Reformationen sind gut. In Glaubenssachen lassen sie einen kritischen Blick auf eingerostete Denkweisen zu und bei Grossunternehmen wird die Wirtschaftlichkeit gesteigert. Während heutzutage Unternehmensreformen erst nach Konsultierung des Betriebsrates, des Personalausschusses und der Gewerkschaft durchgeführt werden können, köderte man das Volk bei der Kirchenreform nach dem Mittelalter mit dem Versprechen, die Missstände der Kirche würden ein Ende nehmen.
Die geplante Reform im Schweizer Fussball ist eine Art Mischform von beidem. Auf der einen Seite soll die Challenge League zu einer voll funktionierenden und rentablen Profi-Liga werden, auf der anderen Seite beruhen die Pläne auf Vermutungen und Versprechungen. Und einem Köder. Für Erstligisten der neuen "Promotionsliga" (dritthöchste Liga) in Form von 20'000 Franken Startgeld. Und für Challengeligisten soll es zusätzliche 100'000 Franken ins Clubkässeli geben. Mehr nicht. Das bedeutet: keine verbindlichen Zusagen zur Ligavermarktung, keine Verträge bezüglich Ligasponsor, kein genauer Plan über vorteilhaftere Medienpräsenz. Dafür neue Anforderungen an die Stadien, höhere Hürden um aufsteigen zu können und vor allem: viel höhere Kosten.
Auf der Kostenseite ist hervorzuheben, dass es dem Teilnehmer der Challenge League nicht mehr reichen wird, eine gute Mannschaft aufzustellen, zum Beispiel mit jungen Spielern. Es muss ein Team gebildet werden, das in der Lage ist aufzusteigen. Zu gross ist sonst die Gefahr ins Nichts der Promotionsliga abzusteigen. Die Reformer mögen anfügen, die Rolle der Ausbildungsliga werde an die 1.Liga abgegeben. Damit stellt sich aber bereits die nächste Frage: wie soll ein Erstligist dieser Rolle gerecht werden? Etwa mit 20'000 Franken Startguthaben und einem Durchschnitt von 300 Zuschauern? Um so mehr erstaunt es, dass es gerade die Erstligisten sind, die der Reform begeistert zustimmen. Und das obwohl in der Übergangssaison (die kommende) kein 1.Lgist in die Promotionsliga wird aufsteigen können, sondern die neue Liga aus den sechs ChL-Absteigern und vier U21-Mannschaften gebildet wird.
Zweifellos! Eine Reform täte dem Schweizer Fussball gut. Eine vielleicht, die Club-Defizite in Millionenhöhe verhindert. Eine, die den Sport wichtiger macht als den Kommerz. Eine, die den Schweizer Fussball schweizerisch bleiben lässt und sich nicht an internationalen Märkten richtet. Klar, es ist toll wenn ein FC Basel mal wieder in ein Achtelfinale der Champions League stolpern könnte. Aber lohnt es sich dafür den eigenen Restfussball noch schlechter zu stellen? Es braucht nicht ein Umbau der Ligen, als vielmehr eine realistische Einschätzung der Voraussetzungen. Die Schweiz gehört nun mal nicht zu den grossen Fussballnationen und die Ligen könnten es sich durchaus leisten, eine Reform zu schaffen, die den einheimischen Fussball aufwertet. Jene die am Samstag abgesegnet werden soll, ist aber definitiv zu wenig durchdacht und kostet die Clubs zu viel Geld - selbst für nicht ambitionierte Ziele.
3 Kommentare:
Die Reform bringt schon etwas, nämlich mehr Sicherheit für die Superleague Vereine. Der Barrageplatz gibt es ja ncht mehr. Super oder?
Die 10er-Liga wird so aber sicher spannender. Schon ok wenn man für Profifussball auch twas mehr Geld ausgeben muss.
spannender? kann man klar auch so sehen. ich sehe es eher als 'mit der angst (vor dem drohenden fall in die anonymität der 1. liga oder eben 1. liga promotion) im nacken'. esch jo zom chotze, das ganze.. hoffe, da werd morn grandios abglehnt.
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