Samstagabend, exakt 17 Uhr und damit der wahrscheinlichste Zeitpunkt, ab dem die Unwahscheinlichkeit steigt, dass Hotlines im Notfall noch besetzt sind. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eben ein solchcher Notfall eintrifft. Ob es der krächzende Jüngstgeborene ist, oder Zahnschmerzen die ein ganzes Wochenende unbehandelt bleiben, "öppis esch emmer" wie man im Volksmund so sagt.
Doch diesmal ist alles viel schlimmer: Der Arm ist ab. Genauer: Das Internet geht nicht. Was ungefähr das gleiche ist.
Das Verflixte daran war, dass es hierbei um eine Komplettamputation des Cablecom-Modems ging. Ein einsames Lichtlein blinkte ungestüm vor sich her. Laptop, sowie Desktopkiste meldeten gleichermassen Anschlusslosigkeit an den Rest der Welt. Einsam sass ich da, von allen verlassen, unterpriviligiert, den sozialen Absturz vor Augen. Doch all das kommt erst später.
Vor ein paar Wochen ergab sich nach dem Durchhören der gesamten Hitparade in der Warteschlaufe der Cablecom, schon einmal ein kurzes Gespräch mit einer Dame des Cablecom Call Centers:
"Willkommen bei Cablecom, mein Name ist Irztfrfg Tzbghfuur*, wie kann ich ihnen helfen?"
Ich: "Internet geht nicht"
Sie: "haben sie die Kabel richtig eingesteckt"
Ich: "Nein, ich bin ein Idiot, warten Sie bitte, muss ich erst machen"
Sie "Meistens geht es dann"
Ich: "geht immer noch nicht"
Sie "Das kann nicht sein, ich sehe nichts hier"
Ich: "Fernsehen geht auch nicht"
Sie: "Doch Fernsehen geht, vielleicht ist ihr Fernseher kaputt"
Ich: "Beim Nachbar gehts auch nicht"
Sie: "Auch nicht?"
Ich: "Nichts geht, nein"
(kleine Pause)
Sie: "Und warum können sie dann Telefonieren?"
Ich: "Weil Telefon bei der Swisscom ist"
Sie: (ernsthaft) "Sie wissen, dass Sie mit Cablecom auch telefonieren können?"
Ich, Augenbrauen anhebend, Faust ballend, werde in meinem schweigenden Protest unterbrochen: "Ich sehe nichts, ich beauftrage aber einen Techniker, der wird der Sache nachzugehen"
Ich: "Gut, danke für ihre Mühe. Wie war noch mal Ihr Name?" - "Svnjhhh Smbrtlrlri"*
Das war vor ein paar Wochen, durch Zufall funktionierten die Leitungen im Verlaufe des Abends doch wieder, ohne dass der genaue Grund des Netzausfalls bekannt geworden wäre. Zurück zum Samstagabend: Nebenbei läuft Supertalent bei RTL. In Kleenex' gewickelt, schluchzend ob der göttlichen Stimme von Yoyo folgen wir dem Rat der Moderatoren und besuchen für nähere Informationen das Internet. Nur: Internet geht nicht. Bei einem Anruf auf der Cablecom-Hotline, erfahre ich nach Drücken der Taste 1 für Deutsch, 3 für Internet, noch mal 1 für Fragen zum Anschluss und die 2 für eine persönliche Beratung, dass die Büros zurzeit nicht besetzt sind. Erst am Sonntag verleiht man mir nach 20 Minuten klirrender Hitparade endlich Gehör. "Internet geht nicht" sage ich. Und noch bevor der Mann am anderen Ende etwas sagen konnte beantwortete ich die Fragen die mir zu drohen schienen: "Kabel alle drin, Fernsehen geht, beim Nachbar auch, vorhin ging's noch."
Er: "Ich sehe hier nichts"
(Pause)
Wieder Er: "Ihr Modem ist offline"
Ich: "Es blinkt aber"
(Pause)
Er: Wir müssen das Modem austauschen. ist eh ein altes, das sie da haben"
Ich: "Gut, wie geht das?"
Er: "Wir schicken es Ihnen am Montag ab, dann haben Sie es in 3-4 Tagen"
Ich: "Immerhin"
Er: "Wenn Sie das alte zurückgeschickt haben, geht es noch einmal 4-5 Tage, bis wir es freischalten können"
Ich: "Hä?"
(Pause)
Er: "Ja ich sage es Ihnen lieber gleich. 4-5 Tage"
Ich: "Na gut, legen wir auf, die 0900er-Nummer kostet ja auch nicht nichts."
Er: "Rufen Sie das nächste mal auf die 0800er-Nummer an, die ist gratis.
Ich: "Und wo erfahre ich die?"
Er: "Im Internet"
Ich: ( wortlos, kochend)
Mein Schweigen gleicht jenes der Lämmer, die enthäutet vor Hannibal Lecter auf dem Mittagstisch liegen. Wieder können mich nur aufheiternde Worte aus dem Zustand herabhängender Mundwinkel befreien: "Sie können das Modem auch in Zürich holen. Zollstrasse 42, Montag ab 8 Uhr"
Montag, 9.52 Uhr. Goggi steht in der Empfangshalle der Cablecom. Drei Damen und ein Herr sitzen, stehen und palavern quer durch die Halle. Wenigstens steht keiner vor mir an. Ich ziehe eine Nummer und setze mich in die Warteschlaufe. an einem Bildschirm läuft eine Cablecomeigene Hitparade in SuperHDTV-Qualität. 20 Minuten später bin ich dran. Und siehe da, die grosse Erlösung: Modem sofort ausgetauscht, zusätzlich gewünschtes Kabel gratis dazu, Freischaltung vor Ort innerhalb dreier Minuten und ein zufriedener Goggi, dem es um 10.40 noch auf den 4 Minuten verspäteten Schnellzug reicht.
Und zu Hause - welch ein Wunder - alles klappt, einschliesslich dem neu eingerichteten WLAN, das mit 300 Millionen Megabits mindestens bis Berlin zu senden vermag. Ich glauch ich flieg' da gleich mal hin.
Weitum zufriedene Gesichter - bis zum nächsten Mal.
* Name der Redaktion nicht bekannt. Ihr Nuscheln und ein zeitgleiches, selbstverständlich zufälliges Knacken in der Leitung wussten das zu verhindern.
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3 Kommentare:
tja... bluewin und bluewin tv heissen hier wohl die zauberworte.
Ich bin bei sunrise-aber der Kundendienst ist kein Deut besser...
Hey Goggi,
ich wollte nur fragen, ob du nicht lust hättest, nochmal bei stupidedia.org vorbeizuschauen...
Zwörg wurde "gefeuert", was auf der einen seite furchtbar respektlos war, da Du aber persönliche Differenzen mit ihm hattest, kannst Du es auch als Chance sehen.
Wenn Du aber keine Lust mehr hast, ist das auch zu respektieren.
LG.
P.S.: Soeben wurde ein neuer Contest gestartet: Thema: Kindheit und Jugend.
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