Regelmässige Werbefernseh-Zuschauer kennen den Coop-Spot sicher, in dem ein offensichtlich wohlsituiertes Pärchen einander das Zeug kaputt macht. Erst zerschneidet er ihr die Kleider, dann verbrennt sie ihm das Portemonnaie. Dann löst sich sein Modellauto auf, ehe ihr Schmuck im Mixer verschwindet. Lustige Sache, und zuletzt kauft man alles neu beim Coop.
Irgendwie verschwenderisch, oder?
Jetzt könnte man ja über das Filmli schmunzeln, weil es verzerrt ja die Realität und wirklich alles kaputt machen, nur um es nachher beim Coop neu zu kaufen, sowas fällt niemandem wirklich ein. Und es gibt auch sicher keine Familien in der Schweiz, die es sich schlicht nicht leisten können Dinge aus Spass wegzuschmeissen und sie beim Coop umgehend Neu zu kaufen.
Doch bei Coop verfolgt man da eine eigene Philosophie und das verschwenderische Denken scheint in der PR-Abteilung des Konzerns vollends Einzug zu halten. In der letzten Ausgabe der Coop-Zeitung bekommt man sogar eine ganz genaue Anleitung, wie man noch funktionierende Dinge wegschmeisst und sie durch Neue ersetzt. Stromsparlampen heisst das Zauberwort und weil dieser Tage der energyday07 stattfand, erklärte uns die Coop-Zeitung unter dem Titel "Useschruube - ineschruube", man hätte alle herkömmlichen (noch funktionierenden) Glühbirnen sofort durch Energiesparlampen von Coop zu ersetzen.
Irgendwie verschwenderisch, oder?
Zumal die tatsächliche Einsparung nicht ausser Zweifel steht. Zwar stimmt es, dass eine Glühbirne der neuen Generation deutlich weniger Strom im Betrieb verbraucht, doch kosten die High-Tech-Birnen in der Produktion und besonders bei der Entsorgung einiges mehr an Energie. Aber das kann uns ja wurscht sein, weil 70% des weltweiten Elektro-Mülls verschwindet eh in China und das ist ja so weit weg, das geht uns nichts an. Und wie der Müll dorthin kommt geht uns sowieso nichts an, wir hocken schliesslich schon auf den 2'500 Tonnen Wahlpropaganda aus dem Abstimmungsherbst und da wurde der Klimaschutz besonders gross geschrieben, das geht uns ebenfalls nichts mehr an. Also ab in den Coop, wo's alles bedenkenlos Neu gibt.
Ich finde die Coop-Werbung blöd. Gedankenlose Verschwendung verpackt in einem lustigen Spot, kombiniert mit vorgetäuschtem Umweltbewusstsein. Andere Firmen tun das sicher auch und die geniale Useschrube-Ineschruube-Idee hat ihren Ursprung auch nicht wirklich bei Coop. Nur dummerweise haben sich die beim Verschwenden erwischen lassen. Und so kaufen wir jetzt nur noch bei Migros ein, bis die irgendwas verbocken und der Artikel in der Coopzeitung vergessen ist. Weil in einem sind wir Konsumenten besonders gut: Beim vergessen.
4 Kommentare:
Den Coop-Werbespot mag ich nicht kommentieren, da ich ihn bisher nicht kenne, jedoch Deine Meinung zur Energiebilanz von Energiesparlampen!
Es stimmt zwar: Die Herstellung von Energiesparlampen verbraucht zwar etwa 10 Mal mehr Energie als die Herstellung einer herkömmlichen Glühbirne. Aber entscheidend ist die Gesamtenergiebilanz. Eine konventionelle 60-Watt-Glühbirne verbraucht im Laufe ihres Lebens - inkl. Herstellung - rund 60 kWh. In der selben Zeit verbraucht eine Energiesparlampe (auch inkl. Herstellung) nur etwa 12 kWh - und "lebt" danach noch lange weiter!
Und wie kommt die Glühbirne zurück zu Philips und von da in die zentrale Verwertungsabteilung in Xuang? Per Durchzug? Sonnenwind?
in der aktuellen ausgabe des k-tipp (heute im briefkasten gehabt) wurden 12 modelle von energiesparlampen getestet. 5 davon eignen sich nicht für häufiges ein- und ausschalten.
aber sogar die schlechtesten lampen sind immer noch besser als die "normalen" lampen!!!
In einem anderen Bericht war denn auch zu lesen, dass Energiesparlampen aufgrund der Ewigkeit die sie benötigen um richtig hell zu werden, einfach brennen gelassen werden und im Schnitt drei Mal länger brennen als nötig.
Trotz allem rechtfertigt das irgendwie nicht, dass man wissentlich funktionierende Geräte rausschraubt und ersetzt.
Kommentar veröffentlichen