gHeute wird die neue Regierung des Kantons Aargau gewählt.
Dass sich die Schweizerische Volkspartei (SVP) immer ganz besonderer Kampagnen bedient um auf deren Anliegen aufmerksam zu machen, sind wir uns gewohnt. Natürlich wirkt ein Betonklotz auf dem AHV-Bänkli viel mehr als seitenlange Erklärungen in Podiumsgesprächen. Selbst Politiker die von den Chefsatirikern Giacobbo/Müller auf die Schippe genommen werden, stehen eher in der Gunst der Wähler, als Kandidaten die langweiliges Zeug plappern.
Dass die Wahrheit bei diesen SVP-Kampagnen arg strapaziert wird, darf man zwar nur mit vorgehaltener Hand behaupten. Im Fall vom Aargauer SVP-Regierungsratskandidat Luzi Stamm ist es nun aber bewiesen:
Luzi Stamm lügt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes "wie gedruckt"!
Am 22. November dieses Jahres strapazierte er schon die Nerven der AZ-Leser, indem er sich einer Pietätlosigkeit sondergleichen bediente. In einem Inserat veröffentlichte Stamm einen Brief von Thomas Wittwer, weil dieser von der Aargauer Zeitung nicht veröffentlicht wurde. Darin Lobhudelt der Leserbriefschreiber das Engagement des Regierungsratskandidaten Stamm und betont, dass Stamm nicht der Typ sei, der Schicksale anderer Menschen für seine Wahl-Zwecke missbrauche, wie das in einer früheren Ausgabe der AZ offensichtlich vermittelt wurde. Das Besondere daran: Wittwer verlor eine Woche vor der Publikation des Inserates seine Tochter beim Raserunfall in Schönenwerd. Dass man sich für Wahlzwecke einer solchen Pietätlosigkeit bedient, finde ich unter aller Sau. Ich glaube nämlich sehr wohl, dass Stamm sich des Vorfalls bedient um Regierungsrat des Kantons Aargau zu werden.
Dass die Aktion ein fieser Wahltrick als Hintergrund hatte, darf ich als Wähler zumindest stark vermuten. Nur eine knappe Woche später erschien in der Aargauer Zeitung nämlich wieder ein Inserat von Luzi Stamm, in dem er einen Leserbrief vonReto Caprez veröffentlichte. Dies mit der Behauptung, die Aargauer Zeitung unterschlage mit Absicht den an dieser Stelle erscheinenden Brief. Das Pikante: Zum Zeitpunkt der Buchung des Inserates durch Stamm, war der Leserbrief von Caprez noch gar nicht abgeschickt worden. Dies beweist der Poststempel.
So eine Peinlichkeit seitens eines Kandidaten um ein Regierungsamt macht den Mann zur unwählbaren Person und bekräftigt mich ein weiteres Mal in der Vermutung, dass der SVP grundsätzlich mit viel Skepsis zu begegnen ist.
Der aktuelle Stand der Dinge zeigt einen Linksrutsch im Aargau. Mein Nachbar Peter C. Beyeler (FDP, bisher) und Roland Brogli (CVP, bisher) bleiben in ihren Ämtern. Bildungsdirektor Rainer Huber (CVP) schafft die Wiederwahl dagegen nicht mehr. Nach den Rücktritten von Kurt Wernli (Parteilos) und Ernst Hasler (SVP) stossen damit gleich drei neue Gesichter in die Regierung: Gewählt ist Urs Hofmann (SP) und etwas überraschend Susanne Hochueli von den Grünen. Um den letzten Platz in der Regierung balgen sich die beiden SVP-Kandidaten Alex Hürzeler und Luzi Stamm, sowie Doris Fischer-Taeschler von der FDP. Hürzeler erzielte von den dreien zwar das beste Resultat, für das absolute Mehr reicht es ihm aber nicht und ein zweiter Wahlgang im Februar 2009 wird nötig.
Nur noch knapp hinter dem Trio blieb der Bisherige Rainer Huber, der sich in einem zweiten Wahlgang sicher noch Chancen auf eine Wiederwahl ausrechnen darf. Erwähnenswert ist, dass Luzi Stamm in seiner Nachbarschaft offensichtlich keinen besonderen Kredit mehr geniesst. Wie im Gesamtergebnis, belegt Stamm auch in seiner Wohngemeinde nur gerade den 7. Platz.
Bilder: (c) Aargauer Zeitung
2 Kommentare:
Ganz schlimm was da Stamm macht. Aber die Entwicklung gefällt mir. Daumendrücken für Frau Fischer
Ich glaube, ich muss mir das mal ansehen... :-) ...und mich mit der Schweizer Politik etwas mehr beschäftigen.
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