mit der Niederlage sein könnte, gibt mir dennoch Anlass, darüber nachzudenken. Habe ich eine Ahnung? Was genau ist ein Minarett? Was bedeutet «Shari'a» und was war noch mal mit diesem Mekka? Nach nur kurzer Zeit steht fest, das Stimmvolk hatte tatsächlich schlicht keine Ahnung. Bezüglich Vorlagentext, Inhalt der Initiative, Grundwissen, Auswirkungen und Rechtsverbindlichkeit. Doch das ist nicht deren Schuld.
Ein paar Beispiele: Ein Leser behauptet, dass Gebetsrufe durch die Annahme der Initiative verboten worden sind. Das stimmt so nicht. Grundsätzlich wurden diese durch das Abstimmungsresultat "nur" zusätzlich verhindert - verboten waren sie davor schon. Immer wieder werden Kirchentürme mit Minaretten verglichen. Genau betrachtet ist es aber das Kruzifix, das der Bedeutung eines Minaretts am ehesten entspricht. Weiter sind katholische Gotteshäuser fast überall auf der Welt erlaubt - Jesuskreuze dagegen werden in nur ganz wenigen muslimischen Staaten toleriert - weiss kaum jemand. Ebenfalls beachtet werden sollte, dass das Verbot von Minaretten nicht als «Rassismus in seiner reinsten Form» bezeichnet werden darf, wie das beispielsweise der Arzt und Ex-Mister Schweiz Adel Abdel-Latif gegenüber dem Tagesanzeiger tat- der Islam ist nämlich keine Rasse und auch nicht an eine solche gebunden.
Spitzfindigkeiten? Mag sein. Es sind nur einige von vielen Details, die bei der Berichterstattung und der sich daraus ergebenden Meinung nicht so genau genommen wurden. Irgendwer sagte mal irgendwo, Minarette seien wie Raketen. Ein anderer behauptete, alles um das Minarett gehöre dem Islam und wenn man ja sage, sei die Schweiz islamisch. Wortfetzen, zugegebenermassen aus dem Zusammenhang gerissen und meistens so nicht richtig - aber sie beeinflussen die Meinung der Bürger.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen das Abstimmungsmaterial vor einem Monat ausgepackt und die Frage gelesen haben. Sie dachten sich: «Ja da habe ich was davon gehört, Raketen und so - will ich nicht, also ja zum Verbot» - Verflucht sei die Demokratie, bei der auch Unwissende gefragt werden!
Diese Art von Fehlinformation - um nicht zu sagen Volksmanipulation - kommen dabei nicht nur von den Medien für die Quoten wichtiger sind als Aufklärung. Vor allem die am Abstimmungskampf beteiligten Parteien und Organisationen nehmen es mit der Genauigkeit nicht so genau. Die Grüne Partei beispielsweise hat ein Werbeplakat entworfen, auf dem deben dem Minarett ein "Nein" prangte und neben einer Rakete ein "Ja". Ein flüchtiger Blick sagt dem Betrachter: Die Grünen sagen Nein zu Minaretten und Ja zum Waffenexport, um den es am letzten Wochenende ebenfalls ging. Tatsächlich standen die Parolen für die beiden Abstimmungsvorlagen und bedeuteten genau das Gegenteil von dem was da stand. Alles unklar? Die SP legte noch einen obendrauf:
Wählte man vor ein paar Tagen den falschen Bildausschnitt ener ihrer Werbebotschaften, entstand der Eindruck, die SP sei für das Minarettverbot. Tatsächlich waren sie aber dagegen, das "ja" gehört seit kurzem zum Logo der SP.
