Hoppla! Da will der SonntagsBlick anscheinend Polizei spielen! Hier gelesen, hat der SoBli eine Fotomontage veröffentlicht, allerdings ohne die Abdeckungen auf den Gesichtern, wie auf dem nebenstehenden Bild. So sähen Leute aus, die unseren Fussball zerstören wollen, schrieb der Blick.
Einigen der Vermummten traut man tatsächlich zu, nur der Randale wegen an ein Fussballspiel zu gehen. Die Besonderheit an der Bilderauswahl ist jedoch, dass längst nicht alle Abgebildeten auch wirklich gewaltbereit sind. Zwei von drei Leuten, die ich auf den Fotos wiedererkenne sind weder polizeilich nicht erfasst noch liegt eine Anzeige gegen sie vor und sie werden auch von keinem Verein sanktioniert. Mag man dem Mittelfinger-Aufstrecker noch eine gewisse Dummheit nachsagen, so nehme ich den Mann im roten Sweatshirt persönlich in Schutz. Das Bild entstand, nachdem R.K. (Name dem Red. bekannt) einen Streit schlichten wollte und selber eins auf die Nase bekommen hat. Die Polizei spritzte ihm Pfefferspray ins Gesicht und führte ihn ab.
Es geht nicht darum, Randalierer in Schutz zu nehmen. Ich vertrete grundsätzlich die Meinung, wenn man sich vom Gefahrenherd raushält, passiert einem auch nichts. Trotzdem finde ich es recht fahrlässig, das Bild unzensuriert in der Sonntagspresse abzudrucken, zumal der Bildredaktor nicht weiss, in welchem Zusammenhang die Bilder entstanden sind.
Die Problematik des Hooliganismus ist denn auch nicht eines, das der Fussball von Haus aus mit sich bringt, sondern mitunter eine Folge aus dem Sozialabbau der Städte. Immernoch werden in der Schweiz mehr Jugendhäuser geschlossen als eröffnet. Immernoch besteht in weiten Teilen der Schweiz kein vernünftiges Beschäftigungsprogramm für Schulabgänger ohne Lehrstelle. Das Freizeitangebot Fussball nützt hier mehr, als dass es schadet. Da schiesst der Blick mit einer solchen Reportage ein Eigentor, gefolgt von einem weiteren: Nähmlich, indem sie einer Handvoll Randalierer auch noch Publizität verschaffen. Oder glaubt irgendwer, die Hooligens schämen sich, im Blick zu erscheinen?
1 Kommentar:
es gibt etwas, das gegen solche reportagen hilft: sonntagsblick nicht mehr kaufen. :-)
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