Dienstag, 24. Mai 2011

Giacobbo / Müller: wir sollten uns alle schämen!

Einer Meldung von 20 Minuten zufolge, sollen sich Bündner, Rätoromanen und Vertreter von Behindertenorganisationen gleichermassen enerviert haben, über gemachte Äusserungen in der Sendung Giacobbo/Müller. So liess sich Renzo Blumenthal nach der Sendung folgendermassen zitieren: "Humor ist gut. Aber was sich Mike hier geleistet hat, ist absolut daneben!". Der Ex-Mister Schweiz aus Graubünden regt sich über ein Spässchen auf, das Mike Müller über seine Artgenossen gemacht hatte: Den Romanisch-Sprechenden würde man "besser die Gebärdensprache beibringen", witzelte Müller in Anlehnung an den Zürcher Entscheid, im Kindergeraten nur noch Schweizerdeutsch zu unterrichten. Müller witzelte weiter, dass dies jedoch schwierig sei "wenn dir wegen der Inzucht die Finger zusammengewachsen sind". Ebenfalls wenig Spass versteht Bruno Schmucki, Mediensprecher des Behindertenverbands Procap Schweiz, der von der Online Zeitung auch zitiert wurde: "Ich erwarte von Satire ­Kritik, dies aber war ein billiger Spruch auf Kosten von Behinderten und Minderheiten"

Was aufgeschrieben tatsächlich nicht besonders lustig wirkt, passte am Sonntagabend in die aufgeräumte Stimmung der Satiresendung. Wo selbst Fukushima, Tsunamis und randständige Politiker ihr Fett abkriegen,  macht die Satire eben auch nicht vor regionalen Klischees halt. Oder Behinderungen. Moment! In dem sage und schreibe 20 Sekunden langen Witzchen kamen doch gar keine Behinderten vor! Oder erachtet Procap Schweiz die Gebärdesprache als etwas behindertes? Oder glaubt Schmucki es gäbe tatsächlich inzestgeplagte Bündner? Wie auch immer. Sich darüber aufzuregen, und das erst noch öffentlich, ist komplett kontraproduktiv. Der geneigte Satiriker reagiert auf Unverständnis nämlich mit noch mehr Satire. Ich würde mich nicht wundern wenn es am nächsten Sonntag heissen würde: "Die  Rätoromanen würden auf die Barrikaden gehen, wenn sie nicht behindert werden".

Und nein, Satire ist nicht kritisch. Satire drückt Finger in Wunden. Der Unterschied zur Kritik ist, dass der Satiriker keine Erklärungsversuche erwartet. Und das "Opfer" ist gut beraten, den Spass mitzumachen oder wenigstens nicht beleidigt zu reagieren. Denn obwohl "man" über Atomunfälle, Naturkatastrophen, Politiker und vermeintlich Behinderte keine Witze macht, lacht "man" eben doch darüber. Wir sollten uns alle schämen!

2 Kommentare:

Daniel Stotz hat gesagt…

Mag schon stimmen das die Sprüche ab und an etwas derb daher kommen.
Auf der anderen Seite immer gleich "Skandal" zu schreien finde ich übertrieben.
Zudem werden solchen Sprüchen dadurch mehr Beachtung verliehen als sie tatsächlich verdient hätten.
So auch in diesem Fall.. habe die Sendung nämlich nicht gesehen und bin erst durch die Proteste darauf aufmerksam geworden

Anonym hat gesagt…

Die Sendung war geil und wer Satiere nicht versteht soll Tagesschau schauen.