Einige sprechen schon seit Jahren vom Blog-Sterben, andere sehen Twitter als deren ultimativen Ersatz. Trotz Dauerbeschuss von Aussen beweisen zwei neue Studien: Das Web 2.0 und mit ihm die Blogsphäre leben wie eh und je. Mehr noch: Blogs sind beliebter als vor einem Jahr.
Die Wahrnehmung der Menschen ist in ungefähr diese: Wenn etwas von vielen Leuten gemacht oder gemocht wird, ist es "in" - wenn die meisten es wieder aufgeben ist es "out". Diese Wahrnehmung widerspielgelt die Oberflächlichkeit, mit der unsere Gesellschaft mit manchem Phänomen umgeht. Modetrends verschwinden heute oft schneller als sie gekommen sind, seien es Dreiviertelhosen oder MP3-Player. Die Halbwertszeit ist erschreckend kurz geworden. Dass etwas nicht mehr "in" ist, bedeutet aber noch lange nicht, dass es nicht mehr da ist. Fällt man mit den "Hochwasserhosen" unterwegs noch auf, ist beispielsweise das Blog-Dasein ein eher unauffälliges, aber stets präsentes gewesen.
Weniger Blogs, mehr Leser
Tatsächlich steigen Blogs in der Gunst der Leserschaft weiter an, wie dies in einer neuen Studie des Marktforschungsinstituts "xeit" diesen Monat präsentiert wurde: Nutzten vor Jahresfrist noch 66% der Internet-User Blogs als Informationsquelle, stieg dieser Wert 2009 auf stattliche 74%. Im Allgemeinen sind alle Online Dienstleistungen in der Gunst der Nutzer gestiegen. Social Networking (Facebook, Twitter) beispielsweise um 6 Punkte auf 86 Prozent und Videoportale werden gar von 97% der User genutzt - das sind ebenfalls 6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Einzig bei den Online Foto-Alben wird eine Sättigung festgestellt: nur noch etwa die Hälfte der Internetnutzer laden ihre Bilder in ein Online-Album.
Zurück zu den Blogs. Die steigende Beliebtheit von Blogs könnte auf eine natürliche Ausdünnung zurückzuführen sein. Nach dem grossen Hype vor zwei, drei Jahren, liegen heute bis zu 90% der "Online-Tagebücher" quasi brach. Wirklich gepflegt werden in der Schweiz nur noch rund 100 Blogs - aber diese werden um so mehr gelesen. Oder anders ausgedrückt: Die Studie von xeit beweist, dass Dinge die mal "in" waren auch dann noch beliebt sind, wenn die Modefans entschwunden sind.
6 Kommentare:
ups, über 300 dollar für eine 45 seitige studie. oder habe ich auf der bestellseite was falsch gelesen?
woraus schliesst du, dass nur etwa 100 schweizer blogs regelmässig betrieben werden.
Daraus, dass bei Slug und Co immer etwa die gleichen 100 gelistet werden (exklusive Blick, 20min, Tagi, NZZ, und all die Agregatoren die ja gar keine Blogs sind sondern nur tun als ob.) Gepflegt bedeutet für mich, dass auf der Startseite nicht das Bild vom Osterhasen zu sehen ist ;-)
@Goggi: danke für den Post! ;-)
@Lupe: Ja, das Erstellen von Studien ist mit Arbeit und Kosten verbunden ;-)
Über Kosten lässt sich immer wieder streiten, so gerade im Ayom Forum: Dort findet man Dutzende Anfragen für Content-Schreiber, Bezahlung: 1 Cent/Wort. Es gibt sogar solche die dabei etwas von "fairer Entlöhnung" quaseln.
Aufgerechnet entspricht das einem Jahreseinkommen von 11'000 Euro. Brutto notabene. Ja - man kann sagen, das Leben ist sauteuer geworden...
ok bei slug sind lange nicht alle gelistet, andere werden gar nicht richtig erfasst. zudem in rankings tauchen meist nur die ersten hundert auf, was nicht heisst, dass es tausende anderer gibt, die regelämssig neue beiträge einstellen.
nur sind sie beim toten technorati nicht so weit verlinkt, oder haben weniger visists, um gelistet zu werden. ich behaupte mal, es sind zig-tausende in der schweiz, die pro woche mehr als 2 beiträge verfassen.
@ Lupo. Dann ziehen wir aber die überregional irrelevanten, nur von Ortsparteifreunden gelesenen und die (zu) spezialisierten (etwa auf Bienenhonig beschränkte) Blogs ab und dann sind wir wieder bei 100
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