Freitag, 17. August 2007

Beromünster hat ausgefunkt

Ende 2008 wird der Turm zu Beromünster, der höchste und älteste Radio-Sendeturm der Schweiz, abgestellt. Schon heute wird der Hauptsponsor DRS 1 entrümpelt und die veraltete Technologie auf den digitalen Gnadenstoss vorbereitet.

Der Turm stammt aus einer Zeit, als die Radios noch leuchtende Röhren im Gehäuse hatten. Das Hören geschah vorwiegend mittels Amplitudenmodulation. Weit weg war der digitale Schnickschnack, der uns Hörgenuss beschert, als stünden die Rolling Stones im eigenen Wohnzimmer.
Das Rauschen je nach Wetterlage, gehörte zum guten Ton als DRS 1 - erst viel später vom Piraten Schawinsky genötigt - monopolistisch-fröhlich auf der Mittelwelle herumätherte. Der Sender war der Nabel zur Welt und der sonntägliche Höhepunkt war die Schweizer Radiohitparade. Da - und nur da - bekam man als Normalsterblicher mit, dass
Styx mit Boat on the River auf Platz 1 lag. Und wenn man die Scheibe Stereo hören wollte, musste man in den Laden, die Vinylplatte besorgen gehen.

Heute ist das freilich anders. Via Internet lassen sich Radiostationen live aus der Pampa Südamerikas hören und die Hitparadensongs können dank Digital Audio Brotkasten (DAB) direkt auf einen MP3-Player gestreamt werden. Vom Downloaden wollen wir jetzt gar nicht sprechen, da befürchte ich übrigens, wird auf Frischgeborene Babies künftig eine Urheberrechtsgebühr verlangt, schliesslich hat so ein Ding ja Ohren.

Laut einer Medienmitteilung wird DRS 1 künftig "durchhörbarer" und die Volksmusik wird auf einen Digitalen Sender ausgelagert (wo ist da nur der Zusammenhang). Damit werden schunkelnde Volksgenossen gezwungen, was Fehrn-Seher die Dittsche im WDR schauen wollen schon lange müssen: Sich ein digitales Enpfangs-Ding zulegen. Dieses hat dann neben 400 Speicherplätzen und einer eingebauten Festplatte, einen automatischen Lautstärkenabgleich, RDS-Newsletter-Anzeigefunktion, Internetanbindung und Dolby-Surround 5.1.

Ende 2008 wird "Beromünster", der höchste und älteste Radio-Sendeturm der Schweiz abgestellt. Was danach mit dem Denkmal schweizer Pionierarbeit geschieht, weiss man noch nicht genau. Vermutlich wird er von alternativen Flüchtlingen aus dem Torfeld Süd besetzt: Zu oberst die Freischaffenden, ganz unten die Naturverbundenen die einen See anlegen wollen. Musik hören wir spätestens ab dann nur noch digital.


Ein Glück haben wir trotzdem nur zwei Ohren.

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