Über Blogger-Aktionen lässt sich streiten. Nach der europäischen Initiative folgt heute die amerikanische. Doch darf eine gut gemeinte Solidaritätsaktion nicht auch kritisch hinterfragt werden? Anscheinend nicht, wie der Autor dieses Blogs erfahren musste. Dabei ist doch geade das blinde Folgen eines Anführers verantwortlich für Zustände wie in Burma.
Ich habe mal aus Gwunder an einer Du-verlinkst-mich-und-ich-verlink-dich Aktion mitgemacht und habe mir dann vereinzelt anhören müssen, das sei Beschiss. Genau so verhält es sich grundsätzlich auch bei einer Blogparade, in der Leser aufgefordert werden zu einem bestimmten Thema einen Bericht zu schreiben. Das offizielle Ziel ist es einander zu verlinken, be- und anerkannt zu werden, Leser zu gewinnen. Inoffiziell gewinnt man Rankingpunkte da, wo es manchen wichtig erscheint - ich gebe zu, auch mir gefallen die Punkte.
Dass dieses inoffizielle Ziel bei den Machern der Blog-Aktion "free Burma" im Vordergrund gestanden haben könnte, war Gegenstand meiner Behauptungen in diesem Beitrag. Die Reaktionen in gewissen Blogs, in denen ich diese Frage aufgeworfen habe, bestätigten mich in dieser Annahme eher noch. Einige reagieren sogar militant denen gegenüber, welche die Aktion kritisieren - aber dazu weiter unten mehr.
Im Zusammenhang mit der Aktion "free Burma"möchte ich ein paar nackte Zahlen stehen lassen, die interessant sein könnten: Am 4. Oktober wurden bei Slug 651 Beiträge in den Schweizer Blogs gezählt. In 70 Blogs (11%) erschien der simple Banner, mit dem gegen die Missstände in Burma protestiert werden sollte. Nur knapp die Hälfte der 70 Autoren hielt sich auch an die weitere Bedingung, ausser dem Bild nichts anderes zu bloggen. An den beiden Tagen vor und nach der Aktion wurde aber sogar deutlich weniger geblogt: 577 Artikel am Mittwoch, 517 Artikel am Freitag.
Thema erledigt, jetzt wird geschossen
Das Thema hat sich inzwischen Blogmässig schon wieder erledigt. Am Freitag brachte die Slug-Suche nach "Burma" gerade noch 18 Treffer, davon haben zwei den Banner einfach zu spät platziert und einer hat sich über Reaktionen bei Technorati gäussert. Mehr Bauchschmerzen bereitet mir der Blogger, der mich als Schulterklopfer von Rechtsextremen und als Ungönner und Spamer betitelt, weil ich mir erlaubt habe, die Aktion aus einem kritischen Blickwinkel zu betrachten. Ich habe dem betreffenden Blogger persönlich geschrieben und ich bin sicher, dass er diese falschen Behauptungen, einschliesslich dem Link auf meine persönliche Seite, bis Sonntagabend zurück ziehen wird. Es wäre ja ein Witz, wenn jemand an einer Aktion gegen Repression teilnimmt und gleichzeitig einen anderen wegen seiner Meinungsäusserung diffamiert.
Wie weiter?
Die Aktion ist durch. Den Mönchen gehts noch nicht wirklich besser. Den weltweit 35 Millionen Flüchtlingen anderer Kriege ebenfalls nicht. Ich habe genau so wenig die obige Rufschädigung verlinkt, wie ich mir auch kein abschliessendes Urteil über den Erfolg der Aktion "free Burma" erlauben will. Soll jeder seine Meinung dazu haben dürfen. Für mich gilt: Sollte ein einziges Menschenleben durch diese Aktion gerettet worden sein, wars ne super Sache. Sollte sich das Militär-Regime aber durch die Aktion in die Enge getrieben fühlen und deswegen noch mehr töten, weiss ich nicht ob das kürzlich gelesene Argument noch trösten kann: "Ach was, so viel Einfluss haben Blogger nicht" - Da frage ich mich: Warum dann eine Blog-Aktion?
Aber auch Goggi lernt dazu: Obwohl ich ihn zuerst kritisiert habe: Robert Basic (der Initiator in Deutschland) befasst sich intensiv mit dem Thema Burma. Genau so wie Lupe oder monsieur fischer. Bei Marc's Webvox findet man heute auch Ansichten von anderer Seite und Links zu vergessenen Konflikten. Kritik zum Nachlesen gibts dagegen bei Phlow, trice, Winkelried oder taxipluto. Besonders lesenswert finde ich die Sicht von Upload.
