An anderen Orten dieser Welt sterben Menschen zu zigtausenden wegen Hungers, oder von mir aus weil sie chinesische Mädchen sind. In priviligierteren Ländern ist wenigstens die Fifa schuld, weil die 50 WM-Bälle im Rahmen der Sport-Verbindet-Menschen-Offensive nicht ganz bis in die Türkei gereicht haben, die Kinder da mit Hühnerköpfen Fussball spielen müssen und jetzt an Vogelgrippe sterben. Oder wegen Radioaktivität, obwohl: wohnt da überhaupt noch einer in Tschernobyl?
Aber das ist alles NICHTS im Vergleich zum harten Schicksal, welches die Schweiz dieser Tage ereilt hat. In einer Berner Amtsstube war die Stimmung denn auch merklich gedrückt, als der zuständige Statistikbeamte dem zuständigen Pressebeamten meldete, wie schlecht es um die Schweiz steht und es sei mindestens eine Offensive im Rahmen der Beschaffung von Tamiflu vonnöten, will man diesen drittweltähnlichen Zustand aus der Schweiz schaffen.
Der Grund dieser Krise: Der obenerwähne Zuständige musste 414 Meldungen über Masernfälle entgegen nehmen. Er liess nicht ab davon, gleich nach dem Namen der Krankheit, sogleich das Wort Epidemie anzufügen. Verständlich, denn eine solch Menschenausrottende Verseuchung musste unser minderbemitteltes Land wahrlich noch nie durchstehen. Und bei den beiden letzten vergleichbaren Seuchen in der Schweiz, 2003 und 1997, waren genau 0 (Null) Menschen daran gestoren.
Da muss man schon aufpassen.
Die Behörden ruhen seither keine Sekunde mehr, diesem grausamen Schicksalsschlag Herr zu werden. Die Achse der bösen Viren (sind doch Viren, oder?) wurde denn auch schnell gefunden: Aus dem Kanton Luzern wurden nähmlich fast 60% der Fälle gemeldet, weshalb die sofortige Ausräucherung des gesamten Gebietes beschlossen wurde. Der restlichen Bevölkerung wurden inzwischen die Vogelgrippe-Masken verteilt. Nicht dass diese gegen die Masern schüzen würden und schon gar nicht gegen Vogelgrippe. Aber herrjesses! Wisst ihr eigentlich wie das stinkt, wenn man Katzenstrecker ausräuchert?
Die Bevölkerung besonders in Luzern wird deshalb gebeten alle Türen und Fenster zu schliessen (als ob einer bei der Saukälte noch ein Loch offen hätte) und das Haus NIE WIEDER zu verlassen.
Originalmeldung: NZZ
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