Dienstag, 4. Dezember 2007

Sprachliche Fehlgriffe

Hiermit erkläre ich das Wort "Söldner" als Schweizer Sport-Unwwort des Jahres, direkt vor "Hingis" und "Radrennsport". Sucht man bei der Google Bildersuche nach Söldnern, findet man erst auf Seite 4 das erste Sportbild. Die Quellen: espace.ch, azonline.ch und das Schweizer Fernsehen

In der gestrigen Sportsendung auf SF zwei hat Steffi Buchli in zwei Sätzen hintereinander, dreimal den Begriff "Söldner" im Zusammenhang mit den im Ausland angestellten Schweizer Fussballern verwendet. Zeit also herauszufinden, was Söldner wirklich sind, oder besser gesagt: ob den Schweizer Sport-Redaktoren nicht einfach ein Fremdwörter-Duden geschenkt werden sollte.

Die verstandene Bedeutung unterscheidet sich dabei, wie so oft von dem, was es tatsächlich bedeutet. Wie zum Beispiel das Wort "offensichtlich", das von der Mehrheit als "anscheinend" verstanden wird, tatsächlich aber "klar" bedeutet - halt auch so ein täglich hörbarer journalistischer Fehlgriff.

Zurück zum Söldner, dessen Ursprung der Soldat war, ehe er sich dafür bezahlen liess, auch mal für die andere Seite rumzuballern. Die Genfer Konvention bezeichnet Söldner als "zu einem besonderen Zweck Angeworbe, die in einem bewaffneten Konflikt kämpfen" - klingt nicht sehr sportlich. Der Begriff tauchte bereits im 10. Jahrhundert im Zusammenhang mit byzantinischen Ethnarchen auf, die ebenfalls bewaffnete Konfliktlösungen bevorzugten. Auch Wikipedia liefert zur krigerischen Assoziation keine alternative Bedeutung, sondern nennt als jüngstes Beispiel die in den 1990er-Jahren im Balkan angeheuerten Europäer, wobei viele davon Ex-Soldaten, Arbeitslose und ...Rechtsextreme waren.

Sportler gleichgestellt mit Rechtsextremen? Klingt auch nicht besser. Es bleibt also nur, die Sportwelt von diesem unpassenden Begriff zu befreien, ehe der Russische Eishockey-Profi bei Fribourg seine Kalaschnikow auspackt. Oder Alex Frei das Sturmgewehr mit auf den Fussballplatz mitnimmt...


Bilder: sf.tv, screenshot Game "Söldner"

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