Mit drei Siegen aus drei Spielen und viel Zuversicht im Gepäck, machten sich Heerscharen Aarau-Fans auf den Weg in die Westschweiz. Bereits um halb elf Uhr morgens begegnete man auf dem Aarauer Bahnhof (oder dem, was davon übrig geblieben ist) einigen Fans, die den wunderschönen Tag zum Anlass genommen haben, ein ausgedehntes Reisli zu machen. Die Bahnfahrt nach Biel dauert keine Stunde und mit viel Gesprächsstoff, dauerte die Fahrt in gefühlter Zeit blitzschnell.
Zu einem Reisli gehört auch eine Wanderung, in unserem Fall vom Bahnhof Biel bis zum Schiffssteg des Bielersees. Sascha und Roger, zwei nicht so Alte gesellten sich zur Alten Garde und ein lautes Hopp Aarau quer über den Bielersee reichte und schon packte die Hälfte der Fahrgäste einen Aarau-Schal aus und jubelten fröhlich mit.
Nach zweistündiger Fahrt durch die wunderbare Seelandschaft erreichte unsere Delegation Neuchâtel, wo wir von der Menschenmenge jubelnd empfangen wurden. Durch die Menge gekämpft und nachdem sich Bundesrat Samuel Schmid bei uns verabschiedet hatte, wurde der Nachmittag merklich ruhiger. Der erste Beizer räumte bei unserem Auftauchen die Menü-Karten mit den Worten "La cuisine est fermé" zwar zackig ab, doch die Eingeborenen erwiesen sich dennoch als recht Touristenfreundlich. Gut, es war eine japanische Bude, in der es Pizza gab und die freundliche Dame schüttelte ob der Besonderheit, dass wir aus Aarau kämen nur den Kopf.
Mit leckeren Menüs gefüllt gings für die Alten Bäuche mit einem Spaziergang weiter, der Promenade entlang in Richtung des hübschen kleinen Stadions. Unterwegs begegneten uns immer wieder Aarau-Fans, so dass langsam Gänsehautstimmung aufkam. Noch ein Bierchen hier, ein kurzer Schwatz da, schon standen wir vor dem
Auch wenn die Fans nur tröpfchenweise ins Stadion gelassen wurden, der vorhin gewonnene Eindruck täuschte nicht: 800 bis 1000 Fans drängten sich in den Gästesektor und machten schon eine halbe Stunde vor dem Spiel mächtig Stimmung. Im Vergleich dazu machte die Xamax-Fan-Ecke auf der anderen Seite nicht wirklich Eindruck. Aber den Jungs gebührt ein dickes Kompliment! Die sind nicht nur in ihrem Forum fair, sondern machten Stimmung so gut es ging trotz eines Todesfalls, von dem ich erst jetzt lese.
Notiz an meine Sekretärin: Nächstes Mal in der Maladière nicht mehr kaufen: Bier (Heineken-Brühe sans alcool), Saucise (kalte Gummiwurst) und Hamburger (Fladen im Fladenbrot). Ausserdem haben die Typen vom Catering ständig versucht die Kohle falsch rauszugeben. Immerhin zahlt man in Neuenburg für den Eintritt ins Stadion gesittete 25 Franken - in Vaduz waren's 31 Franken.
Über das Spiel gibts nicht viel zu erzählen. Monsieur Fischer in bezaubernder Begleitung und noch andere Altgardisten gesellten sich zu uns und schon bald liessen wir uns trotz hohen Alters, von der geilen Stimmung aufsaugen. Das 0:0 war zuletzt gerechter Lohn für alle, der Stimmung tat dies jedenfalls keinen Abbruch, schliesslich bleiben wir damit Leader der Super League.
Die Rückfahrt mit der SBB war dann noch einmal ein besonderes Erlebnis: Es fuhr zwar eine Komposition mit unendlich vielen Wagen in den Bahnhof ein, doch die hintersten sechs Wagen waren zugesperrt. Die Durchsage im Lautsprecher kam reichlich spät und so liess sich die Völkerwanderung der 500 Zugreisenden nicht mehr verhindern und brachte den SBB eine fünfminütige Verspätung ein. Das nervöse pfeifen des ersten Zugbegleiters trug da auch nicht zur Krisenbekämpfung bei.
Der Platznot wegen, setzte sich die Alte Garde in jugendlicher Frechheit einfach in die 1. Klasse. Was von jüngeren Fans zögerlich nachgeahmt und von der zweiten Zugbegleiterin zuletzt überlegen gemanagt wurde. Grosses Kompliment an die Dame, die den stehenden Gästen freie Plätze zugeteilt hat und in Solothurn einen der hinteren Wagen aufgeschlossen hat. Kritik dagegen, muss sich der Disponent der SBB anhören, vermutlich auch die Oberen der Schweizer Fussball-Liga: Es reicht natürlich nicht eine neue Regelung einführen, wonach den Fans im Gästesektor die Abfahrtszeit des Zuges bekannt gegeben werden muss, ohne den SBB mitzuteilen, wie viele da kommen werden.
Wir Alten Säcke genossen die Fahrt nach Aarau und genehmigten uns ein letztes Bierchen. In Aarau schieden sich die Wege, wenn nicht sogar die Geister und man machte sich unter den Ruinen des Bahnhofs hindurch auf, in der Stadt der Nummer 1 weiter zu feiern.
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