Kurt Aeschbacher schreibt: "Blogs sind keine recherchierten Zeitungsartikel, sondern persönliche Tagebucheinträge" Dies, nachdem er sich in seinem Blog etwas voreilig über die Schulbehörde beschwert hatte, die sich nicht um die Eltern des ertrunkenen Schulbuben in Brugg gekümmert haben sollen. Wie sich jetzt herausstellt: Sie kümmerten sich doch, der Vater sträubte sich aber dagegen.
"Blogs sind keine recherchierten Zeitungsartikel, sondern persönliche Tagebucheinträge" Aeschbis Aussage mag für Blogs stimmen, die sich über Schreibfehler bei 20 Minuten lustig machen, oder aus der Welt der Kafirahmdeckeli berichten. Kurt Aeschbacher's Blog ist für mich aber kein reiner Blog. Er wird auf den Seiten vom Schweizer Fernsehen gehostet und das was Aeschbi in den Blog schreibt bezieht sich vielfach auf seine Sendungen. Damit verbreitet einer der bekanntesten Schweizer auf der einer Seite zwar "nur" seine persönliche Meinung, durch seine Stellung als menschlicher und glaubhafter Moderator wird seine Meinung aber von vielen Lesern als Tatsache interpretiert. Vergleichbar mit einem Doktor oder dem Polizisten: Wenn der das sagt, muss es ja stimmen.
Und hier stellt sich die Frage: Wo hört die Recherche auf, wo fängt die persönliche Meinung an. Besonders in einem universellen Blog (wie auch dieser hier einer ist) muss der Leser erkennen können wie etwas gemeint ist. Neben der Art, wie ein Bericht verfasst wird, sind zum Beispiel Tags hilfreich, die bei Aeschbi gänzlich fehlen. Im Nachhinein schreiben, man habe es ganz anders gemeint und sich auf emotionale Desorientierung berufen, ist halt immer schwierig zu glauben. Die Formulierungskünstler des "Blick" haben denn auch promt Aeschbis Aussagen so gedreht, dass es wie eine Tatsache rüberkommt, was er schreibt.
Aber es zeigt halt auch, dass Blogger wie Väter, wie Menschen reagieren: Nämlich emotional. Wenn die eigene Fussballmannschaft Haushoch verliert sind wir erstens einmal verärgert und Schuld sind auch immer zuerst alle anderen. Die wahren Gründe interessieren einem da noch nicht. Vielleicht ein unpassender Vergleich, aber das Prinzip ist das gleiche. Ich plädiere deshalb für die Meinungsfreiheit der Blogger, sofern diese nicht als Tatsache verkauft wird.
Und den Blick gibts in einem Jahr sowieso nicht mehr ;-)
Aeschbi's erster Eintrag zum Thema
und die Präzisierung
Die nächste Aeschbacher Sendung: Heute, 22.30 Uhr, SF1 Themen, Trailer
Bild: © SF DRS/Oscar Alessio
14 Kommentare:
Ich finde es immer wieder schade, dass Blogs mit "Tagebüchern" gleichgesetzt werden. Es sind Journale. Tagebücher haben im deutschsprachigen Raum eine ganz andere Bedeutung. Der Begriff trifft bei den meisten Blogs nicht richtig.
schliesse mich dem roman an. für mich ist es auch mehr als das, was wir schweizer unter einem tagebuch verstehen. bzw. würde ich tagebuch-einträge nicht in den blog schreiben.... wäre mir zu persönlich für die öffentlichkeit.
Nun, ich mag mir nicht anmaßen ein Pauschalurteil über die Welt der Blogs zu fehlen, dazu ist mir diese Welt zu neu.
Allerdings bin ich jetzt mal so arrogant mich hinzustellen und zu sagen als Mann der Wirtschaft mit jahrzehntelanger Erfahrung als Frontsau ist es mir ein bisschen möglich zu beurteilen was seriöse Wirtschaftsjournalisten (denen man aufgrund ihrer Ausbildung Vorsatz unterstellen darf) so schreiben. Und lasse mich zur kühnen Behauptung hinreißen dass zB alleine Goggis Phantasiebeiträge (fast alle zT brilliant geschrieben) besser recherchiert sind als 90% der Texte die in gängigen Tageszeitungen im Wirtschaftsteil zu lesen sind...
...zu fällen...
Verflixt aber auch.
Ich finde auch: Die Welt der Blogs ist einfach zu unterschiedlich.
Aber der Herr Aeschbacher zählt für mich auch zur „Profiliga“ und da erwarte ich schon Präzision in der Recherche! Ehrlich gesagt und auch geschrieben, erwarte ich das von allen Blogs. Ob ich nun etwas über Beziehungsprobleme, Schminktipps, Kochrezepte oder was auch immer lese: Ich erwarte, DASS es stimmt .Blogs müssen einfach authentisch sein, sonst macht es keinen Spaß
Ich denke allerdings, dass sich der Blog von Herrn Aeschbacher doch um einiges von „normalen“ Blogs unterscheidet, welche hauptsächlich in journalistischer Manier übers Tagesgeschehen berichten. Seinen Blog halte ich doch eher für ein persönliches Tagebuch - er schreibt ja wirklich hauptsächlich über persönliche Erlebnisse, sei es zur Sendung oder privat.
Und dass sein Text in dieser Situation – quasi als Direktbeteiligter – emotional ausfällt und dass er im ersten Augenblick der Wut vielleicht auch vorschnell Vorwürfe ausspricht ist, denke ich, mehr als verständlich. Das geht uns ja oft genau so. Und weil er ja auch die Kommentare der Schulgemeinde und Andersdenkenden stehen lässt und nochmal dazu Stellung nimmt, habe ich persönlich vollstes Verständnis für den Eintrag – eigentlich.