In diesem Sinne: free Burma, free Ruanda, free Tschad, free Afghanistan, free Somalia... usw.
15 Kommentare:
Den letzten Satz mag ich unterschreiben, allerdings fehlen mir bei diesen Aktionen seit Jahren stets Länder wie zB Nordkorea, Kuba oder Venezuela. Solange die nicht dabei sind bleiben solche Aktionen einseitig, durchschaubar und es haftet das Odium der Parteilichkeit daran...
..... ich bin auch deiner meinung, goggi.....
..... ein tag (blinder) (blog)-aktionismus und dann haben die meisten das ganze schon wieder vergessen.....
..... sicherlich, burma is' zurzeit topaktuell, doch das weltgeschehen wurde durch diese blog-aktion ned ma' ein klein wenig gebremst.....
..... spricht heute denn noch jemand von guantanamo bay, dem offiziellen folter-gefängnis der usa in kuba.....?
..... spricht jemand heute noch vom bürgerkrieg oder konflikt in der west-sahara, in angola, eritrea, äthiopien, und vielen weiteren, die immer noch vor sich hin sudern.....?
..... wenn es ein blogger wirklich ernst nehmen würde und sich auch nur einem konflikt verschreiben würde und dies zu seinem alleinigen thema machen würde, dieser blogger hätte meinen respekt verdient.....
..... diese free-burma-aktion, und da denke ich ähnlich wie du, goggi, zu nutzen um für sich selbst ein paar links und klicks erhaschen, stellt in meinen augen den teilnehmenden blogger fast auf die gleiche stufe wie die tyrannen und unterdrücker in den jeweiligen konflikt-orten, es ist nur ein ausnutzen der menschen dort für einen eigenen nutzen.....!
..... lieber unterstütze ich einen guten bekannten von mir, der vor ein paar tagen für ein internationales hilfswerk den weg nach burma eingeschlagen hat.....
..... solche menschen, die leider in den medien allzu wenig erwähnt werden, haben meinen vollsten respekt, aber nicht jene, die aus der eigenen warmen stube aus dem bequemen stuhl ein bildchen in ihren blog hängen und meinen sie hätten damit was für den weltfrieden getan.....
..... im moment ist das auge der medien zwar ein wenig auf burma fokussiert, doch wie lange dauert das.....?
..... du hast ja selbst festgehalten, goggi, dass die blogosphere sich gerade ma' drei tage ein bisschen mit dem thema beschäftigt hat und sich dann selbstzufrieden wieder der eigenen schulterklopferei zugewandt hat.....
..... es mag ja ausnahmen geben, doch die meisten, die an der aktion teilgenommen haben, werden sich in drei monaten sicherlich nimmer daran erinnern, und das ist die wahre schande, denn, wie schon gesagt, ihr ziel is' ja erfüllt, sie haben ein paar links und klicks erhalten und das genügt ja, mehr an anteilnahme können und wollen sie ned erbringen.....
ich hielt mich ebenfalls nicht an die "abmachung" mit ausnahmen eines banners nichts zu bloggen. denn sinn einer solchen kampagne ist ja, die menschen über die missstände zu informieren, aufzurütteln. informationsfluss ist extrem wichtig.
und wenn schon viele medien auf den 4.okt. hinwiesen, und surfer daraufhin natürlich auch in den blogs vorbeischauen, wäre/ist es eine vertane riesige chance, wenn man diese leser nicht auch gleich mit infos über burma füttert.
und wie schon früher geschrieben, wenn sich schon mal ein paar mehr gegen einen missstand solidarisieren, warum sich dann aufregen.
at "u9ta":jetzt gibt es ja die "blogger for freedom":
http://www.blogger.com/www.blogger-for-freedom.org
at kopfchaos
zu deiner äusserung:
"... diese free-burma-aktion ... auf die gleiche stufe wie die tyrannen und unterdrücker in den jeweiligen konflikt-orten"
... kann man nur sagen: da hast du wirklich ein "kopfchaos", und was für ein wirres.
mit ein paar anderen punkten bin ich einverstanden.
Anderswo gelesen und für gut befunden:
Every so often, I find myself for the umpteenth time, driving behind a Vermont granolamobile whose bumper not only proclaims the driver’s enduring post-2004 support for Kerry/Edwards but also bears the slogan “FREE TIBET.”
