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Trotz mehrerer Mahnungen hätte ich noch immer nicht bezahlt, schrieb mir heute der Meister Verlag. Und man werde mir ein Inkassobüro vorbei schicken, wenn ich die inzwischen auf 81 Franken angestiegene Rechnung nicht endlich zahle. Was ich genau zu bezahlen hätte, will ich vom Kundenberater wissen, den ich nach einer Wartezeit zu hören bekomme, die sich durchaus mit jeder bei der Cablecom vergleichen lässt.
Es sei die "Freude am Backen", welche ich bestellt hätte, wird mir erzählt. Und ob ich denn nicht zufrieden sei, wollte man von mir wissen. Das war ich schon vor einem Monat nicht und schon damals habe ich dem Kundendienst mitgeteilt, man wolle mir doch bitte keine Backrezepte mehr schicken und gefälligst auch keine Rechnungen.
Und das kam so
Der Meister Verlag hat mich vor drei Monaten telefonisch bebauchpinselt, welch treuer Kunde ich doch sei (?) und diese Treue (??) wolle man unbedingt belohnen. Ich fand das schön und liess mir das "völlig kostenlose Messerset für die Küche" schenken und ich liess mir auch noch einmal ausdrücklich versichern, dass dieses Geschenk gratis ist, keinerlei Nachfolgelieferungen auslöse und von mir weder eine Rücksendung oder Abmeldung verlange. "Ganz klar" behauptete der Mann vom Meister Verlag, der mir nun schwupps neben dem Messerset auch gleich noch einen ebenso kostenlosen Ordner mit den ersten Backvorschlägen geliefert hat. Der Haken: Im Begleitbrief steht etwas ganz anderes als im Telefongespräch vereinbart wurde: Wenn ich keine weiteren Lieferungen wolle, müsse ich das dem Meister Verlag mitteilen und die Backvorschläge zurücksenden. Ansonsten würde ich weiteren Lieferungen zustimmen.
Stimmt das? Muss ich in diesem Fall wirklich aktiv werden, wenn ich die Lieferung stoppen will? Ein Blick in die Onlinehilfe von Konsumentenschutzorganisationen gibt Auskunft: Nein. Eine telefonische "Bestellung" ist zwar rechtsgültig, doch gelten die im Gespräch gemachten Abmachungen. Und diese lauten in meinem Fall "Gratis Geschenk, keine weiteren Lieferungen, keine Verpflichtung". Wenn der Meister Verlag das Angebot ausweiten will, beispielsweise, dass der Erhalt des Geschenks zusätzliche Lieferungen auslöst die bezahlt werden müssen, muss dies beim Telefongespräch ausdrücklich erwähnt werden. Weil der Verkäufer das nicht getan hat, ergeht aus der Lieferung tatsächlich keinerlei Verbindlichkeit.
Es reicht also nicht, dass der Kunde eigentlich vermuten könnte, wie das "System Meister-Verlag" funktioniert. Es braucht genaue Abmachungen. Ich hätte jetzt die Möglichkeit, den Brief der Inkassofirma abzuwarten und es sogar auf eine Betreibung ankommen zu lassen. Durch Erheben des Rechtsvorschlages kommt der Meister Verlag unter Beweiszwang - er müsste also darlegen können, dass der Kunde der Lieferung von Backrezeptkarten ausdrücklich zugestimmt hat. Das wird der Meister Verlag aber nicht können, auch wenn - oder gerade weil - die Telefongespräche immer aufgezeichnet werden. Ob aus Vergesslichkeit oder mit Absicht: der Verkäufer vom Tele-Marketing wollte mir nur ein "Geschenk für meine Treue" schicken, von weiteren Lieferungen war nicht die Rede.
Nun bin ich ein recht umgänglicher Mensch, schickte alle ungewollten Lieferung auf eigene Kosten zurück und rufe den Meister Verlag wie schon nach der ersten Mahnung, auch nach der Drohung mit Inkassobüro, an und verlange im freundlichen Ton, Lieferungen und Rechnungsstellung bitte sofort zu stoppen. Mal schauen. Der Mann (dessen Namen man wie immer in solchen Fällen, aufgrund atmosphärischer Störungen in der Leitung kaum verstehen konnte) notierte sich mein "Anliegen" und vermerke gleichzeitig meinen "Wunsch", keine Tele-Marketing Anrufe mehr zu erhalten. Übrigens auch eine recht eigenwillige Auslegung der Dinge, denn obwohl es durchaus meinem Wunsch entspricht keine Anrufe mehr zu bekommen, habe ich das so nicht ausdrücklich verlangt.
Der Tipp, für alle die ein Anruf vom Meister Verlag bekommen: Genau hinhören wie das Angebot lautet. Im Zweifelsfall nachfragen und auf jeden Fall darauf bestehen, dass man nur Lieferungen erhält, die weder eine Zahlung, noch eine Rücksendung und auch keine Abbestellung verlangen - Ausser natürlich, man will das. Folgt dennoch eine Rechnung und anschliessende Mahnungen: Nicht zahlen! Drohungen von Inkassobüros dienen mitunter der Einschüchterung. Ein Anruf beim Meister Verlag würde ich dennoch empfehlen, allenfalls schreibt man dem Verlag einen eingeschriebenen Brief mit allen Angaben. Sachverhalt darlegen und Standpunkt klar machen. Vorsicht: Stimmt man einer Lieferung zu, die man bei Nichtinteresse zurückschicken soll, entsteht auch telefonisch ein rechtsgültiger Kaufvertrag. In diesem Fall hat der Verlag Anspruch auf Zahlung oder Rücksendung.