Denn leider ist es nun mal so, dass Herr Aeschbacher eine öffentliche Person ist, und da ist es halt schon naheliegend, dass bald einmal der Blick kommt und sein Konterfrei zu dem Thema als Front-Aufhänger benützt. So wird die ganze Geschichte dann halt sehr ärgerlich und nimmt ein boulevardeskes Ausmass an, das ihm in der ersten Aufregung vermutlich gar nicht bewusst war.
Tragische Geschichte, auf jeden Fall.
Ich habe heute Aeschbis Sendung gesehen und man muss es einmal mehr feststellen: Der Mann weiss wie man mit Menschen umgeht. Er trifft immer den richtigen Ton, die passende Pointe. Er weiss, wann ein Scherz angebracht ist und wo ein Nachhacken eines zu viel sein könnte.
Mit diesem Hintergrund erstaunt die "spontane" Aktion des Aeschbachers vielleicht ein bisschen. Aber es macht ihn zum Menschen, der eben emotional reagiert und darüber mit sich reden lässt. Und ich rede hier NUR über die Geschichte mit dem Bub und nicht über die Person Aeschbacher an sich, oder die Begleitumstände, die sein Blog hervorgerufen haben. Etwa diese, als sich ein Kommentator in seinem Blog über die Meinung anderer Kommentatoren (nämlich mir) respektlos äussert.
Der wichtigste Unterschied von Aeschbis Plattform und unseren Blog ist der, dass sich auf Aeschbachers Kommentaren vorwiegend Leserbriefschreiber äussern. Die Kommentare werden weder zurück-kommentiert noch beantwortet. Hier - und das freut mich ganz besonders - entsteht ein Gedankenaustausch. Vielen Dank
@roman/fischer
Grundsätzlich darf ja jeder schreiben, was er will. Wenn einer seine geheimsten Geheimnisse aufschreibt, ist das seine Sache und keiner hat im vorzuschreiben, das dürfe in einem Blog aber nicht stehen, oder besser noch: vorschreiben, wie das Teil auszusehen hat (hierfür sind ja immer wieder 10-Punkte-Regeln im Umlauf... furchtbar.)
Es gibt also sowohl Tagebücher, Fan-Seiten und Infoquellen, als auch reine Spass-Blogs und bei einigen ist der Übergang zur Webseite recht schwammig, was aber auch gut ist. Wichtig ist, wer hinter dem Blog steht und damit komme ich auch zu
@ daniela/nie
die es genau richtig erkannt haben: Die Welt der Bloger ist dermassen vielfältig, da eine Struktur aufstellen zu müssen in der Art "So sind blogger" wäre, als würde man alle Fussballfans in den gleichen Topf werfen. Es gibt leblose Blogs, unpersönliche Blogs, Medienblogs a la Blick, oder eben personifizierte. Was Aeschbi oder Yoda, U9TA, daniela und nie schreiben ist relevanter, als das anonyme Baby-Blog eines werdenden Vaters ohne Namen.
Und in diesem Zusammenhang: Ein herzliches Merci nach Unterneuntupfing.. so viele Rosen :-)
Ich bin dafür, mehr von Ansichten zu schreiben als von sog. "Meinungen"! Im Dialekt sind Meinungen sowieso fragwürdig, so viele meinen in der Nacht geschwitzt zu haben, dabei hatten sie nur ins Bett genässt...
Eine falsche Ansicht ist ehrlicher, sie kann auch Variation des Standpunktes aktualisiert werden! :-)
siehst du, genau darum bloggt man, finde ich. zum diskutieren. macht spass. ;)
Ich möchte meinem vorherigen Post noch den fischer beifügen, den hab ich ob der vielen Einträge glatt übergangen. Seine Beiträge gehören zur Spitze der Blogs und gehören zu meinem täglichen Lesestoff!
@thommen. Di siehst: Die Bezeichnung eines Blogs ist vielfältig. Und es ist auch erlaubt überzureagieren, euphorisch zu sein, parteiisch und politisch. Sofern es zur Person dahinter passt. Von Aeschbi einen halbwahren Eintrag zu lesen kratzt an seinem Image. Wenn uns das passiert verlieren wir allenfalls ein paar Besucher, was zwar auch nicht schön ist, aber die meisten von uns leben ja nicht vom Bloggen, oder?
Und am meisten ärgerst Du Dich wohl, dass Du da nicht kommentieren und gleichzeitig einen Link auf Deinen Blog setzten kannst oder? :)
Ich lese den Aeschbiblog nun seit es ihn gibt und bin immer wieder erstaunt, wie viel der Mann preisgibt von sich, schliesslich ist er ja sowas wie ein "Star" hier in der Schweiz.
CTC, dann hast Du bestimmt gemerkt, dass ich sehr wohl einen Link zu setzen in der Lage bin ;-)
Mich ärgert viel mehr, dass zwar viele von der Aeschbi-Seite zu mir kommen, aber kaum einer sagt etwas. Das wiederum unterstreicht die Leserbriefmentalität, um nicht zu sagen, die "Motz-Mentalität" - nur ja nichtetwas zur Diskussion beitragen.
Aeschbis Blog finde ich - wie gesagt - gut. Er ist einfach kein reiner Blog und selbst wenn, ein bisschen mehr als andere bei den Fakten bleiben, muss er schon.
Ich geh jetzt Junior holen :-)
danke für die blumen, goggi!
@ ctc: der war fein... *grins*
Ihr seid ja nur neidisch :-))))))
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