Mittwoch, 2. September 2009

Hornissennest im Dachstock: 400 Tote

Vor genau einer Stunde stand der Gesandte des örtlichen Werkhofes vor der Tür, mit Gemeindearbeiter-Kutte und Giftflasche im Gepäck. Sein Auftrag: Entfernung des Hornissen-Nestes, das sich genau über der Sitzplatztüre befindet. Ein paar gezielte Pumpladungen später purzeln die Kaltblüter zu Boden und wälzen am Boden einen nicht gerade heroischen Tod.

Nur: Darf man diese Tiere einfach so töten? Nach einem besorgten Facebook-Kommentar, wonach Hornissen geschützt sein könnten lese ich, dass die Tiere in weiten Teilen Deutschlands vom Aussterben bedroht sind und nicht getötet werden dürfen. Spezialisierte Firmen bieten Umsiedlungen an, wofür es aber eine amtliche Bewilligung braucht. In der Schweiz sind die umtriebigen Tiere seltsamerweise nicht geschützt. Ausser ihrer markanten Art sich Bemerkbar zu machen und der grossen Kot-Produktion die sich unter einem Nest ansammeln kann, sind Wespen in keiner Weise gefährlich. Sie verteidigen lediglich ihr Nest in einem Umkreis von 2 bis 6 Metern und ein Hornissen-Stich ist etwa 15mal weniger giftig als der Stich einer Wespe. Das Beste was man laut hornissenschutz.ch machen kann, ist das Zusammenleben zu tollerieren. Besonders im August oder September lohnt sich auch eine Umsiedlung nicht mehr, da in den kälteren Monaten die Tiere ohnehin bald sterben werden. Was man nicht machen sollte: Das Nest vergiften. Auf diese Art wird nämlich auch die Königin getötet, die bis zu 2o Jahre alt werden kann und für die Erhaltung der Spezies sehr wichtig ist. Man bedenke: Hornissen sind für uns Menschen ein sehr nützliches Tier, weil das Volk eines grossen Nests bis zu einem halben Kilo Insekten verfuttern - pro Tag!

Doch genau das machte der Mann in Arbeiterkutte mit seiner Giftflasche im Gepäck: er tötete das ganze Volk. 400 Tote Tiere. Nach dem Studium der zahlreichen Internetseiten hinterlässt es bei mir ein schlechtes Gewissen. Vor allem, weil man bei der Stadt Baden auf das Anliegen "Wir haben ein Hornissen-Nest" mit "Wir schicken morgen jemand vorbei" antwortet und offensichtlich keine Andere Lösung vorgesehen ist, als den Mann mit der Giftflasche vorbei zu schicken. Ich hätte mir da etwas mehr Beratung erhofft. Wenigstens sollte man dem Fragesteller die Wahl überlassen, ob das Nest alternativ umgesiedelt werden soll oder man die wenigen Wochen des Flugverkehrs nicht einfach noch erdulden will. Ohne zu zögern wurde der Mann mit dem Gift aufgeboten. Schade eigentlich.

Hinweis für künftige Jahre:

- Mögliche Nistplätze wie Ritzen unter dem Dach oder in Rollladen schliessen, damit sich die Königin im Frühling erst gar nicht hier einnisten kann.

- Wenn doch ein Nest da ist, einen Tierfreund auftreiben, der weiss wie man ein solches Nest umsiedeln kann.

- wird das Nest erst im Herbst störend: Geduld. Sobald es kalt wird, sterben die Tiere sowieso und das verlassene Nest kann entfernt werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Hornissen gefährden grundsätzlich niemanden und es grenzt bereits an Hausfriedensbruch, was sich dieser Gemeindearbeiter geleistet hat!

Da ist wirklich traurig, dass das Hornissenvolk einfach so vergiftet wurde. Es ist bedauerlich, dass Du ihm Eintritt gewährt hast und Deine Haustiere (die sehr interessant zum Beobachten sind) nicht verteidigt hast!

Eine kleine Korrektur: Eine Hornissenkönigin lebt nicht 20 Jahre, sondern stirbt nach einem Jahr zusammen mit ihrem Volk, nur die Jungköniginnen überwintern. Wenn man das alte Nest aber bis zum Frühjahr entfernt, ist die Chance gross, dass eine Jungkönigin vom letztjährigen Volk an der selben Stelle ihr eigenes Nest baut, was bei Dir nun nicht der Fall sein wird, da die ganze Familie vorzeitig vernichtet wurde...