Donnerstag, 11. Oktober 2007

Burma: Wenn man nichts mehr hört, ist wohl alles in Ordnung

Wenn man nichts hört, ist alles in Ordnung. Nach diesem Grundsatz richtet sich nicht nur die Kommunikation im erweiterten Verwandtschaftskreis, dieses Motto gilt für alles in der Welt. Zum Beispiel Burma. Und wenn mal einer sagt, man dürfe nicht vergessen, so dient das vor allem der eigenen Gewissensberuhigung, aber bestimmt nicht dem Weltfrieden.

Ich habe die "free-burma"-Aktion in den Blogs dieser Welt als Hype bezeichnet. Und behauptete, nur zwei Tage nach der Aktion würde kaum noch einer, weder über die Aktion, noch über Burma berichten. Ich musste mir Schelte anhören und in Steini's Garten werde ich immer noch zu Unrecht als "Schulterklopfer" eines Rechtsradikalen bezeichnet.

Das düstere Fazit: Leider hatte ich recht.

Gestern Mittwoch schaffte es gerade noch ein einziger Bericht in die Schweizer Blogs. Darin ging eine junge Dame der Frage nach, warum Burma nicht Myanmar genannt werde. In den letzten vier Tagen erschienen darüber hinaus zwei Lobeshymnen auf die gelungene Aktion und zwei Hinweise, dass fast alle Reiseveranstalter nicht mehr davon abraten nach Burma zu reisen. Rambo 4 war auch noch ein Thema: Der neuste Streifen mit Sylvester Stallone handelt doch tatsächlich in Burma. Einzig bei Beat's Blogbox, Blogging Tom, Kreidebleich, Lupe, monsieur fischer und im müllerzimmermann blog erschienen Updates über die Geschehnisse in Burma und liessen in den Zusammenfassungen auch Kritik zu. Vielen Dank an dieser Stelle auch an jene, die sich an der Diskussion in diesem Blog beteiligt haben.

Auch die Tagespresse ignoriert den Fall Burma so gut es geht. Zum einen lassen sich Informationen über die Krise viel schlechter besorgen (und verkaufen), als etwa Rufschädigende Geheimnisse über alle möglichen Nationalratskandidaten. Zum anderen interessiert es die Öffentlichkeit schlicht nicht mehr. Man reagiert zwar betroffen wenn jemand danach fragt, aber man hat hier so seine eigene Probleme und Burma ist 2 Millionen Lichtjahre weit weg. Das grössere Problem scheint zu sein, dass ja keine Reisen nach Myanmar anulliert werden. Der Reiseveranstalter Tourasia hat sogar erklärt, dass das Bereisen des Landes uneingeschränkt möglich sei - Eine Meldung die inzwischen wieder entfernt wurde.

Da nützte auch die aufgeregte Erzählung von Christine Zapka im ZDF nichts ("heute nacht", DO 00:10 Uhr). Zapka berichtete von den nach wie vor sehr schlimmen Zuständen; der Manipulation der Presse durch das Regime; und dass Bürger, die nicht an einer Pro-Militärischen Demo teilnehmen würden, eine Busse von umgerechnet 7 Euro bezahlen müssen - in Burma ein Vermögen.

Es gibt noch ein zweites Fazit: Wir können absolut nichts tun. - Ja natürlich: auf die Zustände aufmerksam machen. Glaubt mir, davon wissen nun wirklich alle. Aber die Olympischen Spiele in China werden trotzdem stattfinden. Und Rubine aus Burma legen an Wert eher noch zu.

Das mulmige Gefühl, die Blog-Aktion diente also nur dem eigenen Promoting, bleibt. Wobei keiner ein schlechtes Gewissen haben muss, soviel habe ich dazu gelernt. Spätestens nicht bei der nächsten Meldung über Rekordgewinne bei Migros oder Coop. Dann denken wir einfach daran, wo die Spielsachen produziert werden, wie viel ein Südamerikanischer Kaffeebohnenpflücker verdient und ob das gebratene Tier auf dem Weihnachtstisch wohl tiergerecht gehalten wurde.

Der Profit der einen, ist immer der mehrfache Verlust für andere. Nach diesem Gesetz funktioniert die Wirtschaft schon seit der Steinzeit. Leider.

Bildlegende: 1 Hungersnot in Nordkorea (amnesty international) - 2 Vergewaltigungen in Sudan ( amnesty sudan) - 3 Behausung für zehn Menschen im Sudan ( - 4 Krieg in Afghanistan (

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Dann denken wir einfach daran, wo die Spielsachen produziert werden, wie viel ein Südamerikanischer Kaffeebohnenpflücker verdient und ob das gebratene Tier auf dem Weihnachtstisch wohl tiergerecht gehalten wurde."

Angebot und Nachfrage, Ausbeuten oder Ausgebeutet werden. Man hat immer eine Wahl.

Anonym hat gesagt…

Es gibt halt dazu immer verschiedene Sichtweisen und das dürfte auch gut sein so. Ich war sehr beeindruckt von der Aktion, den das Ziel war, das "Internet mit der Burma-Meldung zu fluten". Mindestens haben wir das in Wien so geplant. Aufmerksamkeit zu erhaschen geht eben am besten mit einem "hypeartigen Konstrukt". Dass nach der Aktion Ruhe einkehren wird, war klar. Da hast Du Recht.

Ich werde sicherlich wieder über das Thema berichten. Allerdings nehme ich mir die Freiheit, auch mal ein paar Tage nichts dazu zu sagen.

Wie schon oft erwähnt, respektiere ich Deine Meinung zum Thema. Ich sehe es halt anders.

Metallschaedel hat gesagt…

Wenigsten sind die Kinder der dritten Welt nicht arbeitslos, denn sie produzieren unsere Handys und Spielsachen, :-(