It must be great to be the guy with the printing contract for the “FREE TIBET” stickers. Not so good for the guy back in Tibet wondering when the freedom thereof will actually get under way. Are you in favor of a Free Tibet? It’s hard to find anyone who isn’t. Every college in America is. There’s the Indiana University Students for a Free Tibet, and the University of Wisconsin-Madison Students for a Free Tibet, and the Students for a Free Tibet University of Michigan chapter, and the University of Montana Students for a Free Tibet in Missoula, which is where they might as well relocate the last three Tibetans by the time it is freed.
Everyone’s for a free Tibet, but no one’s for freeing Tibet. So Tibet will stay unfree–as unfree now as it was when the first Free Tibet campaigner slapped the very first “FREE TIBET” sticker onto the back of his Edsel. Idealism as inertia is the hallmark of the movement. Well, not entirely inert: it must be a pain in the neck when you trade in the Volvo for a Subaru and have to bend down and paste on a new “FREE TIBET” sticker. For a while, my otherwise not terribly political wife got extremely irritated by the Free Tibet shtick, demanding to know at a pancake breakfast at the local church what precisely some harmless hippy-dippy old neighbor of ours meant by the sticker he’d been proudly displaying decade in, decade out: “But what exactly are you doing to free Tibet?” she insisted. “You’re not doing anything, are you?”
“Give the guy a break.” I said when we got back home. “He’s advertising his moral superiority, not calling for action. If Rumsfeld were to say, ‘Free Tibet? Jiminy, what a swell idea! The Third Infantry Division goes in on Thursday,’ the bumper-sticker crowd would be aghast. They’d have to bend down and peel off the ‘Free Tibet’ stickers and replace them with ‘WAR IS NOT THE ANSWER.’”
But there’ll never be a Free Tibet–because, through all the decades Americans were driving around with the bumper stickers, the Chinese were moving populations, torturing Tibetans, imposing inter-marriage until Tibet was altered beyond recognition. By the time the guys with the Free Tibet stickers get around to freeing Tibet there’ll be no Tibet left to free.
Diese "Free Burma" Blogger sollten sich schämen! Grosse Klappe, nichts dahinter!
Deine Kritik finde ich angebracht, weil sie Hand und Fuss hat. Mich stören eher jene Zeitgenossen, die den Befürwortern der Aktion Dinge unterstellen, die nicht haltbar sind.
" Diese "Free Burma" Blogger sollten sich schämen! Grosse Klappe, nichts dahinter!"
Interessant (und nicht neu), dass die meisten undifferenzierten Kritiken gegen die Aktion anonym abgegeben wurden und werden.
"... diese free-burma-aktion ... auf die gleiche stufe wie die tyrannen und unterdrücker in den jeweiligen konflikt-orten"
Darf ich mal Deine Rauschmittel (wohl ein geheimer Cocktail) probieren :) ?
stimme zu 100% mit u9ta gründer überein. ich habe etwas mühe damit, solche aktionen zu unterstützen, nur weil sie gerade "aktuell", dh. in den medien, sind. es gibt x andere konflikte, über die kein schwein spricht.
..... tja, lupe & Marc, wenn ihr mich schon zittiert, dann aber doch bitte richtig.....:
..... diese free-burma-aktion, und da denke ich ähnlich wie du, goggi, zu nutzen um für sich selbst ein paar links und klicks erhaschen, stellt in meinen augen den teilnehmenden blogger fast auf die gleiche stufe wie die tyrannen und unterdrücker in den jeweiligen konflikt-orten, es ist nur ein ausnutzen der menschen dort für einen eigenen nutzen.....!
..... ich hoff' meine meinung drückt nun etwas deutlicher durch.....
Hallo Goggi,
ich muss mich da auch dem "kopfchaos" anschliessen. Ich denke ebenso, dass diese Aktion mehr oder minder der Rankingsucht zugeordnet werden muss.
Ganz ehrlich: Welcher Diktator wäre schon über solch eine Internetaktion in Panik? Da draussen kann jeder rufen, kreischen und sich auflehnen. Man ist ja weit genug weg vom Krisenherd.
Eine "Vor-Ort-Aktion" egal in welchem Land wäre zum Scheitern verurteilt, weil, dann müsste man sich ja bewegen aus seinem gesicherten westlichen Stuhl.
Außerdem, Europa und die USA sind eh handlungsunfähig und können in dem Land nichts ausrichten. Einzig Japan und China, die Handelspartner könnten in dem Land intervenieren.
