Montag, 10. September 2007

Üble Tradition

Heute Montag findet in Zürich wieder eine der übelsten Traditionen der Schweiz statt: Das Knabenschiessen.

Einst von Aargauern erfunden, erfreut sich dieser Anlass auch heute noch bei Zürcher und Zürcherinnen (siehe Bild) grosser Beliebtheit und wird heute vorallem zur Selbstregulierung eingesetzt. Schon lange vor dem Knabenschiessen zieren Plakate die Zürcher Gassen. Darauf steht zum Beispiel "20'000 Knaben sind genug" oder das originelle SVP-Plakat mit den drei weissen Knaben und dem schwarzen Schaf ist auch sehr originell.
Um genau 18 Uhr läuten dabei sämtliche Stadtzürcher Kirchentürme, was für uns Auswärtige nur bedeuten kann, dass die Jagd auch bei den kirchliechen Behörden Unterstützung findet. Eine Jagd nach Knaben, die am Sonntag noch zusammengetrieben, in grossen Zwingern gefangen und heute, beim letzen Glockenschlag, frei gelassen werden.
Immerhin konnte die Menschenrechtskommision in Zusammenarbeit mit amnesty international und Radio Energy dafür Sorgen, dass nur noch Betäubungsgewehre zur Anwendung kommen. Sollte ein Knabe doch unglücklich getroffen werden - zum Beispiel an einer Balkonbrüstung, oder beim Flüchten durch die Limmat - springt die AXA-Winterthur-Versicherung ein und ersetzt den Knaben - aber nur, wenn man sich innerhalb von 30 Minuten nach dem Abschuss bei der Hotline der AXA-Winterthur in Hong-Kong meldet.
Empört über dieses Knabenschiessen, das besonders bei Mädchen grosse Begeisterung auslöst (siehe Bild), zeigt sich übrigens auch Bundesrätin Doris Leuthard, die zum Protest gegen die Abknallerei mit ihrem Privatauto nach Zürich reisen wollte, aber sich nicht entscheiden konnte, welches der drei geschenkten Fahrzeuge sie nehmen sollte und einfach zu Hause blieb. Vielleicht hätte ein Anruf bei Roger Federer geholfen, der hat gestern nämlich sein 12. Auto gewonnen.
Ubeeindruckt dessen, geht das Knabenschiessen in Zürich in diesen Minuten los. Letztes Jahr gewann übrigens eine Schützin aus dem Kanton Graubünden (siehe Bild), die sich schon bei der nationalen Steinbock-Jagd im August warmgeschossen hatte. Aber das ist eine Tradition, über die ich ein ander Mal berichten will.

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