Solche Details tragen dazu bei, dass die Menschen in die Irre geführt werden und irgendwann tatsächlich keine Ahnung haben, worum es genau geht. Nur muss ich mir das nicht vorwerfen lassen, denn ich wurde gefragt und ich habe aufgrund der bis zur Stimmabgabe gesammelten Eindrücke entschieden. So einfach funktioniert unsere Demokratie. Ob die Lösung es ist, die Stimmcouverts nicht schon einen Monat vor der Abstimmung zu verschicken, oder einfach trügerische Werbekampagnen zu verbieten ist nicht meine Sache. Wie wär's mit einer Initiative?
PS: Um das noch klarzustellen: Von mir aus kann man an jeder Ecke ein Minarett aufstellen und der Ruf des Muezzin stelle ich sehr stimmungsvoll vor. Nur was ich nicht mag, ist das Verdrehen von Tatsachen und das unproportional angriffige Getue von Gewinnern - aber leider vor allem von den Verlierern.

Spitzfindigkeiten? Mag sein. Es sind nur einige von vielen Details, die bei der Berichterstattung und der sich daraus ergebenden Meinung nicht so genau genommen wurden. Irgendwer sagte mal irgendwo, Minarette seien wie Raketen. Ein anderer behauptete, alles um das Minarett gehöre dem Islam und wenn man ja sage, sei die Schweiz islamisch. Wortfetzen, zugegebenermassen aus dem Zusammenhang gerissen und meistens so nicht richtig - aber sie beeinflussen die Meinung der Bürger.

Diese Art von Fehlinformation - um nicht zu sagen Volksmanipulation - kommen dabei nicht nur von den Medien für die Quoten wichtiger sind als Aufklärung. Vor allem die am Abstimmungskampf beteiligten Parteien und Organisationen nehmen es mit der Genauigkeit nicht so genau. Die Grüne Partei beispielsweise hat ein Werbeplakat entworfen, auf dem deben dem Minarett ein "Nein" prangte und neben einer Rakete ein "Ja". Ein flüchtiger Blick sagt dem Betrachter: Die Grünen sagen Nein zu Minaretten und Ja zum Waffenexport, um den es am letzten Wochenende ebenfalls ging. Tatsächlich standen die Parolen für die beiden Abstimmungsvorlagen und bedeuteten genau das Gegenteil von dem was da stand. Alles unklar? Die SP legte noch einen obendrauf:

Solche Details tragen dazu bei, dass die Menschen in die Irre geführt werden und irgendwann tatsächlich keine Ahnung haben, worum es genau geht. Nur muss ich mir das nicht vorwerfen lassen, denn ich wurde gefragt und ich habe aufgrund der bis zur Stimmabgabe gesammelten Eindrücke entschieden. So einfach funktioniert unsere Demokratie. Ob die Lösung es ist, die Stimmcouverts nicht schon einen Monat vor der Abstimmung zu verschicken, oder einfach trügerische Werbekampagnen zu verbieten ist nicht meine Sache. Wie wär's mit einer Initiative?
PS: Um das noch klarzustellen: Von mir aus kann man an jeder Ecke ein Minarett aufstellen und der Ruf des Muezzin stelle ich sehr stimmungsvoll vor. Nur was ich nicht mag, ist das Verdrehen von Tatsachen und das unproportional angriffige Getue von Gewinnern - aber leider vor allem von den Verlierern.
Mittwoch, 6. Mai 2009
Die Harmonisierung der Schulstrukturen

Das Bildungskleeblatt 2 - Harmonisierung der Schulstrukturen: eher NEIN
Mit dem zweiten Kleeblatt wird das bisher bekannte Schulsystem der Oberstufe völlig umgebaut. Nach vier Jahren in der Basisstufe und weiteren 4 Jahren in der Mittelstufe, gelangen die Schüler im 9. Schuljahr in die neue Oberstufe. Diese wird nicht mehr als Real-, Sekundar- und Bezirksschule geführt, sondern als Sekundarschule mit dem Niveauzusatz A (allgemeine Anforderungen), E (erweiterte Anforderungen) und P (progymnasiale Anforderungen) . Mit diesem Kleeblattblättchen greift der Kanton Aargau der nationalen Harmonisierung (Harmos) vor, überspringt quasi die eigentliche Abstimmung zur Einführung und präsentiert gleich die Umsetzung.