BTW: Hat eigentlich noch keiner gemerkt, dass es gar kein Burma mehr gibt? Das Land nennt sich Myanmar und Rangoon ist nicht die Hauptstadt...
Hi there!
Yes, I've been writing on the Burma subject as well.
The events which unfolded in the past couple of weeks have been disturbing.
There must be action now...
Julian
www.ijulian.blogspot.com
wie geschrieben, bin mit vielen punkten einverstanden, insbesondere, was die art der kritik an der kritik anbelangt.
wenn man den teilnehmern der burma-aktion aber unterstellt, sie würden es wegen zusätzlicher links machen, dann könnte man allerdings auch untersuchen, ob bashing gegen eine gutgemeinte aktion nicht noch mehr besucher bringt. nur möchte ich die burma-aktion auf dieser ebene nicht diskutieren. stöckchen, blogparaden und ähnliches (spreeblick hat einst dazu wunderschöne satirische tipps gegeben) bringen links. aber auch hier gilt: lange nicht jeder nimmt an solchen aktionen teil, nur weil er mehr links will.
kopfchaos, ich finde auch mit deiner präzisierung den vergleich von teilnehmern der aktion mit menschenschlächtern deplatziert. wenn einer aus diesem grund teilnahm, so tötete er damit keine menschen. man vergleicht ja heutige autobahnbauer auch nicht mit einem gewissen deutschen, nur weil der (vielleicht) mit dem bau seiner autobahnen seinerzeit dasselbe ziel (schnellere verbindungen von a nach b) verfolgte.
ich bin sicher, du hast es auch nicht so drastisch gemeint, aber zumindest höchst unglücklich ausgefallen ist der vergleich trotzdem.
und zu torsten: die diktatoren haben bestimmt, dass das land fortan myanmar heisse und wer mit wessem blutgeld die neue hauptstadt lancierte, weisst du ja sicherlich auch.
Wer den Aufruf ganz durchgelesen hätte (Punkt 6), wusste, dass es sich nicht um Schweigen handeln musste:
1. Publish a posting (Bulletin Board, Forum, Blog, Social Network, Static Website…) on the 4th of October with the header: “Free Burma!”
...
6. Feel free to write any additional text you want.
_______
Nochmals, es ging um Aufmerksamkeit für die Probleme in Burma. Niemand hat mehr erwartet.
Gleich wie die weltweiten Demonstrationen für Burma am 6. Oktober.
@alle
Grundsätzlich postet hier keiner anonym. Zwar finde ich anhand der Statistiken nur die gröbsten Koordinaten heraus, doch Vergleicht man die Einträge wie IP-Adressen, Hoster usw, tauchen interessante Parallelen auf. ;-)
Ausserdem wird in den Kommentaren selten getadelt, das geschieht anderswo. Zum Beispiel in Steini's Garten. Dort wurde ich meiner Kritik wegen als Schulterklopfer eines Rechtsextremen bezeichnet...
@kopfchaos.
Ich bin nicht restlos einverstanden mit Deiner Ansicht, aber auch hier gilt: Deine Meinung gilt genau so wie alle anderen. Auf der anderen Seite finde ich auch nicht, dass sich Blogger schämen müssen. Die meisten handeln im Guten.
@roman. Auch hier gilt es zu beachten, dass ich die Fragestellung gewählt habe. Ich behaupte selten etwas. Behaupten tut dagegen Sam vom Steinis Garten (den ich aus Gründen der Fairnes vorläufig nicht verlinke)
@alle: Ich rufe zur gesitteten Diskussion auf. Es geht nicht darum Meinungen zu unterdrücken, sondern durch die Kritik für künftige Aktionen zu lernen.
Thank you for helping. FREE Burma!!!
Bush slammed the UN and the rulers of Myanmar in his UN speech last week. The only country that has any influence over Myanmar is China, and they can't and won't push too hard. There is too much Oil & Gas there that they need.
The UN must do something, but they never use military force to fight.
That is a huge problem.
Illegal drug and ruby fortunes are a BIG part of this too.
absurd thought -
God of the Universe wants
complete narco states
criminals in power
loving the corrupt drug war
absurd thought -
God of the Universe says
shoot peaceful protesters
calling for democracy
which you must never allow
absurd thought -
God of the Universe thinks
keep trying communism
you can never KILL too much
pursuing Utopia...
http://free-burma.org/
http://absurdthoughtsaboutgod.blogspot.com/
:)
.
Kommentar veröffentlichen