Für einmal ist es nicht die prekäre Finanzlage und auch der nette Polizist, der sich als Eintreiber ausstehender Verkehrsbussen vorgestellt hat trägt keine Schuld daran. Auch die örtliche Baumindustrie dürfte ihrem Auftrag gerecht werden und beliefert Weihnachtsmärkte mit artgerecht gehaltenen Christbäumen und chlorfreiem Geschenkpapier.
Das Problem sind viel mehr die Geschenke. Erstens wissen wir nicht, was wir den Bälgern schenken sollen und wenn wir es zweitens endlich wissen, kommt es garantiert aus China. Dort werden Spielsachen nach dem Prinzip "von Kindern für Kinder" produziert, aber ob damit gemeint ist, dass 10jährige in Fabriken Bauteile zusammenflicken, sei mal dahin gestellt. Die Chinesen schneiden sich überhaupt ins eigene Fleisch. Die Weichplastik-Spielzeugindustrie zum Beispiel verwendet häufig Phthalat-Weichmacher der im Verdacht steht, Fortpflanzungsorgane zu schädigen. Und wer soll dann die Spielsachen nachher bauen? Hä?
Die Firma Mattel überreagierte entsprechend und startete eine Serie Rückrufaktionen, um sich später bei China zu entschuldigen, es sei ja alles nicht so schlimm. Beides - der Rückruf wie auch die Entschuldigung - dienten womöglich vielmehr der Rettung des Weihnachtsgeschäfts, als dem Wohl der Kinder - oder hat schon jemand an die gedacht, die beim produzieren dem Nervengas Blei ständig ausgesetzt sind?
Wie dem auch sei. Wer unbedingt chinesisches Plastikzeugs kaufen will, schaue sich wenigstens diese Liste gefährlicher Mattel-Spielzeuge an. Über sonstiges Spielzeug zu berichten, das aus Formaldehyd, zinnorganischen Verbindungen oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe mit zu viel Blei besteht, wäre zu unweihnachtlich. Am besten vergessen wir es einfach wieder und kaufen es trotzdem. Wird schon nicht so schlimm sein, China steht schliesslich für Fortschritt. Schon in 40% des Landes gilt es Kanalisationen und nur noch jeder zweite Vorgarten wird als Mülldeponie missbraucht. Ausserdem produziert man da genau so viel von diesem wertvollen CO2, wie in der restlichen Welt zusammengezählt.
Für alle anderen empfehle ich Weihnachten ausfallen zu lassen oder wengstens einen der vielen einheimischen Spielzeugbauer zu berücksichtigen. Oder schenkt den Kids einen Besuch im Trampolino, im Zoo, ein Ausflug auf die Rigi. Wetten, die haben mehr Freude daran, als am Plastikteil, das spätestens an Sylvester nur noch rumliegt?
Weitere Artikel: Made in China: Gift im Spielzeug?
6 Kommentare:
Bei uns gibt es schon seit einigen Jahren gar kein Spielzeug mehr zu Weihnachten. Die Kinder bekommen entweder Kleidung oder die Erfüllung eines ganz besonderen Wunsches oder ein ganz besonderes Weihnachtsfest, welches nicht zu Hause stattfindet. Dieses Jahr z.B. geht es Richtung Fuerteventura für eine Woche. Da verzichten sie gerne auf Geschenke die nachher nur rumliegen! Ich sag nur: Zurück zu den Wurzeln des Weihnachtsfestes: Familie, Zusammensein und die Geburt Christi feiern (Für die die religiös sind.)
Zumal ja viele nicht genau wissen, was man an all den heiligen Tagen genau feiert :-)
Traurig aber wahr!!!
Wenn ich zu Hause feier, habe ich ein ganz besonderes Ritual mit den Kindern. Ich baue eine Krippe auf, welche ich selbst gebastelt und genäht habe...und jeden Tag bewegen sich die Figuren Richtung Krippe. Für die Kinder sehr schön, auch wenn sie am 24.12. um 0.00 Uhr plötzlich reinschauen und das Christkind liegt da drin ;-) ... Viel schöner als Geschenke.
Und bei uns in Südamerika gibt es nach 0.00 Uhr ein Riesenfeuerwerk und dann wird die Nacht durchgetanzt mit der Familie und der Nachbarschaft :-)
Ach Spielzeug, das ist heute etwas was 4jährige Chinesen für 4jährige Europäer basteln.
Ich vermisse bei der Weihnachtsempfehlung ein prachtvolles Essen. Da kann man am einfachsten regionale Erzeuger unterstützen. Außer man wohnt in der Sahara oder auf dem Franz-Josefs-Land. Aber von dort bekommt das Goggiblog vermutlich ohnehin nicht die meisten LeserInnen...
Bei mir fällt Weihnachten sowieso schon aus.
Aber toller Beitrag,diese Sachen habe ich nicht gewusst.
Ich sage da nur:
http://www.pastorini.ch/
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