Das geht vielen Eltern zu weit. Die Stimmung unter den meisten Zuhörern von Podiumsdiskussionen kann als skeptisch bezeichnet werden. Wie schon beim ersten Kleeblatt kann nicht nachvollzogen werden, warum ein populäres System geändert werden muss. Hier wird man noch zu oft mit dem Argument vertröstet, es sei dringend nötig und man hinke bei jeder Pisa-Studie hinterher und alles sei veraltet. "Na und?", fragt sich unsereiner. Wir leben im weltweit best funktionierenden Umfeld, so schlimm kann das doch gar nicht sein! Dies aus der Perspektive von Menschen, die das fragliche System alle durchlaufen haben und in einer gut funktionierenden Gesellschaft leben.
Auch die Lehrerschaft rümpft die Nase, auch wenn hier die Akzeptanz grösser ist als beim ersten Kleeblatt. Wie die Beurteilung der Schüler künftig erfolgen soll, wie die Planung abläuft, wenn das Niveau auch während des Schuljahres gewechselt werden kann, will man wissen. Organisatorische Fragen, die weitgehend unbeantwortet blieben. Das System mit einer Stammklasse und verschiedenen Niveaufächern entfremde die Schüler und die wertvolle Gruppendynamik einer Schulklasse gehe verloren. Solchen Details widme man sich erst, wenn die Rahmenbedingungen gegeben seien, ist auch hier wieder zu hören. Doch für die meisten Lehrpersonen sind diese Details von grosser Bedeutung, denn sie entscheiden über das künftige Arbeitspensum und darüber, wie die Stellenbeschreibung künftig aussehen wird.
Die kantonale Wirtschaft hat eine andere Angriffsfläche gefunden. Die neuen Strukturen sollen aus der bisherigen Bezirksschule eine Elitetruppe formen und der bisherigen Sekundarschule den schulischen Weg offen halten. Der kantonale Gewerbeverband, hat sich mit fast hundertprozentiger Geschlossenheit gegen das (gesamte) Kleeblatt ausgesprochen. Sie fürchten, dass dem typischen KMU-Kanton Aargau künftig die Lehrlinge ausgehen, weil über 50 Prozent der Jugendlichen in die Schule gingen. Heute fangen im Kanton Aargau rund 75 Prozent der Schulabgänger eine Berufslehre an.
Fazit: Viele betrachten das Kleeblatt 2 (Harmonisierung der Schulstrukturen) als "voreilig", weil dem Bildungskonkordat Harmos vorgegriffen wird. Weitere Schlagwörter sind "unnötig", "am Ziel vorbei" und nicht zuletzt betrachten es viele als "zu teuer". Dem gegenüber stehen wage Versprechungen, das Bildungsniveau werde künftig viel höher, was wiederum nicht im Sinne der KMU ist. Weil sich auch im Grossen Rat, mit nur zwei Stimmen Differenz und vier Enthaltungen, nur ein Zufallsmehr für die Vorlage ausgesprochen hat, darf man bei diesem Kleeblattteil von einem sehr knappen Entscheid ausgehen. Dessen Nachteil ist, dass jede Interessengruppe es zu Dreivierteln toll findet, aber gerade "ihr" Vietel die Erwartungen nicht erfüllt - folge dessen sagt man im konservativen Aargau halt einfach Nein.
Für mich eher ein Nein. Aus meiner Sicht bringt die neue Dreigliedrigkeit keine wesentlichen Vorteile gegen über dem bisherigen System, sondern eher Nachteile und mehr Kosten.
