Dienstag, 9. Oktober 2007

Downloadperversionen, Teil 2

Nachdem es in den vergangenen Monaten hierzulande recht ruhig ums Thema Downloaden war, schreckt eine Meldung aus den USA doch ziemlich auf: In Chicago hat ein Gericht die Internet-Userin und Mutter Jamie Thomas zu einer Bussenzahlung von 220'000 Dollar verurteilt. Dazu kommen Anwalts- und Gerichtskosten. Thomas wollte den Vergleich mit der Plattenindustrie nicht eingehen, für die 24 von Ihr angebotenen Musiktitel eine vergleichsweise bescheidene Summe zu bezahlen - und zog vor Gericht.
Dieses Urteil im fernen Amerika kann uns in dieser Form nicht passieren. Einerseits profitieren wir priviligierten Säcke in der Schweiz nach wie vor vom freien Download, andererseits können selbst für illegal angebotene Downloads keine solch horrenden Summen eingeklagt werden, wie das bei Jamie Thomas passierte. Man kann also davon ausgehen, dass der "Schweizer Markt" für die Plattenfirmen nicht so attraktiv ist.

Trotzdem muss uns das alles zu Denken geben. Es gilt als erwiesen, dass Downloader zu den besseren CD-Käufern gehören als solche, welche die Musik von Radiosendungen legal mitschneiden, oder gelegentlich eine Best-Of-CD zu Weihnachten verschenken. Dadurch, dass auf leere Datenträger vorgezogene Urheberrechtsgebühren erhoben werden, sind selbst die bösen Runterlader ohnehin schon beste Kunden der Musikindustrie. Ist es da nicht ein Hohn, diese mit Anzeigen noch einmal auszubeuten? Jamie Thomas drückt bis zum Lebensende einen Viertel ihres Gehaltes an die Musikindustrie ab... Macht die Britney-Spears-Vermarkter auch nicht gerade beliebter.
Solche Geschichten regen unsereiner im Gegenteil vermehrt an, Musik grad zum Trotz an allen möglichen Orten zu speichern. Obwohl: Genau genommen ist jeder der Geprellte, der es nicht tut. Wer nämlich seine Festplatte selber vollsingt, zahlt die Urheberrechtsgebühr trotzdem.

Preise noch nicht gestiegen

Mit einer gewissen Panik musste der Konsument kürzlich konstatieren, dass auf MP3-Player und Festplatten eine zusätzliche Gebühr von bis zu 90 Franken anfallen sollte. Die Realität sieht dann aber doch anders aus. Im neuen Inter Discount-Prospekt ist eine 1-Terrabyte-Festplatte von LACIE für 499 Franken zu haben. Pro Megabyte macht das 50 Rappen. Ein MP3-Player mit 4 GB Kapazität gibts schon für 129 Franken und der gleiche Laden bietet beschreibbare CD's für 30 Rappen pro Stück an. Alles in Allem habe ich für ähnliche Produkte vor der Einführung der neuen Gebühr ähnlich viel, oder sogar mehr bezahlt. Erklärt werden kann diese Entwicklung damit, dass die tieferen Produktionskosten und neue Technologien, die neue Gebühr in ungefähr auffangen. Es lebe die Billigproduktion in China, quasi.

Was macht die Musik-Industrie mit dem Geld?

Zuletzt bleibt die Frage, was die Musikindustrie für all den Geldsegen überhaut leistet. Die paar wenigen Künstler, die von ihrer Arbeit leben können, schaffen das auch ohne die Tantiemen von der Plattenfirma. Und die Unterstützung fliesst zum Beispiel im Fall von Britney Spears eindeutig in die Ecke für schlechte Marktinstrumente. Musiker, die ihr Handwerk verstehen bekommen nur Brosamen aus dem Gebühren-Kuchen. Deshalb müssten wir kein schlechtes Gewissen haben das neue Hüpf-Liedchen von Britnes herunter zu laden - nur: wer will das Teil schon?

Siehe auch: 3 ältere Artikel zum Thema

1 Kommentar:

Monsieur Fischer hat gesagt…

klingt vielleicht egoistisch, aber irgendwie ist es mir egal, ob in de usa ein downloader verklagt wurde. die erschiessen in dem land ja auch noch leute und verbieten homosexualität... selber schuld wenn man sich das als volk alles gefallen lässt und den dummen präsidenten noch einmal gewählt hat. wir haben verdammtes glück diesbezüglich dass die schweizer rechtssprechung was den download angeht sehr liberal ist.

ich ziehe mir meine sachen woche für woche in russland runter. zahle da schön brav meine paar rappen für ein album und bin zufrieden. was die mp3-player angeht. direktimport! schön übers ausland bestellen oder schnell über die grenze nach frankreich einkaufen. auch hier sind wir ja priviligiert im gegensatz zu anderen staaten.

der musikindustrie - wo ich ja auch mal dazu gehört habe - immer feste ans bein pinkeln. bis sie merken, dass sie falsch ticken!!!