Donnerstag, 2. August 2007
Knorrli entlässt 20'000 Menschen
Hören wir "Knorr", verstehen wir hierzulande "Aromat", eine Streuwürze die in keiner Schweizer Küche fehlt und nach Herstellerangaben einen Bekanntheitsgrad von phänomenalen 96% aufweist. 1945 erfand der Schweizer Walter Obrist das einzigartige Gewürz für Knorr, seit 1952 gehört das gelbe Gold zum Verkaufsrenner beim deutschen Unternehmen. Wesentlichen Anteil am Bekanntheitsgrad hat Knorrli, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.
Über den runden Geburtstag können sich aber nur wenige freuen. Knorr war seit 1998 immer wieder Gegenstand von Übernahmen und gehört heute zur Unilever-Gruppe, einem britisch-niederländischen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von fast 40 Milliarden Euro. Unilever gab heute bekannt, weltweit 20'000 Stellen zu streichen, dies entspricht rund 10% der Belegschaft. 1/6 der Produktionsstätten sollen in den nächsten vier Jahren geschlossen werden und das, obwohl der Umsatz im zweiten Quatal dieses Jahres um 3% gesteigert wurde und bis Ende Jahr ein Rekordgewinn von 5 Milliarden Euro erwartet wird.
Damit wird uns ein weiteres Mal vor Augen geführt, dass Traditionen und Emotionen schnell weichen müssen, wenn es um harte Franken geht. Lief uns als Kinder noch das Wasser im Munde zusammen, wenn der Knorrli seine Nase, tief Luft holend, über die Quick-Soup streckte, bleibt uns heute der Duft der Globalisierung im Halse stecken. Ähnlich erging es anderen Schweizer Erfindungen: Sugus zum Beispiel gehört eigentlich dem weltgrössten Kaugummihersteller Wrigley Company und Ricola hat's zwar erfunden, wird aber in Frankreich abgepackt.
Der Stellenabbau bei Unilever - und damit auch bei Knorr - wird manchen Familienvater ins Schwitzen bringen. Gerettet dagegen sind die Aktionäre: Die Aktie legte heute Abend um 5% zu.
Weitere Unilever-Produkte: Lätta, Lusso, Iglo, BiFi, Lipton, Magnum, Rexona, Axe, Timotei, Omo.
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2 Kommentare:
Oswald Nahrungsmittel gehört auch noch in diesen Konzern... da hab ich mal gearbeitet... ging grad noch bevor Unilever das Ganze übernommen hat... gottseidank!
Tja das ist Globalisierung und Gewinnmaximierung. Es geht nur noch um die Zahlen für die Aktionäre.
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