Dienstag, 3. Juni 2008

Duschen mit Alex Frei

Landauf, landab flattern Fähnchen der populärsten Nationen an den Türen der Autos. Hardcore-Autofähnatiker haben dieser Tage bereits die zweite oder dritte Garnitur montiert, nachdem die erste bei Tempo 140 in tausend Einzelteile zerfetzt wurde.

Diese Fahnenträger der jüngsten Generation sind übrigens auch die Zielgruppe des Schweizer Fernsehens (SF). In einer noch nie da gewesenen Übertragungswut wird am Tag des Eröffnungsspiels sagenhafte 17 Stunden lang Fussball gezeigt. Neben den beiden Spielen mitsamt Vorberichten und Analysen bleibt also viel Zeit für ein Interview mit dem Bruder vom Nachbarn von Hakan Yakin und ein Portrait über den Platzwart, der den Rasen auf genau 2,61458965 mm getrimmt hat.

Was unter Abzug von vier Stunden Werbung, in der verbleibenden Zeit gesendet wird bleibt vorerst noch ein Geheimnis. Will man den Gerüchten Glauben schenken wird eine mehrstündige Homage an Alain Sutter gezeigt, kommentiert und analysiert von Alain Sutter. Ausserdem sollen Google-Earth-Bilder aufgetaucht sein, die das berühmte Wimbledon-Tor als gar kein Tor enttarnen. Bereits in der Morgendämmerung soll der Zuschauer hautnah dabei sein, wenn Alex Frei sich frisch macht und Tranquillo Barnetta die Zehennägel stutzt. Heimlich installierte Kameras vermitteln dem Fan unzensiert die peinlichsten Rituale der Nationalspieler Tschechiens, über die wir uns krumm lachen können. Als kleiner Höhepunkt vor dem Mittagessen ist eine Live-Übertragung eines Furzes geplant. Bereits jetzt kann man bei sf-tv Wetten abgeben, wessen Po-Backen zu sehen sind und zu Gewinnen gibt es ein Stehplatz-Ticket für die UBS-Arena in Chur.

Nach der 1:7-Pleite im Eröffnunsspiel folgt ein weiterer Höhepunkt des Tages: Alain Sutter kommentiert und analysiert die sieben Gegentreffer in einem Fussball-Talk mit dem Titel "Ich hätte das besser gemacht". Die Experten-Runde setzt sich zusammen aus: Ralph Loose, Ex-St.Gallen-Trainer, Rolf Fringer, Ex-St.Gallen-Trainer, Krassimir Balakov, Ex-St.Gallen-Trainer.

Aber so weit muss es ja nicht kommen. Vielleicht fällt zwei Stunden vor dem Anpfiff bei einem Unwetter im Tessin ein Baum auf die Hauptversorgungsleitung der Axpo und 10 Milliarden Menschen hocken vor der dunklen Glotze. Psychiater vermuten, dass soviel Uefa EURO 2008-Zensur keiner Ehe gut tun können und haben schon mal eine Nothilfe-Hotline eingerichtet. Aber darüber berichtet dann SF am Sonntagmorgen, wenn nur noch 16 Stunden Fussball geplant sind.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wieviele Stunden Obama, Blocher, Politik, Wetter gezeigt wird will ich gar nicht rechnen