Bisher erschienen:
Das Bildungskleeblatt 1 - Eingangsstufe
Bildungskleeblatt 3 - Tagesstrukturen
Dienstag im Goggiblog: Bildungskleeblatt 4: Der Sozialindex
Dienstag, 5. Mai 2009
Die Bildungsreform

Das Bildungskleeblatt 1 - Eingangsstufe
2x NEIN
Das wohl umstrittenste aller Kleeblattteile ist die Einführung einer Eingangsstufe, auch Basisstufe genannt. Die Vorlage sieht vor, dass der Kindergarten abgeschafft wird. Es wird zwar behauptet das stimme so nicht, Tatsache ist aber, dass der Quartierkindergarten abgerissen wird und der vierjährige Knirps einen ungleich längeren Weg bis in die Schule zurück legen muss. Alleine dieser Umstand ist dermassen unpopulär, dass sich kaum jemand dafür erwärmen kann. Jeder der selber im "Chindsgi" war, hat beste Erinnerungen daran und ich persönlich empfand die Zeit als sanfte Annäherung an den brutalen Schulalltag, wie er sich später gebärden sollte. Wer heute selber Kinder in den Kindergarten schickt, weiss wie erschöpft sie vor allem im ersten Jahr nach Hause kommen. Wollen wir unseren Kleinsten wirklich einen Schulweg zumuten, der doppelt so lang ist und an gefährlichen Strassen vorbei führt?
Dazu kommt, dass in der Eingansstufe (auch Basisstufe genannt) vier Jahrgänge im gleichen Klassenzimmer unterrichtet werden. Ich versuche mir das plastisch vorzustellen: In der Ecke hinten bauen die Vierjährigen mit Klötzchen und vorne rechts versuchen sich die Zweitklässler auf die Rechenaufgabe zu konzentrieren. Wie werden Ausflüge in den Wald organisiert, die man als Kindergärtler so schätzte? Gehen die Grossen dann mit? Wer kümmert sich um die zu bindenen Schuhe, um die Kleinen die aufs Klo müssen und sich selber nicht trauen? Verträgt sich die Unbekümmertheit der Vierjährigen mit der Disziplin des Aufstreckens, bevor man etwas sagen darf? Wo bleibt die zeitliche "Knautschzone", in der sich Eltern und Kinder täglich bis zu einer halben Stunde Zeit lassen können, sich voneinander zu trennen? Man könnte sie auf Vor-dem-Unterricht verlegen, sagen die Befürworter. Und wenn man mehr als zwei Kinder hat? Geht dann das Frühstück einfach flöten?
Das beste Argument gegen das Bildungskleeblatt 1 lieferte ironischerweise die Befürworterin Lotty Fehlmann Stark (SP), Einwohnerratspräsidentin der Stadt Aarau. Sie sagte an einer Podiumsdiskussion, dass solche Details noch nicht endgültig geklärt seien. Es gehe bei der Abstimmung auch vielmehr darum, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Fazit: Selbst wenn die Vorlage "Schulgesetz (Eingansstufe)" (Bildungskleeblatt 1) sämtlichen bildungspolitischen Aspekten standhalten würde, ist sie wegen der praktischen Abschaffung des Kindergartens völlig unpopulär. Dazu kommen viele ungeklärte Fragen und zwar in einem Bereich in welchem nicht die Logik, sondern das Bauchgefühl entscheidet. Und ein schlechtes Gefühl führt tendenziell eher zu einem Nein. Für die Einführung der Eingangsstufe ist ausserdem eine kantonale Verfassungsänderung nötig - auch über diese wird am 17. Mai abgestimmt.
Für mich 2x ein klares Nein. Ich rechne sogar damit, dass die Vorlage mit einer Zweidrittelsmehrheit abgelehnt werden könnte.
Weiterlesen:
Bildungskleeblatt 2 - Harmonisierung der Schulstrukturen
Bildungskleeblatt 3 - Tagesstrukturen
Dienstag im Goggiblog: Bildungskleeblatt 4: Der Sozialindex
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