Den beiden letzten Generalversammlungen des FC Aarau gingen angeregte Diskussionen voraus, die im Schweizer Spitzenfussball wohl beispiellos bleiben werden. Auslöser war der Rücktritt des damaligen Präsidenten Ernst Hunziker, der in den Jahren zuvor den Verein mit unpopulären, aber effizienten Mitteln vor dem Ruin gerettet hatte.
An seine Stelle sollte der streitbare Christian Stebler treten, was dem kleinen Aktionärsvolk ein Dorn im Auge war. Der Geschäftsmann aus Aarau hatte den Ruf, mit Geld nicht gerade haushälterisch umzugehen. Trotzdem, aber besonders, weil Alternativen fehlten und die Geschäftleitung den Präsidenten des Sponsorenvereins „Club 100“ unterstütze, wurde Stebler unter massivem Buhrufen der Aktionäre trotzdem gewählt. Die „Aargauer Zeitung“ schrieb später, 90% der anwesenden Aktionäre seien gegen Stebler gewesen.
Es folgte ein schwieriges Jahr, einige bezeichnen es heute als das dunkelste in der Vereinsgeschichte. Sie sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt, es würde viel mehr Geld ausgegeben, als vorhanden sei. Als dann auch noch der sportliche Erfolg ausblieb, kam Stebler immer mehr unter Beschuss und hüpfte mit seinen Statements quasi von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Und als vor der GV 2007 klar wurde, dass das Defizit in der Kasse die Millionengrenze überschreiten könnte, waren Steblers Stunden endgültig gezählt.
„Heckenschützen“ würden den Verein torpedieren, versuchte sich Stebler in einem Interview aus der Verantwortung zu winden und diesen sei es gelungen, „mit haltlosen Verunglimpfungen bestimmte Medien zu instrumentalisieren“. Tatsächlich offerierten diese (vermeintlichen) Heckenschützen vor der Generalversammlung allen Besuchern ein Heckenbier, gekleidet in schwarzen T-Shirts mit der entsprechenden Aufschrift. Weil Stebler aber im letzten Augenblick seinen Rücktritt anbot, zurückzog, wieder bekannt gab und zuletzt auch vollzog, wurde der Weg für Fredy Schmid geebnet, der sich lange geziert hatte, dieses Amt zu übernehmen. Es ist dem Geschicken von Verwaltungsratsmitglied René Herzog zu verdanken, dass die beiden Lager um Stebler und Schmid, mit Letzterem als Präsidenten, sich schliesslich auf einen gemeinsamen Gang in die Zukunft einigen konnten. Besonders dienlich war auch die Einsicht, dass in Aarau ein Gegeneinander nicht drin liegt, will man im Spitzenfussball Erfolge feiern.
Und tatsächlich gestaltete sich das vergangene Sportjahr sehr erfreulich. Die neue „Crew“ (ich hasse dieses Wort!) genoss das Vertrauen und den Zuspruch der immer zahlreicher ins Brügglifeld pilgernden Fans. Die Abstimmungen über das neue Stadion fanden nicht zuletzt dank dieser Einigkeit deutlichen Zuspruch. Selbst das neuerliche Rechnungsdefizit und die dadurch nötige Kapitalerhöhung, versetzt hier keinen mehr in Panik. Der Fehlbetrag wird als Altlast dem alten Präsidenten „angerechnet“ und so sieht man der heutigen Generalversammlung der FC Aarau AG gelassen entgegen.
Keine Heckenschützen, eitel Einigkeit und lauter fröhliche Gesichter. So werden sich die Aktionäre heute Abend wohl im lauen Abendlüftchen gemütlich ihr Bierchen genehmigen können und noch ein bisschen über die erfolgreichste Saison in diesem Jahrhundert philosophieren können. Zurücklehnen ist aber auch in Zukunft nicht angesagt. Die schnelle Umkehr zum Erfolg beweisst auch, dass schlechte Zeiten genau so plötzlich wiederkommen können. Das pflegt man im Erfolg ein bisschen zu vergessen.
3 Kommentare:
Ja wo warst Du den so???
Es gab sogar noch einen Top Apero :-)
Gesponsert vom Herrn Stebler? :-)
ja wo warst du denn??
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